Starvirologe Drosten erhält diesjährigen Oberhummer-Award

Der von den Science Busters ins Leben gerufene Heinz-Oberhummer-Award 2021 geht an den wohl bekanntesten Virologen im deutschsprachigen Raum: Christian Drosten von der Berliner Charite erhält mit seiner Kollegin Sandra Ciesek und den drei Journalistinnen Korinna Hennig, Katharina Mahrenholtz und Beke Schulmann den Preis für Wissenschaftskommunikation. Im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ erklären sie seit mehr als einem Jahr Millionen von Hörern alles rund um die Pandemie.

Die Auszeichnung wird von der Wissenschafts-Kabaretttruppe Science Busters gemeinsam mit der Universität Graz, der Technischen Universität Wien, dem Gesundheitsministerium, dem ORF Fernsehen, Radio FM4 und der Stadt Wien vergeben. Sie ist nach dem 2015 verstorbenen Physiker und ehemaligen Science Busters-Mitglied Heinz Oberhummer benannt und wird heuer zum sechsten Mal verliehen. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert, als Trophäe gibt es ein Glas Alpakakot, als augenzwinkernde Erinnerung an den Alpaka-Fan Oberhummer. Als Corona-Special wird heuer noch Klopapierschnaps draufgelegt.

Es gehe um die Würdigung von Leuten, „die mit einer gewissen Breitenwirksamkeit Wissenschaft so vermitteln, dass sich viele Menschen dafür interessieren“, sagt Science-Busters-Mastermind Martin Puntigam im APA-Gespräch. Der inzwischen mehr als 90 Folgen zählende NDR-Podcast mit Drosten, zu dem später auch Virologin Ciesek gestoßen ist, sei eine „wichtige nicht-pharmazeutische Maßnahme“ im Pandemieverlauf gewesen: „Im deutschsprachigen Raum wäre es schlimmer gekommen, wenn es den Podcast nicht gegeben hätte, der für viele Menschen eine wichtige Orientierung war.“

Die Möglichkeit der Einflussnahme auf einen Pandemieverlauf sei bekanntlich ja recht begrenzt, so Puntigam. Man könne nur Maßnahmen ergreifen, damit möglichst wenige Menschen an der Krankheit sterben. „Das funktioniert umso besser, je mehr Menschen Bescheid wissen und je weniger die Menschen, die relativieren oder andere Interessen verfolgen, sich in den Vordergrund spielen können oder die Meinungsdominanz übernehmen können.“

Ein Podcast wie „Das Coronavirus-Update“ mit inzwischen mehr als 100 Mio. Zugriffen sei da in Sachen wissenschaftlicher Aufklärung „ein verlässlicher Pfeiler, den man nicht übersehen kann. Selbst wenn noch so viele Leute in Pressekonferenzen, Aussendungen und auf Demos Dinge behaupten - wenn es ein Projekt gibt, das so populär ist und sich eine solche Autorität erarbeitet hat, dann hat man immer eine Möglichkeit, sich das anzuhören, bevor man sich eine Meinung bildet.“

Es sei „viel Arbeit, die Wissenschaft so zu vereinfachen, dass sie nicht falsch wird“, meint Puntigam. „Die Mühe macht sich normalerweise eine Kapazität wie Christian Drosten oder Sandra Ciesek nicht, weil sie soviel mit Lehre, Forschung, Verwaltung und politischer Beratung zu tun haben.“ Umso mehr sei der Podcast ein Glücksfall gewesen, den es zu prämieren gelte.

Die Verleihung des Awards ist für den 24. November, am Todestag Oberhummers, im Rahmen einer Gala-Show im Wiener Stadtsaal vorgesehen. Starvirologe Drosten sowie Ciesek und die drei gewürdigten NDR-Journalistinnen werden anwesend sein. Ihr Kommen zugesagt hat auch die Vorjahrespreisträgerin, die deutsche Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim. Ihre Prämierung vor Publikum musste 2020 coronabedingt abgesagt werden. Schon am 10. September wollen die Science Busters ihrem 2015 verstorbenen Mitbegründer Heinz Oberhummer, der heuer 80 Jahre alt geworden wäre, mit einer Geburtstagsfeier gedenken. Neben Mitgliedern der Kabarettgruppe haben sich für die Show im Wiener „Theater im Park“ u.a. auch Josef Hader und Astronaut Franz Viehböck angesagt, kündigt Puntigam an.

Gibt es seiner Meinung eigentlich auch in Österreich journalistisch-wissenschaftliche Projekte, die das Coronavirus ähnlich gut wie der NDR-Podcast aufarbeiten? „Wir behelfen uns immer mit dem Schmäh: Alle, die es in Österreich super machen, sind eh bei den Science Busters“, sagt Puntigam. Das sei freilich nur die halbe Wahrheit. Es gebe sehr gute Projekte: „Aber Österreich ist so ein kleines Land, das es schwierig ist, jemand nicht zu kennen, dessen Arbeit man schätzt. Wenn man die dann prämiert, hat das bald einmal einen komischen Geruch.“

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