Christkind im Außerfern könnte sich verspäten
Wegen abgesagter Weihnachtsfeiern schenken viele Unternehmen im Außerfern ihren Mitarbeitern Kaufmannschaftsgutscheine.
Von Helmut Mittermayr
Reutte – Auf die Frage, wie das Weihnachtsgeschäft für den Handel im Außerferner Bezirkshauptort läuft, antwortet der Obmann der Reuttener Kaufmannschaft mit: „Wir sind eine Woche hintennach.“ Christian Senn meint damit keineswegs, dass Heiligabend diesmal auf Silvester fallen wird. „Hintennach“ ist vielmehr eine Art Höhenangabe des Sprechers von 160 Mitgliedsbetrieben im Reuttener Talkessel, inklusive großer Handelsketten. Denn am Füllstand der Teilnahmekarten zur Weihnachtsaktion der Kaufmannschaft kann Senn ablesen, wie sich die Geschäfte in Reutte entwickeln. In einer großen Holzbox, die in der Wirtschaftskammer steht, werden die Lose gesammelt. Sie trägt Datumsmarkierungen für die Allzeithöchststände der letzten Jahre. „Und da fehlt uns eine Woche.“ Bei rund einem Monat Laufzeit schon ein deutliches, Corona geschuldetes Minus.
Senn getraut sich aber keine Aussage zu machen, ob es dabei bleiben wird. Die nächsten Tage seien entscheidend. „Die letzte Woche vor Weihnachten war immer die beste.“ Der Anstieg der Verkaufskurve von Anfang Dezember sei in Reutte nie arithmetisch, sondern geometrisch Richtung Heiligabend verlaufen. Zuversicht bestehe also weiterhin.
Eine Besonderheit des Jahres 2020 lässt Senn zudem hoffen. Da Weihnachtsfeiern heuer nicht denkbar seien, hätten sich sehr viele, auch große Außerferner Unternehmen, dafür entschieden, ihren Mitarbeitern als eine Art Ersatz für die Feier Gutscheine der Kaufmannschaft Reutte unter den Baum zu legen. Um diesen Effekt dann auch zu spüren, könne es Februar, März werden. „Wir wissen ja nicht, wann die Gutscheine eingelöst werden, sie sind ohne Ablaufdatum“, sagt Senn.
Bei einem Kauf von Kaufmannschaftsgutscheinen geben Reuttes Banken aber immer auch den Gegenwert in Weihnachtslosen aus. Der Beschenkte bekommt also beides, Lose und Gutscheine. Und hier kommt die Holzkiste wieder ins Spiel. Am 6. Jänner bei der Schlussziehung kann Christian Senn schon sagen, ob die Woche eingeholt werden konnte oder beim Geschäftsgang sogar eine neue Zeit- rechnung notwendig wird.