Bezirk Kitzbühel

Mit Charme und vielen Visionen: Westendorfer Josef Ziepl verstorben

Josef Ziepl (r.) im Gespräch mit TT-CR Mario Zenhäusern beim TT-Café im Jahr 2016 in St. Johann.
© Egger

Tourismus-Grand-Seigneur und Alpenschule-Mitbegründer Josef Ziepl ist verstorben.

Von Harald Angerer

Westendorf – Immer in feinem Zwirn und mit viel Charme – so wird er nicht nur in Westendorf und Kitzbühel in Erinnerung bleiben. Der Westendorfer Josef Ziepl ist im 93. Lebensjahr verstorben. Er galt als Gentleman und Grand Seigneur des Tourismus.

In Kitzbühel ist sein Wirken noch immer präsent. Ziepl war von 1964 bis 1989 Direktor des damaligen „Fremdenverkehrsamtes“ Kitzbühel. So war er etwa bei der Gründung der ARGE (Gemeinde, Tourismusverband, Bergbahn), am Bau des Golfplatzes Schwarzsee, der Aquarena sowie am Ausbau des Skigebietes mitverantwortlich. Als Obmann des Dachverbandes Kitzbüheler Alpen, den er ins Leben gerufen hat, sowie als Verfasser des Tirol-Konzeptes zur Stärkung und Modernisierung des Tourismus (1975) erlangte er als Vorzeigetouristiker zusätzliche Bedeutung im Land.

Aus dieser Zeit erzählt man sich heute noch in Kitzbühel eine Geschichte über Ziepl und die ehemalige Kaiserin von Persien. Er hatte damals eine Frau in der Casinobar angesprochen und auf ein Glas Wein eingeladen. Die unbekannte Dame habe sich bestens mit ihm unterhalten, nur die Reaktion des Barkellners erschien ihm seltsam. Was der junge Ziepl damals nämlich nicht wusste: Bei der feschen jungen Dame handelte es sich um Soray­a, Ex-Gattin des persischen Schahs Reza Pahlevi.

In der Pension gründete Ziepl gemeinsam mit Hans Ludwig die Alpenschule in Westendorf. Sie sollte zum einen Kindern aus der Stadt die Natur wieder näherbringen und zum anderen den Bergbauernhöfen am Salvenberg eine Einkommensmöglichkeit erschließen. Bis 2011 war er Obmann das Trägervereins der Schule und das Haus wurde ihm zu Ehren in „Dr.-Josef-Ziepl-Haus“ umbenannt.

Ziepl wurde am 4. Juni 1928 geboren und ist im Hotel und Bauernhof zum Jakobwirt in Westendorf aufgewachsen. Es folgten ein Hochschulstudium „Betriebswirtschaft und Tourismus“ an der Hochschule für Wirtschaftswissenschaften in Wien und das Doktorat mit der Dissertation „Betriebsformen, Kostenstruktur, Marktsituation und Preispolitik der österreichischen Seilbahnen und Lifte“. Er war Verfasser der Studie „Die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft durch Professionalisierung der Geschäftsführer stärken“. 2004 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich und er war Träger der Gams in Gold, der höchstmöglichen Auszeichnung für Nicht-Kitzbüheler der Stadt.