Österreichs Gesundheitssystem „vollkommen ausgelastet“

Das Gesundheitssystem in Österreich ist wegen der Coronapandemie „jetzt vollkommen ausgelastet“. Das sagte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, am Samstag in Wien. Gelingt keine Trendumkehr, gäbe es bald „die Situation einer Triage“, warnte Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin. Derzeit sind 567 von 2.000 Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt.

Wenn der steigende Trend anhält, werde es immer schwieriger, „Patienten auf Intensivbetten zu bekommen, die sie brauchen“, sagte Markstaller. Hier würde dann die Situation einer Triage eintreten, wo der Mediziner darüber entscheiden muss, welche Patienten intensivmedizinisch betreut werden. Wenn „das so weitergeht“, werde dies in den „nächsten Tagen“ eintreten.

Auch Rabady unterstrich die dramatische Situation. Man sei zwar so gut vorbereitet gewesen „wie man nur sein kann“, aber das Gummiband würde irgendwann reißen. Allerdings zeigte sie auch einen Hoffnungsschimmer auf. Die Pandemie werde - so wie jede zuvor - „vorübergehen“.

Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich derzeit die höchste Rate an bekannten Covid-Neuinfektionen weltweit. Das zeigt eine Aufstellung der Datenplattform „Our World in Data“. Im für Vergleiche üblichen 7-Tages-Schnitt liegt Österreich mit 831 Neuinfektionen pro Million Einwohner vor Georgien (781), der Schweiz (743) und Tschechien (674). Während die Schweiz und Tschechien ihre Neuinfektionen zuletzt einbremsen konnten, sind jene in Österreich seit Mitte Oktober ungebremst gestiegen.

Angesichts der hohen Auslastung der Krankenhäuser sowie der weiter steigenden Neuinfektionen und Todesfälle wird die Regierung am Samstag eine deutliche Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen ankündigen. Der am 3. November in Kraft getretene, vergleichsweise milde zweite „Lockdown“ konnte den Anstieg der Infektionen bisher nicht einbremsen. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr - in Kraft getreten am 16. März - waren die Infektionen noch zwei Wochen lang gestiegen und ab April wieder zurückgegangen. Die Zahl der Todesfälle mit dem Coronavirus blieb vorerst weiter hoch und begann erst ab Mitte April wieder zu sinken.

Diesmal ist aber sowohl die Zahl der täglichen Neuinfektionen als auch die Zahl der mit einer Covid-19-Infektion Verstorbenen deutlich höher als im Frühjahr: Am 16. März wurden 159 neue Infektionen registriert (Stand 8.00 Uhr). Die meisten Todesfälle der „ersten Welle“ gab es laut Daten der AGES am 6. April mit 31. Zum Vergleich: Am Freitag wurden fast 9.600 Neuinfektionen und 53 Todesfälle gemeldet.