Die Türkei setzt mit dem Geist von 2002 zu neuen Höhenflügen an
Die türkische Fußball-Nationalmannschaft befindet sich nach den ersten zwei Spieltagen in der WM-Qualifikation in aller Munde. Was auch an Erfolgstrainer Senol Günes liegt.
Innsbruck – Erinnern Sie sich noch an Recber Rüstü, Hakan Sükür oder Emre Belozoglu? Ja? Dann denken Sie wohl auch an die WM 2002 in Südkorea und Japan zurück, wo die türkische Fußball-Nationalmannschaft, angeführt von einem Torhüter mit Kriegsbemalung (Rüstü), einem legendären Torjäger (Sükür), der sich nach seiner Karriere auch mit Präsident Erdogan anlegte, und einem genialen Regisseur (Emre), sensationell Platz drei belegt hatte.
Was das mit dem Jahr 2021 zu tun hat? Ganz einfach: Seit dem Turnier in Asien hat die „Milli takim“ gerufene Elf alle vier folgenden Weltmeisterschaften verpasst. Zumindest bei der EM 2008 setzte man mit dem Halbfinaleinzug unter Kult-Coach Fatih Terim noch ein Highlight. Dann ging lange nichts mehr ...
„Die Mannschaft ist glücklich und die Türkei ist glücklich"
Im Jahr 2021 scheint es aber eine echte Renaissance zu geben, nachdem man zuletzt mit den gelösten Tickets für die EM-Endrunden 2016 und 2020 schon einen Aufwärtstrend an den Tag gelegt hatte: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte starteten die Türken mit zwei Siegen in eine WM-Qualifikation – und das gegen höher eingeschätzte Teams wie die Niederlande oder Norwegen. Heute (20.45 Uhr) soll gegen Lettland Sieg Nummer drei folgen. „Ich bin glücklich, die Mannschaft ist glücklich und die Türkei ist glücklich. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende, es beginnt jeden Tag von vorne“, sagte Senol Günes nach dem beeindruckenden 3:0 in Norwegen.
⚽ WM-Qualifikation Europa - Spiele am Dienstag
Gruppe A - 3. Runde
- Aserbaidschan - Serbien 18.00 Uhr
- Luxemburg - Portugal 20.45 Uhr
Gruppe E - 3. Runde
- Wales - Tschechien 20.45 Uhr
- Belgien - Weißrussland 20.45 Uhr
Gruppe G - 3. Runde
- Gibraltar - Niederlande 20.45 Uhr
- Türkei - Lettland 20.45 Uhr
- Montenegro - Norwegen 20.45 Uhr
Gruppe H - 3. Runde
- Zypern - Slowenien 18.00 Uhr
- Kroatien - Malta 20.45 Uhr
- Slowakei - Russland 20.45 Uhr
Und wenn sich einer mit türkischen Erfolgsgeschichten auskennt, dann ist das der Teamchef, denn mit seiner Person schließt sich auch ein Kreis. Denn auch beim größten Erfolg der Verbandsgeschichte 2002 stand Senol Günes bereits an der Seitenlinie. Erst mit dem 68-Jährigen, dem sein Stammverein Trabzonspor sogar den Stadionnamen gewidmet hat, kehrte der Erfolg zurück. Vor ihm hatten sich prominente Trainer-Namen wie Guus Hiddink oder der rumänische Fuchs Mircea Lucescu die Zähne an der launischen Elf ausgebissen.
Auch Stani hat den dritten Sieg im Visier
Die Entwicklung liegt aber nicht nur am Trainer, sondern auch an der Tatsache, dass einer wie Hakan Calhanoglu bei Milan erwachsen geworden scheint. Mit Caglar Söyüncü (Leicester) und Ozan Kabak (Liverpool) kann Günes ein Premier-League-gestähltes Abwehr-Duo aufbieten und vorne befinden sich Akteure wie Ozan Tufan (Fenerbahce) oder Burak Yilmaz (Lille) in der Form ihres Lebens. Mit den Türken wird weiter zu rechnen sein.
Abseits davon ist nach zwei Spieltagen auffällig, dass sich so manches Starensemble – Stichwort Überspielt – ziemlich schwer tut: So gewann Spanien nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Griechenland nur mit Ach und Krach in Georgien. Auch Frankreich (ebenfalls vier Punkte) tut sich bislang hart, Ähnliches gilt für Belgien und Portugal. Ganz und gar nicht enttäuscht ist Stani Tschertschessow. Der russische Teamchef will heute in der Slowakei den dritten Sieg im ebensovielten Spiel einfahren. (t.w.)