Arzt Mückstein wird neuer Gesundheitsminister
Der Mediziner und Ärztekammer-Funktionär Wolfgang Mückstein wird neuer Gesundheitsminister. Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler hat Mückstein nur zwei Stunden nach dem Rücktritt von Gesundheitsminister Rudolf Anschober als dessen Nachfolger vorgestellt. Angelobt wird Mückstein am Montag. Den aktuellen Lockdown in der Ostregion hält der neue Minister zwar für eine unpopuläre, aber nötige Entscheidung, um Menschenleben zu retten.
Allgemeinmediziner Mückstein ist einer der Leiter des Primärversorgungszentrums im sechsten Wiener Gemeindebezirk. In der Wiener Ärztekammer fungiert der Mit-Vierziger als Referent für Gruppenpraxen und neue Organisationsformen. Bei den türkis-grünen Regierungsverhandlungen hat er das Kapitel Gesundheit und Soziales mitverhandelt. Ab Montag soll er nun neuer Gesundheitsminister sein. „Ich habe mir das gut überlegt“, betonte Mückstein bei seiner Präsentation mit Vizekanzler Kogler, bei der keine Journalistenfragen zugelassen waren.
„Wenn du keine Bedenken hast, mitten in der Pandemie Gesundheitsminister zu werden und damit oberster Krisenmanager, dann fehlt dir der Respekt vor der Aufgabe.“ Die Entscheidung sei eine schwierige gewesen, aber es sei ihm relativ bald klar geworden, „ich möchte mithelfen, dass wir alle miteinander so gut wie möglich durch die Pandemie kommen“, erklärte Mückstein. Die Bewältigung der Pandemie sei eine „historische Aufgabe“.
Er habe selbst Kinder im Homeschooling und eine Frau im Homeoffice, in seiner Praxis habe er auch die Kollateralschäden der Pandemie wie Schlafstörungen bei Kindern erlebt, meinte Mückstein. Den Kindern fehlten die Freunde und die Schule, aber mit den Fallzahlen derzeit sei der Lockdown im Osten sicher die einzige Möglichkeit. Wenn die Intensivstationen an ihre Grenzen kommen, „dann bin ich für einen Lockdown, um Menschenleben zu retten“. Er habe großen Respekt vor der Entscheidung von Wiens Landeshauptmann Michael Ludwig (SPÖ) und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), den Lockdown zu verlängern - es handle sich um eine unpopuläre Entscheidung, aber „sie ist richtig“. Überhaupt habe er sich als Leitlinie vorgenommen: „Ich werde unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn es nötig ist. Weil ich mich dazu als Gesundheitsminister und Arzt verpflichtet sehe.“
Auch appellierte der designierte Gesundheitsminister an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Man kämpfe mit Verzögerungen beim Impfstoff, und er wolle „keine Luftschlösser bauen“, betonte Mückstein, es werde noch dauern, bis alle geimpft seien. Ob Juli oder August, werde man sehen, aber er verspreche, alles für eine gute Zusammenarbeit aller Akteure zu tun. Besonders wichtig in seiner neuen Aufgabe sei ihm auch der Sozialbereich, so sei es „hoch an der Zeit“, die Pflegesysteme zu modernisieren.
Mückstein sei ein „Mann der Praxis“ und ein „Macher“ mit jahrelanger Erfahrung und sei als Arzt mit den Probleme der Menschen konfrontiert. Als langjähriger Vertreter in der Ärztekammer wisse Mückstein auch, wo in der Gesundheitspolitik der Schuh drückt. Mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) habe man bereits ein kurzes Gespräch absolviert, der Bundespräsident sei ebenfalls informiert.
Dem scheidenden Minister Anschober dankte Kogler dafür, dass dieser ohne Pause für den Gesundheitsschutz in Österreich gearbeitet habe. Was Anschober geleistet habe, „ist unglaublich“, würdigte Kogler, er habe jeden Tag alles gegeben. Es sei eine Herkulesaufgabe, und Anschober habe viele schwierige Entscheidungen treffen müssen und sei „für jede einzelne geradegestanden“. Außerdem habe Anschober auch Fehler eingestehen können. „Wenn so viel gehobelt werden muss, dann fallen auch Späne“, betonte Kogler, der auch Anschobers Beitrag zum Neustart der Grünen nach 2017 würdigte: „Danke, lieber Rudi.“