Tennis: Günter Bresnik ein „Sechziger“ - Von Pension keine Spur

Er ist seit Jahrzehnten eine Persönlichkeit im österreichischen Tennis und auch einer der besten Trainer überhaupt. Günter Bresnik, der viele Jahre mit Horst Skoff, Stefan Koubek, und international u.a. mit Boris Becker, Henri Leconte oder Patrick McEnroe gearbeitet hat, feiert am (heutigen) Mittwoch seinen 60. Geburtstag. Sein längstes Projekt war jenes mit Dominic Thiem. Er nahm den damals Neunjährigen mehr und mehr unter seine Fittiche und betreute ihn rund 14 Jahre lang.

Die einhändige Rückhand Thiems und seine bilderbuchhafte Schlagtechnik sind eindeutig die Handschrift von Bresnik. Doch noch ehe sein Langzeitschützling im September 2020 bei den US Open endlich den lange ersehnten ersten Grand-Slam-Titel holte, hatte sich Thiem von Bresnik im April 2019 wegen unterschiedlicher Auffassungen getrennt. Erst vor Kurzem wurde außergerichtlich eine Einigung in finanziellen Dingen nach Auflösung auch des Managervertrags erzielt.

Bresnik blickte kurz vor seinem Jubiläum im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur auf sein Leben zurück. „Ich habe extrem viel Glück gehabt, sowohl was meine privaten, als auch meine beruflichen Belange betrifft. Ich bin in eine Familie reingeboren worden, die ich mir besser kaum ausmalen hätte können, super Eltern, Schwestern. Eine sehr kleine Familie, die fast optimal funktioniert hat.“ Der Sohn zweier Mediziner und gebürtige Wiener wuchs in Perchtoldsdorf auf und begann mit 16 selbst Tennis zu spielen.

Auch Bresnik wollte Arzt werden und studierte acht Semester lang Medizin, seine Leidenschaft gehört aber dem Tennis. „Ich habe damals nicht schlecht gespielt“, erinnerte sich Bresnik in seinem Buch „Die Dominic-Thiem-Methode“. Mittlerweile war er als Hilfstrainer und Sparringpartner in der Südstadt und konnte mit nationalen Turnierspielern gut mithalten. „Für die berufliche Schiene ist eigentlich Eugen Gressl verantwortlich. Er ist der Trainer, bei dem ich selbst Tennis spielen gelernt habe, und ich mich früh auf die Trainerschiene verlegt habe.“

Als ihm dann Horst Skoff über den Weg lief, veränderte das Bresniks Laufbahn nachhaltig. „Die Türe zum internationalen Tennis hat mir sicherlich der Skoffie aufgemacht“, erinnert sich Bresnik. Im Sommer 1987 begann die Zusammenarbeit so richtig und es sollte der Beginn einer mittlerweile rund 35-jährigen Trainer-Karriere werden.

Dass er als einziger Trainer des modernen Tennis einen Spieler aus der Kindheit bis in die Top Ten geführt hat, macht ihm so schnell keiner nach. Doch als „Lebenswerk“ würde Bresnik Dominic Thiem dennoch nicht bezeichnen. „Ein Lebenswerk sind nicht einzelne Sportler. Es ist das, was ich mir als Trainer an Wissen und Fähigkeiten angeeignet habe. Die Ergebnisse daraus sind eigentlich X-beliebig reproduzierbar. Die Beliebigkeit wird nur durch die Zeit eingeschränkt“, so Bresnik zur APA.

International anerkannt ist Bresnik, der sich auch selten ein Blatt vor den Mund nimmt und gern über den Tellerrand blickt, schon lange gewesen, auch vor Thiem. „Für mich ist es immer eine Ehre, wenn international eine Vorhand als Bresnik-Vorhand bezeichnet wird. Aber ein Lebenswerk ist das auch nicht: Ich habe geheiratet, habe vier Kinder, ein Haus gebaut. Meine vier Kinder sind von Dauer. Es ist das, was von einem Menschen übrig bleibt.“ Bresnik lebt mit seiner Frau Kathi in Innermanzing (NÖ) und ist Vater von vier Töchtern.

In seiner Vita stehen auch zwei Amtszeiten als ÖTV-Davis-Cup-Kapitän und zwei Jahre als -Sportdirektor. Seit vielen Jahren betreibt er in der Südstadt seine Akademie.

Bresnik, so erzählt er der APA, feiert eigentlich gern jeden seiner Geburtstage. „Aber ich möchte kein Riesentheater. In der Coronazeit ist es sowieso schwierig. In jüngster Vergangenheit ist es mir auch so klar geworden, wer die Leute sind, die zu einem stehen, die der Bezeichnung Freund wirklich gerecht werden.“ Daher lieber mehrere kleine Zusammentreffen. „Wie ich meine Frau kenne, wird sie sich sicher ein Überraschungsfest einbilden. Wenn ihr das einfällt, mache ich kehrt und bin in den nächsten zehn Stunden nicht gesehen“, meint er mit seinem üblichen trockenen Humor.

Auch mit 60 denkt Bresnik nicht an so etwas wie eine Pension, auch wenn er laut eigenen Aussagen schon mit 35, 40 finanziell ausgesorgt hatte. „Es gibt Leute, die mich fragen, wie kannst du mit einem Jugendlichen trainieren? Für mich ist es kein Unterschied in der Tätigkeit, ob du mit einem Nummer-1-Spieler oder einem Anfänger, der vielleicht ein Clubturnier wird gewinnen können, trainierst. Es macht mir beides Spaß. Es geht um den Sport und nicht um die Ranglistenposition.“

Bresnik arbeitet seit November u.a. mit dem französischen Spitzenspieler Gael Monfils, ist dazu öfter in der Schweiz und war zuletzt auch in Monte Carlo. Erst vergangene Woche ist mit Dennis Novak Österreichs Nummer zwei zurück in seine Akademie gekommen. Über mangelnde Arbeit muss sich Bresnik auch zu Beginn seines siebenten Lebensjahrzehnts nicht beklagen.

(Von Gerald Widhalm/APA)

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