Armenien und Aserbaidschan übergeben Soldaten
Nach der Ankunft russischer Friedenstruppen in der Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus hat Aserbaidschan mehrere getötete Soldaten an Armenien übergeben. Dabei handle es sich um Streitkräfte, die bei den Kämpfen um die von Aserbaidschan zurückeroberte Stadt Schuscha ums Leben gekommen seien, teilte das aserbaidschanische Verteidigungsministerium mit. Eine Zahl wurde zunächst nicht genannt. Im Gegenzug habe Armenien sechs getötete Soldaten an Aserbaidschan übergeben.
Der Austausch von Leichen war zu Wochenbeginn in einem Abkommen über ein Ende aller Kampfhandlungen vereinbart worden. Nach Angaben des armenischen Gesundheitsministeriums in der Hauptstadt Jerewan sind bisher die Leichen von mehr als 2.300 Gefallenen forensisch untersucht worden. Darunter seien Leichen, die bisher noch nicht identifiziert worden seien, teilte das Ministerium bei Facebook mit. Die Karabach-Behörden gaben die Zahl der getöteten Soldaten zuletzt mit 1.383 an. Das aserbaidschanische Militär machte bisher mit Blick auf die Zensur während des Kriegsrechts keine Angaben zu den Verlusten in den eigenen Reihen.
Anfang der Woche hatten sich Armenien und Aserbaidschan unter Vermittlung Russlands nach mehreren Wochen heftiger Kämpfe auf das Abkommen verständigt. Kern der Übereinkunft ist der Einsatz von rund 2.000 russischen Friedenssoldaten in Berg-Karabach. Sie sollen die Einhaltung der Waffenruhe überwachen. Die meisten von ihnen bezogen bereits Stellung, darunter auch in der von Armenien kontrollierten Hauptstadt Stepanakert. Mittlerweile seien zwölf Beobachtungsposten eingerichtet worden, teilte das russische Verteidigungsministerium der Agentur Interfax zufolge mit. Zudem habe die Militärpolizei mit Patrouillen begonnen.
Im Dorf Charektar im Bezirk Kalbajar haben die armenischen Bewohner unterdessen damit begonnen, ihre Häuser anzuzünden. „Heute ist der letzte Tag, morgen werden die aserbaidschanischen Soldaten da sein“, sagte ein Soldat. Ein Hausbesitzer, der mit brennenden Holzscheiten den Fußboden in seinem Wohnzimmer in Brand setzte, sagte, er werde sein Haus nicht den Aserbaidschanern überlassen. „Alle werden heute ihr Haus abbrennen.“ Schon am Freitag waren in Charektar und Umgebung Dutzende Häuser in Flammen gestanden.
Aserbaidschan hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über Berg-Karabach mit etwa 145.000 Bewohnern verloren. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. In dem neuen Krieg hat sich Aserbaidschan weite Teile des Gebiets zurückgeholt. Das Land berief sich dabei auf das Völkerrecht und sah sich von seinem „Bruderstaat“ Türkei unterstützt. Armenien wiederum setzt auf Russland als Schutzmacht.