Neuer Raketenangriff auf Israel aus dem Gazastreifen
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben am Samstagabend erneut eine Rakete auf israelisches Gebiet gefeuert. In der Grenzstadt Sderot heulten die Warnraketen. Die israelische Armee teilte mit, das Geschoss sei von der Raketenabwehr abgefangen worden. Seit Freitagabend waren aus dem Palästinensergebiet Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert worden. Israels Luftwaffe griff daraufhin in der Nacht zum Samstag Ziele der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas an.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief indes „alle Seiten“ zur Ruhe auf, nachdem es am Samstag schon den dritten Tag infolge zu Zusammenstößen von Israelis und Palästinensern in Jeruslaem gekommen war. Recht und Ordnung müssten eingehalten werden, sagte Netanyahu am Samstag nach einer Krisensitzung des Kabinetts. Seine Regierung stehe für „Religionsfreiheit für alle Bewohner und Besucher von Jerusalem“ ein.
Netanyahu sagte nach der Regierungssitzung weiter, er habe die Militärspitze angewiesen, sich auf „jedes Szenario“ einzustellen. Der israelische Generalstabschef Aviv Kochavi hatte zuvor einen für Sonntag geplanten USA-Besuch wegen der Gewalteskalation abgesagt.
Der UNO-Sondergesandte Tor Wennesland sagte, er sei „alarmiert“ angesichts der Vorfälle. „Provokative Aktivitäten in Jerusalem müssen aufhören“, hieß es in einer Mitteilung. „Die wahllosen Raketenangriffe auf israelische Bevölkerungszentren verstoßen gegen internationales Recht und müssen sofort aufhören.“
Ähnlich wie am Freitag kam es auch am Samstag in Jerusalem zu schweren Krawallen. In der Altstadt lieferten sich überwiegend palästinensische Jugendliche und Hunderte Bereitschaftspolizisten Straßenschlachten. Die Protestierer bewarfen die Beamten mit Steinen, die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Ein israelisches Gerichtsgebäude wurde mit Steinen beworfen, die Überwachungskameras zerstört. In mehreren palästinensischen Gemeinden kam es ebenfalls zu Protesten.
Seit Freitagabend waren aus dem Gazastreifen immer wieder Raketen in Richtung Israel abgefeuert worden, so dass Familien im Süden Israels gezwungen waren, Schutzräume aufzusuchen. „Wir werden weiterhin israelische Zivilisten vor dem Terror schützen“, heißt es im Twitter der Streitkräfte Israels.
Die schwerste Eskalation seit langem folgte auf heftige Konfrontationen in Jerusalem in den vergangenen Tagen. Am Freitag waren nach Zusammenstößen Dutzende Verdächtige vorläufig festgenommen worden. Auseinandersetzungen am Freitag begannen nach einer Veranstaltung von rechten Israelis. Dutzende Israelis und Palästinenser wurden bei Konfrontationen verletzt. Nach Angaben der Polizei erlitten auch rund 20 Beamte Verletzungen.
In der Altstadt lieferten sich bis Samstagfrüh überwiegend palästinensische Jugendliche und Hunderte Bereitschaftspolizisten Straßenschlachten. Die Protestierer bewarfen die Beamten mit Steinen, die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Ein israelisches Gerichtsgebäude wurde mit Steinen beworfen, die Sicherheitskameras zerstört.
Auslöser der Proteste war der Vorwurf von Palästinensern an die Polizei, sie habe Muslime von ihren traditionellen abendlichen Zusammenkünften im Fastenmonat Ramadan vor dem Damaskustor abhalten wollen. Aufseiten der ultra-nationalistischen Israelis heizte ein im Internet verbreitetes Video die Proteste an. In der Aufnahme ist zu sehen, wie angeblich ein Palästinenser einen ultra-orthodoxen Juden in einem Nahverkehrszug schlägt.
Mit den Krawallen endete vorerst eine Phase relativer Ruhe in Jerusalem. Im August 2020 hatte die Hamas nach Vermittlung Katars eine Waffenruhe mit Israel verkündet. Aber auch danach gab es immer wieder Verstöße. Israel hatte 2007 eine Blockade des Gazastreifens verschärft, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitserwägungen. In dem Küstengebiet leben etwa zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen, gegenwärtig sind dort auch die Corona-Infektionszahlen sehr hoch. Die Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.