Wiener Schaffer auf letzten Metern Richtung NFL-Karriere

Thomas Schaffer ist eine Erscheinung. Als erster österreichischer American-Football-Spieler hat es der 2,01-m-Mann einst auf ein Spitzencollege geschafft. Nach einer starken Abschlusssaison in Stanford hat er nun gute Chancen, früher oder später auch in der National Football League (NFL) zu landen - möglicherweise sogar noch in diesem Jahr. Selbst wenn er im Draft Ende April nicht ausgewählt werden sollte, darf sich der Wiener Hoffnungen machen.

„Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass ich es in ein Camp schaffen werde“, erklärte Schaffer im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Der 24-Jährige weiß um seine Qualitäten. „Meine Größe und meine Athletik sind eine eher seltene Kombination. Wenn man mich richtig einsetzt, glaube ich schon, dass ich eine starke Waffe sein kann.“

Schaffer spielt in der Defensive Line. Dort gilt es, das gegnerische Laufspiel zu stoppen und Jagd auf den Quarterback zu machen. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler war bereits 2013 in die USA übersiedelt, nach vier Jahren Highschool in Illinois ging es nach Stanford. Dort hat Schaffer mittlerweile zwei Bachelor-Abschlüsse, ein Master in Kommunikation soll noch in diesem Frühjahr folgen. Im Mittelpunkt aber steht Football. „Es geht darum, mich in die beste Form meines Lebens zu bringen.“

Dafür arbeitet er rund vier bis fünf Stunden täglich in der Kraftkammer - sechs Tage die Woche. Das Training mit Privat-Coaches finanziert ein Agent, dem dafür drei Prozent eines späteren NFL-Gehaltes zugesichert sind. „Das ist schon ein professionelles Leben“, meinte Schaffer. Knapp 300 Pfund (136 kg) bringt der Ausnahmeathlet mittlerweile auf die Waage. „Je nachdem, wie viel ich gegessen habe.“ Die Ernährung spielt eine große Rolle. Als NFL-Spieler, so seine Hoffnung, könne er dann auch einen privaten Koch einstellen.

Der Weg dorthin scheint gar nicht mehr so weit. Am 18. März steht der „Pro Day“ auf dem Programm, auf dem sich die Topspieler in Stanford den interessierten Teams präsentieren können. Der Draft ist für 29. April bis 1. Mai in Cleveland angesetzt, Schaffer könnte als erster Österreicher überhaupt ausgewählt werden. Wenn nicht, hat er immer noch die Chance, ohne Vorkaufsrecht eines Teams in einem Trainingscamp zu landen. Möglicherweise kann er sich seinen NFL-Club dann sogar aussuchen.

„Es ist definitiv Interesse von einigen Teams da“, berichtete Schaffer. Alle seine Coaches seien von ihm überzeugt. Und er selbst sieht noch Entwicklungspotenzial. „Ich habe noch mehr in der Tasche, als ich schon herausgeholt habe. Alles, was ich in Stanford erreicht habe, kann ich mit professionellem Training noch steigern.“ Dabei führte er die Top-Uni aus Kalifornien etwa bereits in der wichtigen Statistik-Kategorie des Zufallbringens des gegnerischen Quarterbacks („Sacks“) an.

Schaffer ist ein Pionier. Ein NFL-Spiel, das erste eines Österreichers, der nicht auf der Spezialposition des Kickers beheimatet ist, wäre ein weiterer Meilenstein. „Es ist ein bisschen Druck. Ich muss es schaffen, weil ich sonst Österreich enttäusche. Aber es ist auch ein gutes Gefühl.“ Der einstige Nachwuchsspieler der Rangers Mödling will zeigen, dass die Herkunft für eine NFL-Karriere keine Rolle spielt. „Es wäre super, wenn die Europäer künftig noch mehr ernst genommen werden.“

Seine Freunde Bernhard Seikovits und Leonel Misangumukini etwa befinden sich derzeit im „International Player Pathway Program“ der US-Profiliga. Über dieses hatte der Tiroler Sandro Platzgummer in der vergangenen Saison die Chance, im Trainingskader der New York Giants NFL-Luft zu schnuppern. Für Schaffer könnte es ruhig ein wenig mehr sein. „Es geht darum, ein System zu finden, in das ich reinpasse, in dem ich meine Stärken zeigen kann.“

Seinem Traum will Schaffer auch in den kommenden Monaten alles unterordnen. „Ich weiß, dass ich mich anstrengen muss. Die Chance bekomme ich nur einmal, daher muss ich sie nutzen.“ Sollte es nicht für einen NFL-Kader reichen, könnte er sich ein weiteres Jahr Training vorstellen. Eine andere Profiliga, etwa die kanadische CFL, komme eher nicht infrage. Gedanken verschwendet Schaffer derzeit ohnehin nicht an ein derartiges Szenario. „Wenn man sich einen Notausgang macht, hat man schon verloren.“

Verwandte Themen