Schützen

100 Jahre Kaiserschützenbund: Gedenkarbeit im Vordergrund

Zur Gedenkfeier 2018 für den Gebirgskrieg 1915–1918 am Tonalepass (Passo del Tonale, Norditalien) trafen Kaiserschützen aus der Europaregion Tirol ein.
© Kaiserschützenbund Tirol 1921

Der vor 100 Jahren gegründete Kaiserschützenbund 1921 kümmerte sich einst um in Not geratene Soldaten und deren Familien. Heute geht es auch um die „Friedenspflege“.

Von Helmut Wenzel

Innsbruck – „Zum steten Gedenken für alle Zeiten“ ist auf einer Urkunde aus dem 1. Weltkrieg zu lesen. Der Tiroler Soldat Alois Gärtner, Patrouillenführer im Kaiserschützenregiment Nr. 1, 2. Feldkompanie, erhielt die bronzene und silberne Tapferkeits- und Verwundetenmedaille sowie das Karl-Truppenkreuz „für tapferes und todesmutiges Verhalten“. Ein Stück Geschichte.

Der Sohn des Tiroler Soldaten, Hans Peter Gärtner, engagiert sich mit diesem familiären Hintergrund im Kaiserschützenbund 1921. Seit 2009 koordiniert er die Aktivitäten des Vereins sogar als Bundesobmann. Sein Interesse gilt Einsätzen und Schicksalen der Tiroler Landesschützen am Kriegsschauplatz Galizien (Südpolen und Ukraine) sowie im Gebirgskrieg 1915–1918 an der Südfront.

Die Umbenennung der Landesschützen in Kaiserschützen hatte Kaiser Karl I. 1917 angeordnet. Die kaiserlichen Truppen und deren Traditionen versanken nicht im staubigen Keller der Geschichte, zumindest nicht in der heutigen Europaregion Tirol. Das ist maßgeblich dem Kaiserschützenbund 1921 zu verdanken, der vor 100 Jahren – am 21. Jänner 1921 – aus der Taufe gehoben wurde. Wichtigstes Ziel war es damals, in Not geratene Kameraden, Kriegswaisen und Kriegswitwen, so gut es ging, zu unterstützen.

„Traditionspflege beim Kaiserschützenbund bedeutet vor allem auch Friedenspflege.“ – Hans Peter Gärtner, Vzlt i. R. (Bundes-Major)
© Wenzel

Inzwischen haben sich die Aufgaben naturgemäß deutlich gewandelt. Im Vordergrund stehen Gedenkarbeit, Bewusstseinsbildung und Erinnerungskultur. „Traditionspflege heißt bei uns vor allem auch Friedenspflege“, unterstreicht der Bundesobmann. Die Truppe pflegt unzählige Gräber der Tiroler Gefallenen. An den damaligen Kriegsschauplätzen werden Gedenkstätten betreut und Tafeln enthüllt.

Größere Renovierungsprojekte wie jenes am Soldatenfriedhof von Shovtanzi in der Nähe von Lemberg (Ukraine) gehen ebenfalls auf eine Kaiserschützen-Initiative zurück. Bei der Einweihung 2017 sprachen die Festredner von einem „Projekt zum Gedenken an die Opfer und zur Mahnung zum Frieden an die Lebenden“.

Den Kaiserschützenfriedhof in Brylince (Galizien/Polen) hat ebenfalls der Verein in einem mehrwöchigen Projekt instand gesetzt, finanziert mit Spendengeld.

Heute zählt der Verein 500 Mitglieder in der gesamten Europaregion. Zu offiziellen Anlässen, etwa beim landesüblichen Empfang am Hohen Frauentag, bei Bundesheer-Angelobungen oder Gedenkfeiern, rücken die Kameraden in Uniform aus. Zudem ist der Kaiserschützenbund die offizielle Vertretung des Landes Tirol beim Bundesheer.

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Auf einen Festakt zum 100-Jahr-Jubiläum müsse man heuer vorerst verzichten. „Wir hoffen, dass wir die Feier im Laufe des Jahres nachholen können“, so der Bundesobmann.

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