Besuche in Pflegeheimen: Volksanwalt fordert Lockerungen
Volksanwalt Achitz fordert, über die Feiertage sollen mehr Besucher kommen und länger bleiben dürfen. Die Gewerkschaft ist skeptisch.
Wien – Derzeit gelten strenge Regeln für Besucher von Alten- und Pflegeheimen. Wer einen Angehörigen sehen will, ist zu einem negativen Schnelltest verpflichtet – oder muss eine FFP2-Maske tragen. Zudem darf lediglich eine Person einmal pro Woche zu Besuch kommen. Die scharfen Maßnahmen sollen die Risikogruppen – die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen – vor dem Coronavirus schützen. Doch sorgen die Weihnachtsfeiertage für Kopfzerbrechen. Denn: Bis zu zehn Menschen aus zwei unterschiedlichen Haushalten dürfen feiern.
Die Volksanwaltschaft befürchtet, dass viele Heimbewohner von ihren Angehörigen über Weihnachten mit nach Hause genommen werden. Das sei nicht die sicherste Lösung, konstatiert SPÖ-Volksanwalt Bernhard Achitz in Ö1. Er fordert daher, die Besuchsregeln in den Heimen zu lockern. „Es ist immer besser, die Besucher kommen in das Pflegeheim und werden vorher getestet. Dann ist einigermaßen sichergestellt, dass sie am Tag des Besuchs nicht ansteckend sind. Wenn allerdings die Bewohnerinnen herausgenommen werden, wird das Problem wesentlich größer.“
Achitz plädiert deshalb dafür, dass mehr Personen in die Heime kommen dürfen, die Besuchszeiten erweitert werden und die Besuche länger dauern dürfen. Dazu bräuchte es entsprechende Unterstützung des Personals, sagt der Volksanwalt. Bei den zusätzlichen Testungen könnte das Bundesheer aushelfen, denn die Aufgabe des Pflegepersonals sei die Betreuung der Bewohner, so Achitz.
Die Gewerkschaft ist skeptisch ob Achitz’ Forderungen. Verstärkte Tests beim Zugang zu Pflegeheimen seien mit dem vorhandenen Personal nicht zu bewältigen, sagt Gewerkschafterin Eva Scherz. „Das Problem ist, dass wir in Alten- und Pflegeheimen jetzt schon eine sehr prekäre Situation haben. Unsere KollegInnen sind am Limit.“
Sollten die Forderungen von Achitz erfüllt werden, plädiert auch Scherz für Unterstützung durch das Bundesheer. „Das Pflegepersonal brauchen wir im Moment an den Stationen bei den Patienten.“ Grundsätzlich sei es aber natürlich sicherer, die Verwandten im Heim zu besuchen, anstatt sie mit nach Hause zu nehmen.
Um das Thema Personalressourcen geht es auch bei der Pflegereform. Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) und Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) warben gestern für die von der Regierung gemeinsam mit dem AMS initiierte Job-Offensive, bei der auch Arbeitskräfte im Pflegebereich gewonnen werden sollen. Hier gebe es aufgrund der demografischen Entwicklung und anstehender Pensionierungen in den kommenden Jahren einen hohen Bedarf an Arbeitskräften, betonten sie. 100.000 zusätzliche Mitarbeiter würden bis 2030 im Pflegebereich benötigt.
Die Attraktivität des Pflegeberufs solle daher erhöht werden – durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und Qualifizierung sowie durch gesundheitsfördernde Begleitung bei Belastungen. (sas, APA)