ÖFB-Routinier Dragovic über Super-League-Aus erleichtert

Aleksandar Dragovic ist erleichtert, dass die Idee einer exklusiven Super League nicht in die Tat umgesetzt wird. „Das wäre eine Tragödie gewesen“, sagte der ÖFB-Nationalspieler im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Fußball lebe von Emotionen und von den Fans. Vor welchen der 30-Jährige seine eigene Karriere im Sommer fortsetzt, könnte sich noch vor der EM entscheiden. Bei seinem aktuellen Club Bayer Leverkusen wird es nicht sein.

„Es gibt zwei, drei Optionen, die ich mir durch den Kopf gehen lassen muss“, erklärte Dragovic. Roter Stern Belgrad sei eine davon, bestätigte der Verteidiger. Spielzeit sei ihm wichtiger als Geld. „Wenn ich nicht Woche für Woche spiele, bin ich unglücklich. Dafür bin ich Fußballer geworden. Da spiele ich lieber für ein paar Euro weniger in einer schlechteren Mannschaft oder in einer schlechteren Liga und bin glücklich.“

In Leverkusen hat der ÖFB-Routinier keine Zukunft. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, seit der Amtsübernahme von Interimscoach Hannes Wolf vor vier Wochen hat er nicht eine Sekunde gespielt. „Es ist eine sehr, sehr schwierige Phase“, sagte Dragovic. Er hoffe, vor der EM noch „ein paar Spielminuten“ zu bekommen. „Ich versuche, die vier Wochen so gut wie möglich runterzubringen. Ich kann nur Vollgas geben in jedem Training. Dann wird ein neues Kapitel aufgemacht.“

Entscheidend sei für ihn nach Jahren des Reservistendaseins in Leverkusen wieder Spaß am Fußball zu haben. Ursprünglich sei sein Plan gewesen, vor der EM alles „in trockenen Tüchern“ zu haben. Die Corona-Situation erschwere aber auch die Planungen der Clubs. Er könne sich entweder für eine der bestehenden Optionen entscheiden - oder riskieren und ohne Club ins Turnier gehen. „Mit Corona ist es nicht einfach, ich darf mich auch nicht verpokern. Aber es gibt keinen Druck und keine Deadline.“

David Alaba hat sich nach seinem Abgang von Bayern München bereits für einen neuen Club entschieden. Bestätigen wollte Dragovic den Arbeitgeber seines Freundes aber nicht. Es dürfte sich um Real Madrid handeln - einen der Antreiber der grandios gescheiterten Super League. Dragovic hält nicht viel von dem Eliteliga-Projekt, verwies auf Aussagen des früheren Manchester-United-Verteidigers Gary Neville: „Wenn sie nur aufs Geld gucken, wäre das fatal für den Fußball gewesen.“

Corona habe alle Vereine gleichermaßen erwischt, meinte Dragovic. „Eineinhalb Jahre ohne Zuschauer, da macht jeder Minus - auch ein großer Verein wie Real Madrid“, sagte der Abwehrspieler. Italien habe es besonders hart getroffen. „Von den Chefs kann man es vielleicht nachvollziehen, weil es um viel Geld geht. Aber man muss auch die Fans verstehen, die Emotionen. Zum Glück sind noch ein paar abgesprungen.“ Ein System wie im US-Sport ohne Auf- und Abstieg sei für ihn „nicht der richtige Weg“.

Finanzielle Sorgen - sogar existenzieller Natur - hat die Wiener Austria. Die Situation bei seinem Ex-Club sei „erschreckend“, sagte Dragovic. Über Details wie Ausmaß der Schulden und Verfehlungen wisse er nicht Bescheid. „Aber dass Fehler passiert sind, liegt auf der Hand. Man muss jetzt klug arbeiten. Hoffentlich lernen die Verantwortlichen aus den Fehlern. Die sind ja nicht erst seit gestern passiert.“

Dragovic war bei der Austria ausgebildet worden, verließ den Club vor zehn Jahren in Richtung FC Basel. Der 30-Jährige, mit 89 Länderspielen die Nummer vier der ÖFB-Geschichte, wollte seine Karriere eigentlich bei seinem Stammclub beenden. Mittlerweile macht er sich Sorgen, dass es diesen dann überhaupt noch gibt. „Es wird ein sehr harter Weg für die Austria-Fans. Aber die Austria ist ein Traditionsverein. Man muss die Herausforderung annehmen. Ich hoffe, dass sie gerettet wird.“

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