Lockdown in Deutschland verlängert und verschärft
Da die Zahl der Corona-Infektionen nicht deutlich sinkt, müssen sich Menschen in Deutschland für die kommenden drei Wochen auf weitere Beschränkungen einstellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder einigten sich auf eine Verlängerung der ursprünglich bis 10. Jänner vereinbarten Lockdown-Regeln bis zum Monatsende sowie auf strengere Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich. In England könnte der erneute Lockdown ebenfalls verlängert werden.
Außerdem sollen die Länder für Kreise, in denen sich binnen sieben Tagen mehr als 200 Menschen pro 100.000 Einwohner neu infiziert haben, den Bewegungsradius der Bürger auf 15 Kilometer um den Wohnort begrenzen. Wer in einem solchen Corona-Hotspot lebt und sich weiter von seinem Zuhause entfernen will, müsste dafür dann einen triftigen Grund vorbringen, etwa die Fahrt zum Arbeitsplatz. Aktuell weisen laut Robert Koch-Instititut 68 Kreise einen entsprechend hohen Inzidenzwert auf.
In Deutschland gibt es einen eingeschränkten Bewegungsradius bisher nur in Sachsen, wo die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen drei Monaten stark angestiegen war. Hier dürfen sich die Bürger nur maximal 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen, etwa um Sport zu treiben oder zum Einkauf. Für das ebenfalls stark von Covid-19 betroffene Thüringen hat Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nun eine entsprechende Regelung vorgeschlagen.
Seit 16. Dezember sind viele Geschäfte in Deutschland, aber auch die Schulen und Kindertagesstätten dicht. Es gelten zudem strenge Beschränkungen etwa für private Treffen. Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen mussten bereits mehrere Wochen vorher schließen. Ziel der Maßnahmen ist es, Kontakte zwischen Menschen und damit Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden.
Private Treffen sollen jetzt nur noch mit einer Person, die nicht zum eigenen Haushalt gehört, möglich sein. Das heißt etwa, dass sich zwei Paare nicht zum Essen verabreden und zwei Kinder nicht ein anderes Kind zuhause besuchen dürfen. In dem Beschluss vom Dezember, der von den Ländern in eigenen, zum Teil leicht abweichenden Verordnungen umgesetzt wurde, stand dazu: „Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind weiterhin auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, jedoch in jedem Falle auf maximal fünf Personen zu beschränken. Kinder bis 14 Jahre sind hiervon ausgenommen.“
In Deutschland meldeten die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 11.897 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Außerdem wurden 944 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet.
In England könnte der erneute harte Lockdown wegen der rasant steigenden Corona-Neuinfektionen möglicherweise noch bis März andauern. Vor dem Land lägen „sehr, sehr schwierige Wochen“, sagte der britische Staatssekretär Michael Gove am Dienstag Sky News. Es sei nicht „mit Sicherheit“ vorherzusagen, ob die Einschränkungen, die bisher für sechs Wochen angeordnet sind, dann auch aufgehoben werden könnten. Indes genehmigten israelische Behörden nun auch den Moderna-Impfstoff.
Im März sollte es möglich sein, einige der Beschränkungen aufzuheben - „aber nicht zwangsläufig alle“, fügte Gove hinzu. Wegen der Ausbreitung der neuen Virus-Mutante hatte die Regierung in London am Montag einen harten Lockdown für ganz England bis voraussichtlich Mitte Februar angekündigt. Die Schulen werden geschlossen und es gilt eine Ausgangssperre. Die rund 56 Millionen Engländer dürfen ihr Zuhause nur noch in begründeten Fällen verlassen, etwa um zu arbeiten, einzukaufen oder für Arztbesuche. Arbeitnehmer sollen möglichst im Home Office arbeiten.
In Großbritannien grassiert derzeit eine Mutation des Coronavirus, die ersten Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender ist als das Virus in seiner bisherigen Form. Dadurch droht den Krankenhäusern eine starke Überlastung, obwohl im Vereinigten Königreich seit Dezember bereits über eine Million Menschen gegen das neuartige Coronavirus geimpft wurden.
Mit mehr als 75.000 Corona-Todesopfern zählt Großbritannien zu den am schwersten von der Pandemie betroffenen Ländern weltweit. Täglich infizieren sich derzeit mehr als 50.000 Briten mit dem neuartigen Coronavirus. Am Montag wurden fast 59.000 Neuinfektionen gemeldet. Rund 27.000 Infizierte werden stationär behandelt.
Die israelischen Gesundheitsbehörden haben nun auch den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Moderna genehmigt. Man habe sich sechs Millionen Impfdosen gesichert und erwarte die ersten Lieferungen noch im Jänner, teilt das Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Neuinfektionen in Israel stieg indes erstmals seit Ende September auf mehr als 8.000.
In Israel läuft derzeit eine massive Impfkampagne. Mehr als eine Million Menschen wurden bereits mit dem Vakzin von Pfizer/Biontech geimpft. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will am Dreikönigstag über die Empfehlung des zweiten Corona-Impfstoffes von Moderna für die EU entscheiden.
Belgien beginnt nach einwöchigem Testlauf nun großflächig mit Impfungen gegen das Coronavirus. Von Dienstag an sollen jede Woche rund 87.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer an Menschen im Land verabreicht werden, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Demnach sollen wie in Deutschland zunächst Mitarbeiter und Bewohner von Pflegeheimen geimpft werden. Insgesamt könnten bis Ende Jänner oder Anfang Februar 150.000 bis 200.000 Betroffene Impfschutz erhalten.
In Spanien sorgt der langsame Start der Corona-Impfkampagne für große Empörung. Es herrsche ein „inakzeptables Chaos“, hieß es in einem Leitartikel der Zeitung „El Mundo“. Der Gesundheitsminister der linken Zentralregierung, Salvador Illa, müsse dem Parlament in Madrid dringend Rede und Antwort stehen, forderte auf Twitter die Vizesekretärin für Sozialpolitik der oppositionellen Volkspartei (PP) und ehemalige Gesundheitsministerin Ana Pastor.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Montagabend waren in Spanien nur gut elf Prozent der erhaltenen Impfdosen verabreicht worden - rund 83.000 von insgesamt knapp 720.000 Einheiten. Minister Illa beteuerte, die Impfkampagne verlaufe nach Plan. Man werde bald die angestrebte „Fahrtgeschwindigkeit“ erreichen, versicherte er.
Hoch sind die Infektionszahlen weiterhin in den USA. Dort wurden für Montag 180.477 Neuinfektionen gemeldet, etwas weniger als am Vortag. Das geht aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Dienstagmorgen (MEZ) hervor. Der bisher höchste Wert war am Samstag mit 297.491 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet worden. Die Zahl der erfassten infizierten Toten binnen 24 Stunden lag am Montag bei 1.903 nach 1.396 am Vortag. Der Höchstwert war am Mittwoch vergangener Woche mit 3.744 Toten registriert worden.