Deutschland erlässt Beförderungsverbot für Großbritannien

Deutschland hat wegen der Coronavirus-Mutation ab Dienstag ein generelles Beförderungsverbot für Reisende aus Großbritannien, Nordirland und Südafrika verhängt. Damit solle eine Ausbreitung nach Kontinentaleuropa verhindert werden. Die Verordnung gilt bis 6. Jänner. Unterdessen arbeiten Großbritannien und Frankreich intensiv an einer Übereinkunft zur Öffnung ihrer Grenze. Die EU-Kommission will noch im Laufe des Tages ihre Vorschläge für offene Grenzen präsentieren.

Nach Flügen aus Großbritannien sind Deutschland ab Dienstag auch die Passagierbeförderung per Bahn, Bus und Schiff weitgehend untersagt. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn bezeichnete das Vorgehen auf Twitter als eine Vorsichtsmaßnahme: „Solange es geht, wollen wir verhindern, dass sich eventuell gefährlichere Virus-Varianten nach Kontinentaleuropa ausbreiten“. Personen mit Wohnsitz oder Aufenthaltsrecht in Deutschland dürfen ab 1. Jänner wieder befördert werden. Für entsprechende Flüge muss aber drei Tage vorher bei den deutschen Behörden eine Genehmigung beantragt werden.

Ab Donnerstag müssen sich Reisende aus den betroffenen Staaten sowie diejenigen, die sich in den vergangenen zehn Tagen vor der Einreise dort aufgehalten haben, auch auf das Coronavirus testen lassen. Die bestehende Quarantänepflicht bei Einreisen aus Risikogebieten gelte weiter, hob das Ministerium hervor.

Derweil suchen Frankreich und Großbritannien mit Hochdruck nach einer Lösung für die geschlossenen Grenzen und die damit verbundene Sperre des Warenverkehrs am Ärmelkanal. Im Gespräch ist die Einführung von Corona-Massentests für Lastwagenfahrer. „Tests der einen oder anderen Art sind Teil der Diskussionen, die der Verkehrsminister mit seinem französischen Gegenüber führt“, sagte die britische Innenministerin Priti Patel am Dienstag im BBC-Fernsehen. „Diese Tests zum Laufen zu bringen, kann relativ schnell geschehen“. Einen genauen Zeitrahmen dafür wollte sie aber nicht nennen.

Der britische Einzelhandel hatte zuvor gewarnt, dass es nach Weihnachten auf der Insel zu Engpässen bei Früchten und anderen frischen Lebensmitteln kommen könnte, sollte der Warenverkehr nicht noch am Dienstag wieder anlaufen. Der britische Premierminister Boris Johnson hatte noch am Montagabend versichert, die Versorgung mit Lebensmitteln sei sichergestellt. Die „Times“ berichtete jedoch von Hamsterkäufen.

Aus Angst vor einer Verbreitung der in Großbritannien grassierenden und eventuell ansteckenderen Coronavirus-Variante hat Frankreich - wie viele Länder auch - seine Grenzen für Reisende und Lieferungen aus Großbritannien geschlossen. Das Land ist damit neun Tage vor dem endgültigen Ausstieg aus der EU international praktisch abgeschottet.

Geflogen wird noch zwischen Griechenland und Großbritannien. Es gelte jedoch für Einreisende eine siebentägige Quarantänepflicht, die ab dem 25. Dezember sogar auf zehn Tage verlängert werde, teilte die Behörde der zivilen Luftfahrt (YPA) mit. Diese Quarantäne wird erst nach einem negativen Corona-Test aufgehoben. Für Reisende aus anderen Staaten der EU und einigen Drittstaaten bleibt eine dreitägige Quarantänepflicht bestehen.

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Ausnahmslos alle Reisenden nach Griechenland müssen bei ihrer Ankunft einen Corona-Schnelltest machen. Die Kosten übernimmt der griechische Staat. Zudem müssen sie einen negativen PCR-Coronatest vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Trotz der Mutation des Virus will die EU-Kommission offenbar ihren Mitgliedsländern empfehlen, die Grenzen in der Union offen zu halten. Der Güterverkehr solle nicht beschränkt werden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstag aus EU-Kreisen. Im Personenverkehr bleibe die Empfehlung, Reisen so weit wie irgend möglich zu vermeiden, aber ohne Grenzschließung. Die EU-Kommission will die Vorschläge offiziell am Dienstagnachmittag den EU-Staaten präsentieren.

Die EU-Kommission geht nach dpa-Informationen davon aus, dass das in England entdeckte mutierte Coronavirus bereits etliche EU-Staaten erreicht hat. Grenzschließungen wären demnach sinnlos. Großbritannien gehöre zu den Ländern mit den besten Nachweismethoden, deshalb sei es naheliegend, dass die Mutation dort früh nachgewiesen worden sei, hieß es. Aber auch in Dänemark und den Niederlanden sei es bereits aufgefallen.

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