Harter Lockdown in Italien vom 21. Dezember bis 6. Jänner
Angesichts der rasant steigenden Corona-Zahlen verhängt die italienische Regierung erneut einen harten Lockdown über das gesamte Land. Er gilt vom 21. Dezember bis 6. Jänner, kündigte Ministerpräsident Giuseppe Conte in der Nacht zum Samstag an. Bereits am Samstag hat in der Slowakei ein Lockdown begonnen, der ursprünglich für nächste Woche erst geplant war.
In Italien sind alle nicht für den täglichen Bedarf notwendigen Geschäfte (mit kurzen Ausnahmen) sowie durchgehend alle Restaurants geschlossen, Reisen zwischen den Regionen sind verboten, die eigene Wohnung darf nur begrenzt verlassen werden.
Zwischen 21. Dezember und 6. Jänner - mit Ausnahme nur weniger Tage - soll jeder Haushalt nur einmal pro Tag die Wohnung verlassen. Reisen in eine andere Region sind verboten, dies gilt auch für Zweitwohnsitze. Ausnahmen von den Regeln sollen de facto nur aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen möglich sein. Religiöse Feste sind bis 22.00 Uhr gestattet.
Etwas gelockert wird der Lockdown nur vom 28. bis 30. Dezember sowie am 4. Jänner. Dann sollen Geschäfte kurzzeitig öffnen können und die Fortbewegung ohne Angaben von Gründen möglich sein.
Vor den ersten Impfungen gegen Corona in Italien warnte ein Experte vor Gefahren für den Impfplan, sollte im Jänner eine dritte Corona-Welle hereinbrechen. „Es wäre kompliziert die größte Massenimpfkampagne aller Zeiten in einer laufenden dritten Welle zu initiieren“, sagte der von der Regierung bestellte Kommissar für den Corona-Notstand, Domenico Arcuri, im Interview mit der Zeitung „La Repubblica“ (Samstag).
Wenn Menschen nicht mobil sein können, wäre die Organisation der Impfungen Arcuri zufolge erschwert. Die zuletzt verschärften Corona-Beschränkungen der Regierung seien aber notwendig, erklärte er weiter. Die Ansteckungszahlen hätten sich zwar seit November sichtbar verlangsamt, aber der Kurvenverlauf sei noch nicht abgeflacht.
Für den Impftag am 27. Dezember sollen etwa 10.000 Corona-Impfdosen eintreffen. Kurz darauf sollen rund 1,8 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Eine Impfpflicht ist nicht vorgesehen, wie Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte am Freitagabend bestätigte.
Italien war im Frühjahr als erstes europäisches Land mit voller Wucht von der Pandemie getroffen worden; die Krankenhäuser konnten nicht mehr alle Patienten versorgen. Mit einem strikten Lockdown konnte die erste Corona-Welle schließlich unter Kontrolle gebracht werden. Inzwischen kämpft Italien wie auch die europäischen Nachbarstaaten aber mit einer dramatischen zweiten Welle.
In der Slowakei hat am Samstag ein ursprünglich erst für nächste Woche geplanter Lockdown begonnen. Zugleich traten ab 5.00 Uhr Ausgangsbeschränkungen in Kraft. Polizisten kontrollierten auf Straßen und an Bahnhöfen. Erlaubt blieb neben dringend notwendigen Besorgungen auch der Weg in die Arbeit. Nicht möglich sind Weihnachtseinkäufe.
Offen halten dürfen Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Tankstellen und Banken, aber auch Servicestellen für Mobiltelefone. Supermärkte dürfen zwar Lebensmittel verkaufen, müssen aber die Bereiche für andere Waren absperren. Die Handelsketten-Vereinigung hat dies als unnötige Schikane kritisiert und eine Klage angedroht.
Besonders viel Medienkritik erntete die Regierungsentscheidung, zwar alle Schulen zu schließen, Skiliften aber den Betrieb zu erlauben und das Skifahren von den Ausgangsbeschränkungen auszunehmen. Eines der bekanntesten Skizentren im Land gehört dem rechtspopulistischen Parlamentspräsidenten Boris Kollar. Er ist Chef der zweitgrößten Regierungspartei Wir sind Familie.
Indes werden im deutschen Bundesland Bayern die Intensivbetten knapp. Mehrere Landkreise meldeten am Samstag kein einziges freies Intensivbett mehr, wie aus dem deutschlandweiten DIVI-Register hervorgeht. Null freie Betten gab es in den Landkreisen Würzburg, Landshut, Regen, Aichach-Friedberg, Donau-Ries, Altötting und Fürstenfeldbruck. Viele andere Kommunen meldeten am Samstag nur noch ein bis zwei freie Intensivbetten.