„Gurgelstudie“ fand kaum unerkannte Infektionen an Schulen

Seit einigen Wochen werden unter Kindern und Jugendlichen in vielen Bundesländern die meisten Corona-Fälle registriert. Trotzdem wurden in der dritten Schulgurgelstudie, die vom 1. bis 18. März durchgeführt wurde, nur 16 von 7.523 Schülern und Lehrern positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Die geringe Dunkelziffer von 0,21 Prozent bedeute nicht, dass Kinder keine Rolle im Pandemiegeschehen spielen, so Studieninitiator Michael Wagner: „Sie werden nun nur vermehrt gefunden.“

Beim SARS-CoV-2-Schulmonitoring werden seit vergangenem Herbst wiederholt an denselben rund fünf Prozent der Volks-, Mittelschulen und AHS-Unterstufen Gurgel-PCR-Tests durchgeführt. Bei der ersten Erhebung (von Ende September bis Ende Oktober 2020) waren 0,39 Prozent unerkannt positiv, im November waren es 1,5 Prozent. Dass zuletzt nur so wenige Infizierte unerkannt in der Schule gesessen sind, hat laut Wagner (Uni Wien) auch mit den anterionasalen Antigentests zu tun, die Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzbetrieb sind.

Diese Tests seien zwar bei weitem nicht so zuverlässig wie PCR-Tests. Bei einem Vergleich wurden laut einem Abstract der Forschergruppe von der Uni Wien, der Uni Linz und den Medizin-Unis Graz und Innsbruck aber immerhin unter den Schülern 19 Prozent (Volksschule) bzw. 23 Prozent (Mittelschule/AHS-Unterstufe) der per PCR-Test identifizierten Fälle ebenfalls entdeckt, unter Lehrern waren es 54 Prozent. „Das klingt vielleicht zunächst schlecht, ist aber viel mehr als ohne Test“, so Molekularbiologe Wagner. „Viele, die extrem ansteckend gewesen wären, findet er.“

Für Wagner ist die höhere Trefferquote bei den Lehrern außerdem ein Indiz, dass noch mehr auf eine korrekte Durchführung der „Nasenbohrer“-Tests geachtet werden sollte (vorheriges Schnäuzen, nicht vor Ablauf von 15 Minuten Ergebnis auslesen, Kontrolle durch Lehrer, Beachten auch nur leichter Linien). Dann könnte auch die Trefferquote bei den Schülern noch steigen, auch wenn Wagner weiterhin dazu rät, mittel- bis langfristig auf aussagekräftigere Tests umzusteigen.

Neben den Schul-Tests führt Wagner die diesmal sehr geringe Dunkelziffer auch darauf zurück, dass Eltern mehr auf etwaige Symptome achten und - anders als im Herbst - aus Angst vor einer Quarantäne die Kinder gegebenenfalls daheimlassen. „Da gibt es also vermutlich eine Dunkelziffer zuhause, die wir nicht sehen.“ Eine Hypothese sei außerdem, dass die zuerst in Großbritannien aufgetauchte B.1.1.7.-Variante bei Kindern und Jugendlichen eher symptomatisch verläuft und Infektionen damit eher erkannt werden.

Insgesamt wird wohl etwa ein Drittel der Infektionen unter Schülern bei den Schul-Antigentests entdeckt, der Rest außerhalb, vermutet Wagner. Hier helfe, dass es mittlerweile in den meisten Bundesländern ein größeres Bewusstsein gebe, dass auch Kinder die Infektion weitergeben und diese nun auch außerhalb der Schulen schneller getestet werden. Jene Bundesländer, in denen das noch nicht üblich sei, sollten hier nachschärfen, empfiehlt er.

„Das Virus entwickelt sich weiter, also müssen wir uns auch weiterentwickeln“, so Wagner. So sollten in Klassen mit einem positiven Fall alle Schüler zweimal per Gurgel-PCR-Test getestet werden. Wenn man insgesamt auf diese sensitivere Methode umstelle, wäre das auch ein möglicher Weg, die Schulen trotz hoher Inzidenz offenzulassen. Ein Hinweis in diese Richtung: Im September und Oktober war das bei der Gurgelstudie entdeckte Infektionsgeschehen ähnlicher den generellen Zahlen in einem Bezirk, während diesmal die Zahlen an den Schulen geringer sind.

Dazu komme ein weiterer Faktor: Durch die Testungen in den Schulen erreiche man beim Aufdecken von Infektionen über das Contact Tracing auch jene Teile der Bevölkerung, die sonst nicht so gesundheitsaffin ist. „Die Schulen sind eine Riesengelegenheit, um durch regelmäßiges und möglichst hochqualitatives Testen die Pandemie zu bremsen.“

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