Osttiroler Lovric nach Nationenwechsel: „Ich bin Österreich sehr dankbar“
Ein Erfolgslauf mit Lugano in der Schweizer Super League, ein Nationenwechsel samt Debüt im slowenischen Nationalteam und Heimatgefühle: Der Osttiroler Kicker Sandi Lovric hat einiges zu erzählen.
Lugano – Mit 16 Jahren spielte Sandi Lovric (22) bereits in der österreichischen Bundesliga, inzwischen sorgt der Osttiroler als slowenischer Nationalspieler und Stammspieler unter Ex-Wacker-Coach Maurizio Jacobacci bei Lugano für positive Schlagzeilen.
Wie fällt Ihr persönlicher Jahresrückblick aus?
Sandi Lovric: Ich habe sehr viele schöne Moment erlebt, zum Beispiel das Debüt im slowenischen Nationalteam oder den Erfolgslauf mit Lugano (aktuell Platz fünf, bei zwei Spielen in der Hinterhand, Anm.). Da haben wir noch zwei Spiele, die wollen wir noch positiv abschließen. Es war ein sehr intensives Jahr.
Sie haben den Nationenwechsel schon angesprochen, wie kam es dazu?
Lovric: Im Sommer hat mich der Trainer (Matjaz Kek, Anm.) angerufen und die erste Frage war, ob ich für Slowenien spielen würde. Ich habe ja durch meine Eltern und meine Brüder einen starken Bezug zu Slowenien, aus familiären Gründen hab’ ich dann auch schnell zugesagt. Wir sind dann das Sportliche durchgegangen – und der Trainer hat offen gesagt, was er sich vorstellt. Ich bin sehr stolz, dass ich mein Land vertreten kann, bin aber Österreich sehr dankbar. Ich habe viele Freunde hier und hatte in den Nachwuchsnationalteams eine schöne Zeit.
Geboren und aufgewachsen sind Sie aber in Lienz ...
Lovric: Mein Eltern sind aus Slowenien, meine zwei Brüder sind auch noch dort geboren. Mein Vater kam in den 90er-Jahren beruflich nach Osttirol und hat meine Mutter und meine Brüder später nachgeholt. Mein Papa war auch Trainer bei Rapid Lienz und meine Brüder haben dort gespielt, so kam ich früh mit Fußball in Berührung.
Welchen Bezug haben Sie noch zu Lienz?
Lovric: Wenn ich nach Lienz komme, bin ich daheim. Ich war ja, bis ich 14 Jahre alt wurde, dort und habe viele coole und schöne Momente erlebt, speziell mit Freunden im Gymnasium. Meine Eltern leben immer noch in Lienz, aber auch Graz ist meine Heimat geworden.
Wie schwer war es, als 14-Jähriger zu Sturm Graz zu wechseln und allein in einer fremden Stadt zu leben?
Lovric: Am Anfang war es schon schwer, mit 14 Jahren bist du ja noch ein Kind, andererseits musstest du schnell erwachsen werden. Zum Glück hab’ ich dann mit 16 meine Freundin (Tina, Anm.) kennen gelernt ...
Mit 16 Jahren, vier Monaten und 20 Tagen sind Sie immer noch der jüngste Sturm-Spieler aller Zeiten.
Lovric: Das ist schon eine coole Sache, auch wenn man sich nicht viel davon kaufen kann. Aber wenn ich zurückdenke, lässt es mich schon lächeln.
Trotzdem hatte man irgendwann das Gefühl, dass Ihre rasante Entwicklung stoppte ...
Lovric: Es ist relativ schnell nach oben gegangen, ich war noch sehr jung, als ich bei den Profis mittrainiert habe. Ich war immer dabei, hatte aber viele Kurzeinsätze. Vielleicht hätte ich in dieser Phase mehr die 90 Minuten in der 2. Mannschaft gebraucht, aber aus den Erfahrungen lernt man. Irgendwann habe ich selbst das Gefühl gehabt, dass meine Entwicklung stockt und ich eine Veränderung brauche. Dann bin ich zu Lugano gewechselt. Nichtsdestotrotz bin ich Sturm sehr dankbar, der Verein wird immer in meinem Herzen sein.
In Lugano arbeiten Sie erfolgreich mit dem bei Wacker gescheiterten Maurizio Jacobacci zusammen ...
Lovric: Er ist ein eher ruhiger Trainer, der klar seinen Weg geht und nicht von seiner Linie abweicht. Menschlich ist er super, man kann mit ihm über alles offen reden.
Sie haben schon mit einigen Persönlichkeiten zusammengearbeitet, gab es ein prägende Figur für Sie?
Lovric: Da gab es sicher mehrere, eine große Bezugsperson war im U21-Nationalteam Werner Gregoritsch für mich. Das war schon eine sehr prägende Zeit.
Welche Karriere-Träume hat Sandi Lovric?
Lovric: Mein Traum ist es, die Champions League zu gewinnen. Mein Ziel ist es, am Ende meiner Karriere zurückschauen zu können und zu wissen: Du hast 100 Prozent gegeben und das Maximum herausgeholt. Wo Gottes Weg mich hinführt, wird man sehen.
Das Gespräch führte Tobias Waidhofer