Weihnachten im Lockdown: Kritik an Italiens Premier

Italien rätselt darüber, wie die Weihnachtsfeiern in Coronavirus-Zeiten und mit vielen Regionen im Teil-Lockdown aussehen werden. Premier Giuseppe Conte hat diesbezüglich klare Ideen. Weihnachten sollen die Italiener im Familienkreis mit wenigen, engen Verwandten verbringen. „Weihnachten bedeutet nicht nur Shopping und Geschenke. Unabhängig vom Glauben ist Weihnachten eine Zeit der spirituellen Besinnung, und mit zu vielen Personen um sich ist das schwierig“, sagte Conte.

Zuvor hatte der Regierungschef einem fünfjährigen Buben aus Cesano Maderno bei Mailand versichert, dass der Weihnachtsmann trotz Pandemie durch die Welt reisen könne, um die Kinder zu beschenken. Der Weihnachtsmann trage eine Atemschutzmaske und habe eine Sondergenehmigung, um die Welt zu bereisen, beteuerte Conte per Facebook. Der Ministerpräsident antwortete damit auf die bange Anfrage des kleinen Tommaso, der Conte in einem Brief angefleht hatte, „Babbo Natale“ nicht das Reisen zu verbieten.

Ministerpräsident Conte muss wegen seines Aufrufs, die spirituelle Dimension von Weihnachten zu berücksichtigen, viel Spott hinnehmen. „Ist Conte jetzt auch zu einem spirituellen Führer aufgerückt? Er wird es nicht schaffen, den Italienern einen Weihnachts-Lockdown schmackhaft zu machen“, meinte der Forza-Italia-Abgeordnete Francesco Paolo Sisto. „Conte sorgt sich um die Spiritualität der Italiener zu Weihnachten. Vom Regierungschef will er direkt Papst werden“, kritisierte der Vizepräsident der Abgeordnetenkammer, der oppositionelle Parlamentarier Fabio Rampelli.

Die italienische Regierung plant eine Verordnung mit Anti-Covid-Vorschriften für die Weihnachtszeit. Familien sollen demnach nur im engsten Kreis zusammenkommen können. Die meisten gegenwärtigen Anti-Covid-Maßnahmen sollen laut in Rom kursierenden Gerüchten über die Weihnachtsfeiertage in Kraft bleiben. Im Handel könnte es zu einigen Lockerungen kommen, um den Konsum in der Weihnachtszeit nicht ganz zu drosseln.

Die zunehmend restriktiveren Anti-Coronavirus-Maßnahmen in Italien drohen den Konsum in den Adventwochen schwer zu drücken. Der Handelsverband Confcommercio warnte vor der Gefahr fehlender Einnahmen für den Handel in einer Größenordnung von 110 Milliarden Euro. Die Regierung hat bereits Weihnachtsmärkte verboten. In mehreren Regionen Italiens ist ein „Mini-Lockdown“ mit der Schließung aller Geschäfte mit Ausnahme von Supermärkten, Apotheken, Zeitungskiosken und Trafiken in Kraft.

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