Festnahmen in Jordanien nach angeblichem Komplott

Nach Berichten über ein groß angelegtes Komplott hat Jordaniens Armee einen Halbbruder von König Abdullah II. aufgerufen, alle Aktivitäten zu unterlassen, die der Sicherheit des Landes schaden könnten. Überdies berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Petra am Samstag, ein früherer Berater von Abdullah und weitere Verdächtige seien „aus Sicherheitsgründen“ festgenommen worden. Zahlreiche Staaten erklärten in ersten Reaktionen ihre Solidarität mit König Abdullah.

Jordaniens Generalstabschef Yusef Huneity dementierte, dass auch der Halbbruder des Königs und frühere Kronprinz Hamza festgenommen worden sei. Entsprechende Berichte seien „nicht wahr“, erklärte er. Hamza sei aber aufgefordert worden, „Aktivitäten zu unterlassen, die genutzt werden könnten, um der Stabilität und der Sicherheit des Königreichs zu schaden“. Es laufe eine Untersuchung, und die Ergebnisse würden später mitgeteilt, kündigte Huneity an. „Niemand steht über dem Gesetz“, betonte der Generalstabschef. „Die Sicherheit und die Stabilität Jordaniens gehen über alles.“

Prinz Hamza berichtete, dass er unter Hausarrest gestellt worden sei - im Rahmen eines angeblichen Durchgriffs gegen Kritiker von König Abdullah II. Die britische BBC veröffentlichte am späten Samstagabend ein Video, das der 41 Jahre alte Prinz aus seinem Arrest aufgenommen und dem Sender mit Hilfe seines Anwalts zugespielt haben soll. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen König Abdullah II. - seinen Halbbruder - und spricht von Festnahmen, Drohungen und Einschüchterung von Kritikern des Königs.

Der Generalstabschef habe ihn am Samstagmorgen besucht und ihn informiert, dass er das Haus nicht verlassen und keinen Kontakt nach außen haben dürfe, sagt Prinz Hamza in dem Video. Seine Telefon- und Internetverbindung seien gekappt worden. Hintergrund sei Kritik am König bei Treffen, an denen er teilgenommen habe, oder in Beiträgen in sozialen Netzwerken mit Bezug auf bestimmte Treffen. „Ich bin nicht Teil irgendeiner Verschwörung oder ruchloser Organisation oder Gruppe mit ausländischer Unterstützung“, sagt Prinz Hamza weiter.

Die US-Zeitung „Washington Post“ hatte zuvor berichtet, Hamza sei in seinem Palast in Amman „unter Restriktionen gestellt“ worden. Dies sei im Rahmen von Ermittlungen zu einem Komplott geschehen, das offenbar auf den Sturz von Abdullah II. abgezielt habe. Der Monarch hatte den Thron 1999 nach dem Tod seines Vaters König Hussein bestiegen. Palastvertreter hätten die Verschwörung als „komplex und weitreichend“ beschrieben, berichtete die Zeitung unter Berufung auf hochrangige Geheimdienstvertreter aus dem Nahen Osten. An ihr seien mindestens ein weiteres Mitglied des jordanischen Königshauses sowie Stammesführer und Vertreter der Sicherheitsbehörden beteiligt gewesen.

Auf im Internet veröffentlichten Videos war ein großes Polizeiaufgebot in der Nähe des Königspalastes in Amman zu sehen. Laut Petra wurden unter anderem Ex-Finanzminister Bassem Awadallah, früher ein enger Vertrauter des Königs und von 2007 bis 2008 Chef des Palasts, festgenommen. Awadallah galt als treibende Kraft hinter Wirtschaftsreformen in Jordanien, bevor er 2008 seinen Posten als Leiter des Königshofs aufgab. Auch Sharif Hassan ben Said sei festgenommen worden, hieß es. Der Titel Sharif (Scherif) weist darauf hin, dass es sich um eine dem Königshaus nahestehende Person handelt.

Hamza bin Hussein war von 1999 bis 2004 Kronprinz Jordaniens. König Abdullah II. setzte ihn dann aber überraschend als Thronfolger ab und machte den Weg frei für seinen damals achtjährigen Sohn. Er wolle Prinz Hamza von den „Zwängen“ seiner Position befreien, um ihm andere Möglichkeiten zu geben, hieß es damals. Mit dem Vorgang vertrauten Personen zufolge hat Hamza seitdem versucht, wichtige Stämme für sich zu gewinnen und auch Oppositionspolitiker angezogen. Dies missfalle dem König.

Unbestätigten Berichten zufolge wurde auch Prinz Hamzas Büroleiter Yasser Majali festgenommen. Seine Nichte Bazma schrieb bei Twitter, dass Majali nach einer Razzia an einen unbekannten Ort gebracht worden sei.