Stammzellenspende: Tirolerinnen konnten zwei Leben retten
Zwei junge Frauen aus Tarrenz bzw. aus Reutte konnten mit ihren Stammzellen jüngst zwei Leben retten. Sie ermuntern zur Typisierung.
Tarrenz, Reutte – „Alles begann vor fünf, sechs Jahren. Da habe ich mich auf einem Flughafenfest in Deutschland typisieren lassen“, erzählt die 24-jährige Louisa Wolf. Als Ende Oktober der Anruf kam, hatte sie schon gar nicht mehr damit gerechnet. Denn das Leben der gebürtigen Deutschen hatte sich seitdem stark gewandelt. Inzwischen lebt sie in Tarrenz und ist Physiotherapeutin im Krankenhaus Zams. Doch dann, am 5. Jänner, erhielt ein 54-jähriger, an Leukämie erkrankter Amerikaner ihre lebensrettende Stammzellenspende. „Das macht mich schon stolz, dass ich jemandem geholfen habe. Wobei es einen auch grübeln lässt: Hoffentlich geht für ihn alles gut.“
Louisa arbeitet im Gesundheitsbereich. Und so erachtete sie es schon damals als selbstverständlich, dass sie sich bei der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD), die bei dem Flughafenfest in Halle-Leipzig einen Stand aufgebaut hatte, typisieren ließ. In Deutschland gibt es 26 Stammzellspenderdateien, in die sich potenzielle Stammzellspender aufnehmen lassen können. Im Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) mit Sitz in Ulm laufen alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten zusammen. Täglich werden hier die Gewebemerkmale der Patienten mit denen der Spender verglichen, um so den am besten geeigneten Spender für Patienten weltweit zu finden. Denn nur für 30 Prozent der Patienten findet sich ein passender Spender in der Familie.
Nachdem Louisa im Oktober den Anruf erhalten hatte, ging es im Dezember in ihre alte Heimat: „Ich wurde auf Herz und Nieren geprüft. Besonders wichtig ist aber die Milz.“ Sie erhielt fünf Tage vor der eigentlichen Entnahme ein eigenes Medikament, das die Bildung der Stammzellen anregen sollte. „Fünf Stunden dauerte dann der DSD-Eingriff“, schildert sie. Dabei wird Blut entnommen und immer wieder zentrifugiert, um die Stammzellen zu erhalten. Das Ganze geschah am 16. Dezember, kurz vor Weihnachten.
„Am 5. Jänner hat der Herr die Stammzellen bekommen“, erklärt Louisa. Sie weiß nicht viel über ihn: Er ist 54 Jahre alt und lebt in den USA. „Mehr darf man jetzt am Anfang der Behandlung nicht wissen“, erzählt sie. Erst nach zwei Jahren erfahren die Spender mehr von ihren „Schützlingen“. Dann würde sie ihn gern kennen lernen.
Auch Aleksandra aus Reutte wird die letzten Wochen nicht so schnell vergessen. Die 29-Jährige, die sich 2017 in Reutte über den Verein „Geben für Leben“ typisieren ließ, spendete ihre gesunden Stammzellen an eine Frau aus Mitteleuropa und schrieb damit ihre ganz persönliche, berührende Weihnachtsgeschichte. Über den alles entscheidenden Anruf hat sich Aleksandra sehr gefreut. Doch erst bei der Voruntersuchung wurde ihr so richtig bewusst, was sie da gerade tat. Der Arzt erklärte ihr nämlich, dass die Patientin und ihre Familie genau an diesem Tag erfuhren, dass es einen Spender für sie gab. Und das kurz vor Weihnachten – der Reuttenerin lief ein Schauer über den Rücken. Die Überlebenschance der Patientin stieg durch ihre Spende von null auf 70 Prozent. Bei der Vorstellung, wie sich die betroffene Familie nun fühlen musste, stiegen ihr Tränen in die Augen.
Die Vorbereitung mit den Spritzen war kein Problem. Nur bei der Spende selbst hatte sie aufgrund der längeren Dauer von fast fünf Stunden dann Schmerzen. „Aber es war absolut ertragbar und ich würde es jederzeit wieder machen“, so ihr Resümee. Aleksandra empfiehlt jedem, sich registrieren zu lassen: „Die Chance, einem Menschen das Leben zu retten, sollte man nicht verstreichen lassen.“ (pascal, fasi)