„The Prom“ auf Netflix: Beißerchen strahlen um die Wette
„The Prom“ als bemühter Versuch eines Wohlfühlfilms für die ganze Familie.
Innsbruck – Weihnachtsferien im Lockdown: Das bedeutet familiäre Tagesfreizeit im Überfluss, noch dazu unter einem Dach. Kann es gelingen, sich generationsübergreifend auf filmische Zerstreuung zu einigen, auf dass nicht jeder ganz solo vor dem eigenen Laptop dahinvegetiert?
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„The Prom“, die über Netflix verbreitete Filmversion eines Broadway-Erfolgsmusicals, könnte sich als – zugegeben: sehr kleiner – gemeinsamer Nenner eignen. Hier wird niemand auch nur ansatzweise überfordert. Ältere Semester ergötzen sich am Staraufgebot um Meryl Streep und Nicole Kidman, jüngere werden auf die getanzten Choreografien abfahren, schließlich geht es hier um einen „Prom“, was in den USA als Codewort für das Highlight schlechthin eines jeden Highschool-Daseins steht: den Abschlussball. Wer geht mit wem zu diesem Ball? Das ist die bange Frage.
Und damit sind wir beim ziemlich fetten Schwachpunkt dieser bunt bebilderten, vor makellosen Beißerchen nur so strotzenden und im Kern doch recht oberflächlichen Produktion: der so genannten Handlung.
Nach vier Jahren mit Mister Trump als präsidialem Dauer-Tweeter ist man ja vieles gewöhnt. Kann sich aber wirklich und allen Ernstes noch irgend ein Hinterwäldler darüber echauffieren, dass ein 17-jähriges lesbisches Mädchen mit Freundin statt Freund zum Ball schreiten will? Im stock-konservativen Bundesstaat Indiana (hier hat Trump auch heuer gewonnen, das aber nur in Klammern) reicht nach dem Script von „The Prom“ die Konstellation „junge Frau liebt junge Frau“ offenbar aus, einen Schülerball gleich ganz abzusagen. Darüber kann man nur so heftig den Kopf schütteln, dass man schwindlig wird.
Zurück zu den erfreulicheren Seiten dieses Streifens. Eine Abordnung ehemaliger bzw. noch nie gewesener Stars vom New Yorker Broadway (neben Frau Streep und Frau Kidman werden diese von den Herren James Corden und Andrew Rannells dargestellt) bekommt Wind von den unerträglichen Zuständen an besagter Highschool in der Pampa. Auf der Suche nach Schlagzeilen und wenigstens einem kleinen bisschen Aufmerksamkeit erklimmen sie einen Bus gen Westen, um der gemobbten lesbischen Schülerin Emma (Jo Ellen Pellman) zur Seite zu stehen, mit Lebensweisheiten, schrillen Auftritten und wechselndem Geschick.
Final ist dann natürlich alles paletti. Es wird querbeet getanzt, gesungen und geherzt. Alle sind geläutert und haben sich lieb. So gehört sich das vor, um und nach Weihnachten. (mark)