Advent-Tipp: Auch ohne viel Gesellschaft zusammen spielen
Der Brettspiel-Boom hĂ€lt auch im Corona-Jahr an. Mehr Titel als im Vorjahr wurden verkauft, in Tirol hat sich ein Verein gegrĂŒndet und zwei Tiroler haben gemeinsam ein Spiel entwickelt.
Von Matthias Christler
Innsbruck, Zirl â Zu viele Menschen um einen Tisch herum ist im Moment ein Risiko, aber Mensch, Ă€rgere dich nicht, in diesem verrĂŒckten Labyrinth an immer wieder neuen Verordnungen fĂŒr das Zusammenleben finden sich genug Möglichkeiten, gemeinsam zu spielen. Trotz Lockdowns sind die Absatzzahlen von Gesellschaftsspielen nĂ€mlich nicht gesunken, im Gegenteil: âDie gesamte Spielwarenbranche wird 2020 einen Ă€hnlichen Umsatz haben wie im Vorjahr. In einigen Bereichen gibt es Verluste, aber die werden von den Gesellschaftsspielen wettgemachtâ, sagt Johannes SchĂŒssler, der Vorsitzende des Spielwarenhandels in der Wirtschaftskammer.
In den Lockdowns haben viele Familien Brettspiele fĂŒr sich entdeckt und auch Viel-Spieler wurden kreativ, um nicht auf die gemeinsamen Abende mit Freunden zu verzichten. Dominic Bachinger hat das Corona-Jahr sogar genutzt, um gemeinsam mit sieben Freunden den laut eigener Aussage ersten Verein fĂŒr Brett-, Karten- und Gesellschaftsspiele in Tirol zu grĂŒnden.
Trostlose Zeit gemeinsam ĂŒberstehen
Im April wurde âZâsamm gspieltâ aus der Taufe gehoben, inzwischen hat sich die Zahl der Mitglieder auf 16 verdoppelt. âDie Idee hatten wir schon lĂ€nger, im ersten Lockdown haben wir es dann umgesetzt. Ein Grund war auch, dass man die trostlose Zeit gemeinsam ĂŒbersteht. Wir wollen allen die Möglichkeit bieten, auch Leuten, die alleine sind oder bei denen der Partner die Spielleidenschaft nicht teiltâ, sagt der 28-jĂ€hrige Zirler.
Jeder letzte Samstag im Monat ist als Fixtermin fĂŒr einen Spieleabend reserviert. Zwischen den Lockdowns haben sich die Mitglieder getroffen, âda ist es schon mal 2 oder 3 Uhr in der FrĂŒh gewordenâ, verrĂ€t Bachinger, der mit seinem Verein allerdings auch eine Vorbildfunktion einnehmen will. Deshalb wurde die Anzahl der Spieler begrenzt und in den Lockdowns hat man sich Alternativen ĂŒberlegt. Einmal wurde das Spielbrett von âSiedler von Catanâ gefilmt, und ĂŒber eine Videokonferenz konnten die Teilnehmer ansagen, wie sie die Spielsteine setzen wollen. DemnĂ€chst wird der Verein auch die Online-Plattform âTabletopiaâ ausprobieren, bei der die Nutzer gemeinsam ein Brettspiel online spielen können.
Alte Spiele werden recycelt
Der Verein will nicht nur Menschen zusammenbringen, er versucht auch alte Spiele zu recyceln. Wer ein altes âMonopolyâ, âDKTâ oder âSpiel des Lebensâ hat, bei dem etwas fehlt, kann es vor dem MĂŒll retten und dem Verein ĂŒberlassen. Der nutzt die Spenden als Ersatzteillager fĂŒr Karten und Figuren.
Wer sich vor Weihnachten noch ein neues Spiel fĂŒr die Feiertage zulegen will, hat die Qual der Wahl. 2020 wurden im deutschsprachigen Raum rund 1500 Neuheiten veröffentlicht. Darunter findet sich auch ein Tiroler Titel â âHai Noonâ (erschienen im MĂŒcke Spielverlag). Die Idee zu dem Spiel mit Karten, bei dem man als Taucher versucht, Haiangriffen auszuweichen, stammt vom TT-Spieleexperten RenĂ© Holzer, illustriert wurde es von Christian Opperer. Der Spieleboom kommt der Branche zwar zugute, âfĂŒr so ein neues Spiel ist es aber schwierig, weil heuer keine Messen waren, auf denen wir es vorstellen konntenâ, sagt Holzer. FĂŒr die Leser der Tiroler Tageszeitung hat der 41-JĂ€hrige weitere Neuheiten herausgesucht, die man fĂŒr einen Spieleabend im Kreis der Familie noch unter den Christbaum legen kann. Damit ĂŒbersteht man auch Weihnachten wĂ€hrend der Pandemie â ĂŒbrigens ist das ein Spieltitel, der 2009 als Spiel des Jahres nominiert war.