Tande geht es nach Sturz „den Umständen gut“

Das Weltcup-Finale der Skispringer in Planica wird weiter vom brutalen Sturz des Norwegers Daniel Andre Tande überschattet. Fürs Erste geben die Ärzte Entwarnung, doch die Situation bleibt ernst. Am Donnerstag war der 27-Jährige nach einem heftigen Aufprall im Probedurchgang des Skifliegens „intubiert und mechanisch beatmet“ worden, über Nacht befand er sich im künstlichen Koma, um sein Gehirn zu entlasten.

Norwegens Cheftrainer Alexander Stöckl ist zuversichtlich, dass der Athlet wieder vollständig gesund wird. Man gehe derzeit davon aus, dass keine Schäden zurückbleiben, sagte der Tiroler Stöckl am Freitag. „Die ersten Untersuchungen haben nichts Negatives ergeben. Sie haben einen Hirnscan gemacht und den Nacken gecheckt. Da gibt es nichts zu melden, das ist sehr positiv“, sagte Stöckl. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut.“

Der Trainer ergänzte: „Er wird heute über den Tag im künstlichen Koma gehalten und dann am Abend wahrscheinlich aufgeweckt werden. Dann sind natürlich weitere Tests notwendig.“ Bisher wurden bei Tande ein Schlüsselbeinbruch und eine leichte Punktierung der Lunge diagnostiziert. Tande befindet sich in Ljubljana im Krankenhaus. Stöckl sagte: „Heute hatten wir die positive Meldung, dass er schon selber angefangen hat zu atmen.“

Die Schuld am Sturz läge beim Athleten selbst. „Wir haben das Video analysiert. Es war sein eigener Fehler“, sagte Stöckl. „Er war zu offensiv in der ersten Flugphase“, ergänzte der 47-Jährige und erklärte: „Er ist relativ schnell breit geworden mit den Skiern und hat sich dann ein bisschen draufgelehnt auf die Luft. Dann hat er den Kontakt zu den Skiern verloren. Man kann da eigentlich nichts finden, außer eigenes Verschulden.“

So schwerwiegend der Sturz war - der Notfalleinsatz, um Tande nach dem gravierenden Zwischenfall an der Schanze am Leben zu halten, war erfolgreich. Die geschockte norwegische Delegation bedankte sich ausdrücklich. Sportchef Clas Brede Braathen bezeichnete die erste Hilfe an der riesigen Anlage im „Tal der Schanzen“ als „hochprofessionell“.

Gefährliche Wetterverhältnisse oder der Zustand der Schanze waren laut Alexander Pointner nicht Schuld am Sturz des Olympiasiegers. „Das ist die Gefahr des Skifliegens“, sagte der frühere Erfolgscoach der Österreicher bei Eurosport. Schon kleine Fehler würden sich beim Skifliegen „durch höhere Geschwindigkeiten, stärkere Luftkräfte und höhere Flugkurven gravierender“ auswirken als beim Skispringen. Ein gewisses Restrisiko lasse sich daher trotz steigender Sicherheit in den vergangenen Jahren nie ausschließen, betonte der Tiroler.

Tande war am Nachmittag gegen 14.30 Uhr in seinem Probeversuch in Schieflage geraten und mit hoher Geschwindigkeit nach 78 Metern auf den Vorbau der Skiflugschanze geknallt. Er war nach dem Aufprall reglos den extrem steilen Hang heruntergerutscht und wurde nach der Notversorgung per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Das folgende Springen mit dem Sieg des Japaners Ryoyu Kobayashi (Japan) und Michael Hayböcks viertem Platz geriet zur Nebensache.

„Das Skifliegen kann so einfach und ästhetisch ausschauen. Aber wenn Fehler passieren, kann es dramatisch enden“, erklärte Pointner.

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