US-Bischöfe haben Abtreibungsbedenken gegen Impfstoffe
Katholiken in den USA sollen nach dem Ratschlag ihrer Bischöfe den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson meiden, weil dieser mit Abtreibungszellen produziert werde. Den Impfstoffen von Pfizer oder Moderna sei der Vorzug zu geben, heißt es in einer am Dienstagabend (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung der katholischen Bischöfe, berichtet die „New York Times“ (Onlineausgabe). Schon im Dezember hatten sie sich ähnlich zum Astrazeneca-Impfstoff geäußert.
Pfizer und Moderna würden die von abgetriebenen Föten entnommenen Zellen nämlich nur einsetzen, um die Wirksamkeit der Vakzine testen, argumentieren die Bischöfe. Sie gehen aber nicht so weit, dass sie Impfungen mit dem erst am Montag von den US-Behörden zugelassenen J&J-Impfstoff grundsätzlich untersagen. Vielmehr bestätigen sie das Diktum des Vatikan, wonach es „moralisch akzeptabel“ sei, Corona-Impfungen zu empfangen. Schließlich sei die Impfung „ein Akt der Nächstenliebe, der dem Gemeinwohl dient“.
Die römisch-katholische Kirche lehnt den Schwangerschaftsabbruch strikt ab, weil nach kirchlicher Lehre das Leben bereits mit der Befruchtung der Eizelle beginnt. Abtreibungsbefürworter argumentieren mit dem Recht der Frauen auf ihren eigenen Körper und dem Faktum, dass Föten im ersten Trimester der Schwangerschaft nicht lebensfähig sind.
Zellen abgetriebener Föten wurden auch bei der Produktion des in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffs von Astrazeneca verwendet. Bereits im Dezember hatten die für Doktrin und Lebensschutz zuständigen US-Bischöfe Kevin C. Rhoades und Joseph F. Naumann erklärt, dass eine Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin „vermieden“ werden sollte. Nur wenn man keine andere Wahl habe oder das Warten auf einen anderen Impfstoff ernsthafte Auswirkungen auf die eigene Gesundheit oder jene anderer Personen hätte „ist es zulässig, den Astrazeneca-Impfstoff anzunehmen“.
Die konservative US-Denkfabrik Heritage Foundation weist jedoch in einer Expertise darauf hin, dass Abtreibungsgegner keine moralischen Bedenken gegenüber den Corona-Impfstoffen haben müssen. Zwar handle es um eine „komplizierte moralische Frage“, doch müsse man berücksichtigen, dass die verwendeten Zelllinien „unsterblich“ seien und ihr Einsatz somit nicht zu einem zusätzlichen Bedarf an Zellen abgetriebener Föten führe.
Die EU und Österreich setzen in ihren Impfstoffstrategien stark auf das Astrazeneca-Vakzin, das wegen vermeintlich geringerer Wirksamkeit umstritten ist. Seine Befürworter verweisen auf geringe Kosten und logistische Vorteile gegenüber den mRNA-Impfstoffen, die starke Kühlung benötigen. In Österreich drängen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und seine Minister zudem massiv auf eine rasche Zulassung des J&J-Impfstoffes durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), der übertriebene Langsamkeit bei der Zulassung vorgeworfen wird.