Große Razzia gegen Neonazi-Netzwerk in Deutschland
Es geht um rechtsextreme Rocker, die in Deutschland mit Drogen gehandelt und Geldwäsche betrieben haben sollen: Mit einer großangelegten Razzia ist die Polizei in den deutschen Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen gegen ein Neonazi-Netzwerk vorgegangen. Die Beamten fanden am Freitag bei Durchsuchungen von 27 Wohnungen und Geschäftsräumen unter anderem insgesamt ein Kilogramm Drogen, rund 120.000 Euro Bargeld, rechte Devotionalien und Schusswaffen.
Ob die Waffen noch schussfähig seien, müsse erst noch überprüft werden, sagte der Präsident des Landeskriminalamt Thüringen Jens Kehr. Insgesamt wurden zehn Personen festgenommen. Gegen acht Verdächtige mit deutscher Staatsangehörigkeit im Alter zwischen 24 und 55 Jahren lagen Haftbefehle vor. Vor Ort wurde dann noch ein weiterer Haftbefehl vollstreckt. Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht des organisierten Drogenhandels und der Geldwäsche. Insgesamt gibt es 21 Beschuldigte.
Ermittler sicherten unter anderem auch Kreditkarten, Handys und diverse Speichermedien. Unter den Drogen, die gefunden wurden, waren den Angaben zufolge Crystal Meth und Heroin. Kehr sagte, die Ermittlungen zeigten einmal mehr, dass sich die rechtsextreme Szene teils durch Rauschgiftkriminalität finanziere. Die Durchsuchungen fanden ihm zufolge auch in zwei Rotlicht-Etablissements im thüringischen Gotha statt. Der Schwerpunkt der Durchsuchungen lag laut Landeskriminalamt im Raum Gotha.
Mehr als 500 Polizisten waren nach Angaben des Thüringer Landeskriminalamts am Freitag seit dem frühen Morgen beteiligt, darunter Spezialeinsatzkommandos (SEK). Thüringens Innenminister Georg Maier nannte die Aktion einen „harten Schlag gegen eine der herausragenden rechtsextremen Strukturen in Thüringen“.
Der Schlag, von dem Maier spricht, richtete sich gegen die rechtsextreme „Bruderschaft Thüringen“, zu der laut dem Landesverfassungsschutzbericht 2019 die Gruppen „Turonen“ und „Garde 20“ gehören. „Die Gruppen pflegen unter anderem durch das Tragen von Lederkutten einen Rocker-Habitus, ohne jedoch dort angebunden zu sein“, heißt es in dem Bericht. Zuvor hatte der MDR darüber berichtet.
Gegen Mitglieder der „Bruderschaft Thüringen“ wurde bereits unter anderem wegen Körperverletzung, Hehlerei, Volksverhetzung, Bedrohung, Betrug, Urkundenfälschung und Drogendelikten ermittelt - dies geht aus einer Antwort des Thüringer Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Rechtsextremismusexpertin der Linke-Fraktion, Katharina König-Preuss, aus dem vergangenen Jahr hervor.
Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte Innenminister Maier, dem Schlag gegen das Netzwerk seien jahrelange Vorbereitungen vorausgegangen. Der Hinweis sei vom Landesverfassungsschutz gekommen.
An der Razzia am Freitag waren Polizisten aus Thüringen, Spezialeinheiten aus Sachsen-Anhalt sowie Spezialisten des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Hessischen LKA beteiligt. Durchsuchungen gab es in Thüringen in Gotha, dem Landkreis Gotha, Saalfeld-Rudolstadt und in Bad Langensalza; in Sachsen-Anhalt im Burgenlandkreis und in Hessen im Lahn-Dill-Kreis.