ÖGB warnt: Beschäftigte immer öfter Gewalt ausgesetzt
Der ÖGB warnt, dass verbale und auch physische Übergriffe gegenüber Beschäftigten in vielen Bereichen steigen.
Innsbruck – Die Meldung, dass ein Busfahrer in Frankreich wegen eines Streits um das Tragen einer Maske zu Tode geprügelt wurde, schockierte im Sommer die Menschen. Auch wenn dies eine extrem brutale Tat war, so scheint die Gewaltbereitschaft gegen Arbeitnehmer in vielen Bereichen zuzunehmen, erklärt Tirols ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth gegenüber der TT. So wurde unter anderem im Juni in Innsbruck eine Busfahrerin während eines Streits um die Maskenpflicht von einem 29-Jährigen attackiert und dabei schwer verletzt.
Generell sind Beschäftigte in Berufen mit Kundenkontakt häufiger physischen und verbalen Attacken ausgesetzt. Das belege auch eine Erhebung des Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer vom Anfang des Jahres. Demnach seien 16 Prozent der Beschäftigten mit Beleidigungen oder Beschimpfungen am Arbeitsplatz konfrontiert. „Die Corona-Krise hat die Situation weiter verschärft, die Nerven liegen bei vielen offenbar blank“, so der ÖGB-Chef.
Auch das Berufsverbot in den Alten- und Pflegeheimen sorge für viel Konfliktpotenzial, so Wohlgemuth. Gerade in diesem Bereich sei das Arbeiten schon vor der Corona-Krise durch psychische Belastungen geprägt gewesen. Laut der letzten großen Erhebung des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung von 2018 sind insgesamt 35,6 Prozent der Beschäftigten in Alten- und Pflegeheimen mindestens einmal im Monat körperlicher Gewalt ausgesetzt. Beleidigungen und Beschimpfungen würden von mehr als einem Viertel der Beschäftigten mindestens einmal pro Woche erlebt.
Auch hier hätte sich die Situation durch die Beschränkungen auf Grund der Corona-Pandemie zunehmend verschärft. Viele Betriebsräte in den Tiroler Alten- und Pflegeheimen würden zunehmend von Auseinandersetzungen mit Angehörigen von Heimbewohnern berichten. Es sei natürlich nachvollziehbar, dass es für die Menschen schwer zu ertragen ist, wenn sie ihre Liebsten nicht oder nur eingeschränkt sehen dürfen.
Arbeitgeber sollen ihrer Führsorgepflicht nachkommen
Aber auch für die Mitarbeiter sei die derzeitige Situation extrem belastend. Dem sollte sich kein Mensch im Rahmen seiner Berufsausübung aussetzen müssen, so Wohlgemuth weiter. Er mahnt in diesem Kontext die Arbeitgeber. Diese müssten gegenüber ihren Arbeitnehmern ihrer Fürsorgepflicht nachkommen und ihre Angestellten und Arbeiter vor solchen Angriffen bestmöglich schützen.
Die Beschäftigten in der Pflege, im Gesundheitswesen, im öffentlichen Verkehr, im Handel und allen weiteren Branchen würden seit Monaten Großartiges leisten und hätten diese Behandlung nicht verdient. (TT)