Glücksforscherin erklärt: „Jede Arbeit kann glücklich machen“
Was macht im Job glücklich? Ist es Erfolg, Sinn oder die Kollegen? Die Glücksforscherin und Psychologin Melanie Hausler sagt, dass es von vielen Faktoren abhängt. Und sie erklärt: „Glück kann man lernen.“
Von Nina Zacke
Innsbruck – Die Frage, was im Job glücklich macht, stellen sich viele. Gleich vorweg: Eine eindeutige Antwort darauf gibt es leider nicht. Auch nicht in diesem Artikel. Aber Glück lässt sich lernen.
„Ob wir mit unserer Arbeitssituation zufrieden sind oder nicht, hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab“, sagt die Innsbrucker Glücksforscherin und Klinische Psychologin Melanie Hausler. Das können positive Beziehungen zu Kollegen, Kunden oder dem Chef, Erfolgserleben, Engagement, Unternehmenswerte, die den eigenen entsprechen, oder die Einstellung zur Arbeit sein. So können demzufolge Arbeitsbeziehungen das Wohlbefinden deutlich stärken. Denn Beziehungen gehören zu unseren Grundbedürfnissen. Es sei besonders wichtig, das Gemeinschaftsgefühl auch dann zu erhalten, wenn physische Kontakte eingeschränkt seien, betont die Psychologin, die sich auf das Gebiet der Positiven Psychologie spezialisiert hat. Etwa derzeit im Home-Office. Deshalb rät Hausler die Pausen während der Heimarbeit auch dafür zu nutzen, um mit einer Kollegin zu telefonieren oder einen virtuellen Feierabend mit dem Team zu organisieren. „Kollegen können im Joballtag und in stressigen Zeiten große Ressourcen und Motivatoren darstellen, die nicht zu unterschätzen sind“, untermauert die Glücksforscherin.
Glück ist veränderbar
Die Zufriedenheit wird auch ganz wesentlich davon beeinflusst, ob wir im beruflichen Alltag unsere persönlichen Stärken einsetzen können. Das hängt natürlich zu einem gewissen Grad von der Art des Jobs ab. „Allerdings können wir selbst viel dafür tun, indem wir unsere Stärken bewusst vermehrt einsetzen“, meint die Expertin. Wessen Stärke Freundlichkeit ist, kann diese im Umgang mit Kollegen oder Kunden anwenden. Wer kreativ ist, kann diese Kompetenz nicht nur in kreativen Berufen ausleben, sondern sie beispielsweise auch beim Problemlösen oder Ideenfinden nützen.
Und das Gute zum Schluss: Jede Arbeit kann glücklich machen. Sogar die Fließbandarbeit, sagt die Arbeitspsychologin. Jeder hat verschiedene Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von Job Crafting, dem aktiven wie individuellen Gestalten von Arbeit. Dabei geht es darum, aus einer inneren Motivation heraus die Arbeit selbstständig umzugestalten und zu verbessern. Das könne das Verändern seiner Einstellung zur Arbeit genauso sein wie das Investieren in Beziehungen. Dafür empfiehlt Hausler, sich einige Fragen zu stellen: „Überlegen Sie sich einmal, welche Aspekte Ihrer Arbeit mit Ihren Werten übereinstimmen. Wenn Sie in Ruhe nachdenken, was könnte der dahinterliegende Sinn sein, der Ihre Arbeit erfüllt? Wozu tragen Sie bei?“ Auch das Abwandeln von Aufgaben kann helfen, das Wohlbefinden zu verbessern. So könne man zum Beispiel die Anzahl der Aufgaben oder die Art und Weise, wie man die Aufgaben bewältigt, verändern oder die Entscheidungsspielräume besser nutzen, sagt sie.
Glück sei veränderbar, so die Innsbruckerin. Es sei eine Fähigkeit, die sich trainieren lasse, wenn man aktiv Glücksmomente schaffe, die psychischen Bedürfnisse erfülle und sein Leben gemäß seinen Werten ausrichte. Denn: Glück, privat oder beruflich, kann man lernen.