Jenbacher retten Lebensmittel: „Fairteiler“ vorm Somweberhaus kommt
In Jenbach starten Ehrenamtliche ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung.
Von Eva-Maria Fankhauser
Jenbach – Karotten, ein frischer Salatkopf, verschiedene Laibe Brot, Joghurt, Schokolade sowie einige Kilo Mehl, Reis und Nudeln – eine Auswahl wie diese erwartet bald die Jenbacher beim Somweberhaus. Dort eröffnet aber kein Lebensmittelgeschäft, ganz im Gegenteil: Dort wird ein so genannter „Fairteiler“ aufgestellt.
Die Freiwilligenbörse „sone“ in Jenbach will der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen und macht nun beim Projekt „Marlene“ der Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM) mit. Konkret versteht man darunter Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelabfällen durch Netzwerkbildung, denn in Tirol werden jährlich rund 13.500 Tonnen Lebensmittelabfälle im Restmüll gefunden, die eigentlich vermieden werden könnten.
Daher hat die ATM mit dem Allgäuer Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten ein grenzüberschreitendes Projekt gestartet, wofür man auch Mittel aus dem EU-Förderprogramm Interreg Bayern-Österreich erhält. „Die Vernetzung aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft bis in den Haushalt ist eine der wichtigsten Stellschrauben zur Reduzierung von Lebensmittelabfall“, sagt ATM-Projektleiterin Claudia Schütz.
Sie bringt das Projekt mit der Leiterin der sone Freiwilligenbörse Jenbach, Angela Rainer, nun auch in die Marktgemeinde. „Es haben sich echt schnell Ehrenamtliche gefunden, die das Projekt betreuen. Das geht nämlich nicht einfach so, dazu gibt es eine eigene Einschulung“, erklärt Rainer. Nur wer den Kurs besteht, wird zum so genannten „Foodsharer“, was bedeutet, dass diese Personen dann die Lebensmittel teilen. Dabei werden lokale Lebensmittelgeschäfte mit ins Boot geholt. Die Produkte, die dort aus verschiedenen Gründen (z. B. kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum) weggeworfen werden, sollen von den Ehrenamtlichen gerettet werden. An zwei Tagen in der Woche wird ein eigener Automat – der Fairteiler – direkt beim Somweberhaus in Jenbach mit den noch guten Lebensmitteln gefüllt.
„Jeder kann sich dort dann einfach und kostenlos bedienen. Das hat aber nichts mit Bedürftigkeit zu tun, sondern damit, dass wir Lebensmittelverschwendung vermeiden wollen“, sagt Rainer. Schrank auf, Lebensmittel raus, Schrank wieder zu – so einfach soll es ab Ende Mai funktionieren. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. „Auf uns entfallen dabei keine Kosten, wir könnten allerdings noch einige Freiwillige gebrauchen, damit wir das Angebot dann vielleicht auch ausbauen können und flexibler werden“, sagt Rainer voller Vorfreude. Man hofft auch auf Nachahmer im Bezirk.