Große Personale für Starfotografin Elfie Semotan zum 80.

Das bunte Panoptikum eines Künstlerlebens als Hommage: Das Kunst Haus Wien widmet der Fotolegende Elfie Semotan zu ihrem im Juli anstehenden 80. Geburtstag eine große Personale. „Haltung und Pose“ versammelt neue und alte Arbeiten, Serien und Einzelaufnahmen, Schwarz-Weiß- und Farbfotografie, Landschaft und Porträt ohne zeitliches Korsett. Die rund 150 gezeigten Bilder formen stattdessen einen Werkkorpus aus Similaritäten und Differenzen mit einem Roten Faden: Elfie Semotan.

„Es war uns wichtig, die große Bandbreite des Werks zu zeigen“, umriss Co-Kuratorin Bettina Leidl bei der Präsentation am Dienstag das Konzept, eine breite Vielfalt aus dem Oeuvre der Vielarbeiterin zu präsentieren. Dabei werden nun auch die kommerziellen Arbeiten etwa für Modefirmen nicht ausgespart.

Über 60 Jahre spannt sich dabei der Bogen, der allerdings abseits strenger thematischer Blöcke oder Phasen gehängt ist, sondern epochenübergreifende Wechselspiele zwischen einzelnen Aufnahmen ermöglicht. So hängen immer wieder Aufnahmen verschiedenster Künstlerateliers oder Porträts nebst Landschaftsimpressionen. Zu sehen sind auch Serien, die direkt von der Bildenden Kunst inspiriert sind wie „Präraffaeliten“ aus 2005 oder „Inspired by Lucian Freud“ 1997. Die Porträts von Größen wie Maria Lassnig und Louise Bourgeois, Franz West oder Ornella Muti mischen sich unter Abzüge, für die sich Semotan direkt an großen Vorbildern wie Diane Arbus oder William Eggleston orientiert.

Auf diese Weise erwachsen neue Blickbezüge, Formwiederholungen fügen sich zu Systemen über die Jahrzehnte hinweg - und entsteht der Eindruck, dass das einigende Band der Arbeiten der unprätenziöse Zugang und die unaufgeregte Selbstbestimmung der Frau hinter der Kamera ist. So habe sie immer wieder von den Firmen ursprünglich ins Treffen geworfene Ideen für Shootings über den Haufen geworfen, erinnerte sich Semotan beim Gang durch die Ausstellung.

Auf diese Weise entstanden unkonventionelle Modearbeiten, wenn Semotan etwa eine Tänzerin im Kleid auf den Boden legt oder sie Vivien Solari („Life moves fast“) fotografiert, indem sie dem Modell Objekte in Bewegung zur Seite stellt. „Ich hätte auch gerne Stillleben mit Waschmitteln gemacht - aber es hat mich niemand gefragt“, unterstrich die Fast-Jubilarin ihren pragmatischen Zugang zur Werbearbeit.

Zugleich habe sich das Metier auch verändert, wenn sie etwa auf die Serie „Puszta“ aus 1990 blicke, bei der sie während der Modeablichtung auch die Landschaft und Menschen der ungarischen Steppe in den Fokus nehmen konnte. „Damals hatte ich viel Zeit, auch alles daneben zu fotografieren“, erinnerte sich Semotan ohne große Wehmut an Aufträge, bei denen man als Fotografin noch fünf Tage für letztlich zehn Aufnahmen bekam.

Dabei ist Semotan früh auf die entstehende Digitaltechnik umgestiegen, die sich rasend schnell verbessert und einen unschlagbaren Vorteil gegenüber der analogen Arbeit habe, so Semotan. Schließlich zeigt sich bei der Analogfotografie das eigentliche Bild immer erst im Nachhinein: „Es gab immer Überraschungen - mal gute, mal schlechte.“ Auch ein schönes Motto für eine epochenüberspannende Fotokarriere.

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