Tausende bei größten Protesten seit dem Putsch in Myanmar
In Myanmar haben am Montag Berichten zufolge die bisher größten Proteste seit dem Militärputsch von Anfang Februar stattgefunden. Im Rahmen eines Generalstreiks gingen in allen Landesteilen Zehntausende Menschen auf die Straßen. Besonders massiv waren die Kundgebungen in der früheren Hauptstadt Yangon (Rangun) im Süden, in der Großstadt Mandalay im Norden und in der Hauptstadt Naypyidaw. Auf Fotos in Sozialen Netzwerken waren riesige Menschenmassen zu sehen.
Obwohl seit Beginn der Proteste mindestens drei Demonstranten von Einsatzkräften erschossen wurden, wollten sich die Gegner der neuen Junta nicht einschüchtern lassen, berichteten Medien in dem südostasiatischen Land. „Wenn wir Widerstand gegen die Diktatur leisten, könnten sie uns erschießen. Das wissen alle. Aber wir müssen uns der Diktatur widersetzen, es ist unsere Pflicht“, zitierte das Portal „Frontier Myanmar“ einen Aktivisten.
„Gewöhnliche Menschen in Myanmar beteiligen sich an einem außergewöhnlichen Akt, um ihren Widerstand gegen den brutalen Militärputsch trotz Morden, Gewalt und Einschüchterungen durch Sicherheitskräfte zu demonstrieren“, schrieb die Aktivistengruppe „Gerechtigkeit für Myanmar“ auf Twitter.
Die meisten Geschäfte blieben geschlossen. „Jeder schließt sich dem an,“ berichtete ein Demonstrant an der Hledan-Kreuzung Yangon. Die Straßenkreuzung ist zu einem Ausgangspunkt für die friedlichen Kundgebungen geworden.
Medien im Besitz des Militärs warnten allerdings vor weiteren Aktionen am Montag. „Die Demonstranten stacheln jetzt die Menschen - besonders die emotionalen Teenager und Jugendlichen - zu einem Konfrontationskurs an, bei dem sie ihr Leben lassen werden,“ hieß es im staatlichen Fernsehen MRTV.
Das Armee hatte sich in der Nacht auf 1. Februar zurück an die Macht geputscht und die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie viele Mitglieder ihrer Regierung in Gewahrsam genommen. Seither wurden zahlreiche weitere Politiker, Aktivisten und Demonstranten festgenommen. Die Einsatzkräfte haben auch mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen. Die Protestbewegung fordert die Wiedereinsetzung von Suu Kyi.
Mehrere westliche Länder haben den Putsch und die Gewalt gegen Demonstranten verurteilt. Das Militär wies dies als eklatante Einmischung in Myanmars innere Angelegenheiten zurück. Die Behörden übten derzeit „äußerste Zurückhaltung“, erklärte das Außenministerium.
Die Außenminister der EU-Staaten wollten an diesem Montag über die Lage beraten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte das Militär am Samstag aufgefordert, die Gewalt gegen Zivilisten sofort einzustellen. Nach Angaben des Spaniers sollen die Diskussionen beim Außenministertreffen „angemessene Entscheidungen“ ermöglichen. US-Außenminister Antony Blinken teilte am Sonntag mit, dass die USA weiterhin „entschlossen“ gegen die Behörden Myanmars vorgehen würden. „Wir stehen an der Seite des burmesischen Volkes“, fügte er hinzu.