Die Brutstätte des Beats: Lawrence Ferlinghetti verstarb mit 101 Jahren
Der amerikanische Dichter, Verleger und Aktivist Lawrence Ferlinghetti ist im Alter von 101 Jahren gestorben.
Innsbruck – Heute steht der City Lights Bookstore in jedem San-Francisco-Reiseführer. Und auch in jeder Gesamtdarstellung der US-amerikanischen Literaturgeschichte, die ernst genommen werden will, findet sich die Buchhandlung samt angeschlossenem Verlag. Seit 2001 zählen beide zur den National Historic Landmarks der Vereinigten Staaten – „wegen ihres bedeutenden Beitrags zur Entwicklung der Nachkriegsliteratur“. Lawrence Ferlinghetti hat den Laden 1953 gegründet. Davor hatte ihn der Zweite Weltkrieg nicht nur an die Küste der Normandie geführt, sondern auch in „die Hölle von Nagasaki“. Dort wurde er endgültig zum Pazifisten.
Mit seinem Geschäft wurde Ferlinghetti zum Geburtshelfer einer Bewegung, die bald „Beat Generation“ genannt wurde. Er förderte Jack Kerouac, verlegte Frank O’Haras „Lunch Poems“ und Allan Ginsbergs „Howl“. Wegen dessen vermeintlicher Obszönität musste er mehrfach vor Gericht. Das FBI beobachtete ihn über Jahre als potenziellen Staatsfeind. Als Aktivist beklagte er Verbrechen in Vietnam und die kapitalistische Verelendung anderswo, als Lyriker beschwor er ein anderes Amerika: archaisch, freiheitsliebend, bedroht. Als er vor wenigen Monaten zum Haller Sprachsalz-Festival zugeschaltet wurde, zog sich Ferlinghetti eine Maske der Freiheitsstatue über das Gesicht. Es galt zu unterstreichen, was permanent auf dem Spiel steht, und wofür mit Worten und Haltung zu kämpfen ist.
Am Montag ist Lawrence Ferlinghetti in San Francisco gestorben. In einem Monat wäre er 102 Jahre alt geworden. (jole)