Erste Schlangen und mehr Junge beim Start der freiwilligen Tests in Tirol
Knapp 3600 Tiroler unterzogen sich gestern einem Antigen-Test. Der richtige Ansturm kommt dann aber erst kurz vor den Weihnachtsfeiertagen.
Innsbruck, Kaltenbach, Kitzbühel – Zwei Elefanten hätten Platz zwischen den Menschen, die am gestrigen Vormittag vor dem Antigen-Testbus in Kaltenbach warten. Man hält Abstand und trägt sogar im Freien Maske. „Wir haben uns die letzten vier Tage freiwillig isoliert und lassen uns nun alle testen, um andere zu schützen“, sagt eine dreiköpfige Familie aus München, die in Finkenberg ihren Zweitwohnsitz hat.
Die älteren Vermieter dort wolle man erst mit negativem Testergebnis und gutem Gewissen besuchen. „Ich hab’ mich schon zweimal testen lassen, das war gar nicht schlimm“, meint die siebenjährige Tochter. Viele „Wiederholungstäter“ in Bezug aufs Gratis-Testen haben sich hier eingefunden, darunter ein weiteres Paar mit deutschen Wurzeln. „Wir pendeln zwischen Hainzenberg, wo unser Hauptwohnsitz ist, und Deutschland“, erklären sie, warum sie das Testangebot gerne annehmen.
Für einen Schwendauer Architekten und seine Frau ist der Ablauf auch nichts Neues: „Wir haben uns bereits vor 14 Tagen gratis testen lassen. Wenn man schon die Möglichkeit hat, sollte man sie nutzen“, meint er. Man wolle beruhigt Weihnachten feiern können. Auch BM Klaus Gasteiger schaut kurz vorbei, um sich ein Bild zu machen. „Mein Testtermin ist aber erst Montag“, sagt er.
Nicht alle der Wartenden sind gesprächig. Einige möchten sich weder äußern noch auf einem Foto zu sehen sein. Und auch das Innere des Testbusses, der normalerweise als Tourbus Musiker von Auftritt zu Auftritt fährt, bleibt für Fotos tabu. Thomas Höpfel, freiberuflicher diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger aus Innsbruck, ist dagegen entspannter. Er führt die Tests durch – mit Schutzbrille, FFP2-Maske, Schutzkittel und Handschuhen.
„Die Leute haben sich online angemeldet. Der Test samt Aufklärungsgespräch dauert rund drei Minuten. Das ist eine super Sache“, schildert er. Er habe inzwischen Routine im Testen, im Dezember habe er schon drei Tage in Innsbruck Tests durchgeführt. Zwei Zivildiener vom Roten Kreuz erledigen heute die administrativen Arbeiten. Von einem riesigen Andrang kann auch dieses Mal keine Rede sein: Angemeldet haben sich 46 Personen.
Ganz anders die Situation in Innsbruck. Beim Olympiastadion hatten sich gestern 1300 Menschen registriert. Teilweise bildeten sich kurzfristig zu Mittag sogar lange Schlangen vor der Halle. Das hatte sich nach einiger Zeit aber dann auch wieder erledigt. „Die, die sich angemeldet haben, kommen auch“, sagte Bezirksrettungskommandant Christian Schneider. Auffallend: Es waren dann doch deutlich mehr Junge als bei den Tests vor zwei Wochen. So auch Christina und Mike, die sich vor Weihnachten „zur Sicherheit“ testen lassen wollen, bevor man die Eltern und Großeltern besucht. Sie stellten sich geduldig in die Reihe und waren nach rund 15 Minuten, nach dem Abstrich, mit der Organisation „sehr zufrieden“.
Innsbrucks Vizebürgermeister Hannes Anzengruber lobte die Freiwilligen, „ohne die so eine große Aktion“ nicht machbar sei. Bis Mittag gab es in der Olympiahalle übrigens keinen einzigen positiven Test. Jene, die sich angemeldet hatten, gingen übrigens auch tatsächlich zum Test.
Von tirolweit knapp 4000 Angemeldeten ließen sich gestern knapp 3600 testen. Insgesamt haben sich bisher über 32.000 Tiroler beim kostenlosen Angebot registriert – fast die Hälfte für den 22., 23. oder 24. Dezember. Wieder wird klar: Nur sehr wenige der Getesteten sind positiv. Bis gestern Nachmittag lagen 21 positive Antigen-Tests vor. Diese Menschen wurden anschließend zum PCR-Test geschickt. Das Land überlegt unterdessen, die Kapazitäten weiter auszubauen, und verweist diesbezüglich auf die Seite www.tiroltestet.at.
Ortswechsel. „Die Nachfrage ist seit den Morgenstunden sehr hoch“, berichtete Daniel Harisch, der mit seinen Kollegen gestern an der Screeningstation am Schwarzsee in Kitzbühel im Einsatz war. Seit der Früh sei immer etwas los gewesen. „Die Menschen nehmen die Gratis-Tests sehr gut an und die Stimmung ist gut.“ Auch Familien sind darunter, „für die Kinder haben wir auch immer eine Kleinigkeit, um ihnen die anfängliche Angst zu nehmen“, schildert Harisch, der Lob für den Ablauf von Landesseite und die verwendete Software hat. „Es läuft heute alles problemlos und superschnell, so macht das Arbeiten Spaß.“
Nicht nur Personen aus dem Bezirk Kitzbühel waren beim Lokalaugenschein bei den Testungen. Aus ganz Tirol kamen die Testwilligen. „Das können sich die Leute ja selbst aussuchen, und wenn woanders viel los ist, werden sie dann auch an weniger frequentierte Screeningstraßen weitergeleitet“, sagt Harisch.
Auch Hannes ließ sich testen. „Ich fahre nach Wien zu meinen Eltern über Weihnachten und da wollte ich mich vorher testen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen. Ich finde es super, dass es diese kostenlose Möglichkeit gibt“, meint der junge Mann mit noch leicht glasigen Augen. „Ein wenig unangenehm ist der Test schon, aber wirklich nicht schlimm“, sagt er. (ad, mw, ah)