Zverev für Thiem im Madrid-Halbfinale Nummer zu groß
Dominic Thiem hat den dritten Finaleinzug beim ATP-Masters-1000-Tennis-Turnier in Madrid verpasst. Der 27-jährige Niederösterreicher zog am Samstag im Halbfinale gegen den Deutschen Alexander Zverev mit 3:6,4:6 den Kürzeren. Der Ranglistensechste behielt auch im zweiten Madrid-Duell mit dem ÖTV-Star nach dem Endspiel 2018 in zwei Sätzen die Oberhand und verkürzte im Head-to-Head auf 3:8 sowie auf Sand auf 2:4. Finalgegner ist der italienische Belgrad-Sieger Matteo Berrettini.
Thiem konnte trotzdem erfolgreich bilanzieren, hatte er doch bei seinem Comeback-Turnier nach rund siebenwöchiger Turnierpause wegen Verletzungs- und Motivationsproblemen nach Erfolgen über Marcos Giron, Alex de Minaur und John Isner für ihn überraschend die Vorschlussrunde erreicht. „Ich hatte entgegen der Erwartungen vier Spiele, die waren Gold wert“, sagte Österreichs Aushängeschild. Zeit zum Durchschnaufen bleibt nur wenig, kommende Woche geht es beim Masters-1000-Event in Rom weiter, wo auf den dann weiter Weltranglistenvierten nach einem Auftakt-Freilos in der zweiten Runde der Argentinier Guido Pella oder der Ungar Marton Fucsovics wartet.
„Ich weiß nicht, ob ich spielerisch bereit bin für diese zwei Kapazunder. Die zwei sind nochmals eine eigene Liga“, hatte Thiem im Vorfeld über Zverev und den im Viertelfinale mit 4:6,4:6 unterlegenen Spanier Rafael Nadal gesagt. Das bewahrheitete sich dann über weite Strecken auf dem Platz. In der Anfangsphase konnte Thiem zwar noch gut mithalten und fand bei 1:1 auch eine Breakchance vor, sein deutscher Freund hielt allerdings seinen Aufschlag und schaffte selbst mit der vierten Chance in einem mehr als achtminütigen Marathon-Game das Break zum 3:1.
Auch teilweiser Ärger über das Linienkontrollsystem konnte Zverev nicht aus der Bahn werfen, er war bei eigenem Aufschlag unangefochten und verwertete nach 42 Minuten mit einem Netzangriff seinen zweiten Satzball. In Satz zwei änderte sich wenig. Thiem wehrte zwar zu Beginn einen Breakball ab und stellte auch aufgrund eines glücklichen Netzrollers auf 1:0, im zweiten Aufschlagsspiel des ÖTV-Akteurs hatte Zverev dann aber das bessere Ende für sich.
Nach einem weiteren Break zum 4:1 schien die Gegenwehr Thiems gebrochen. Das postwendende Rebreak des US-Open-Champion sorgte aber wieder für Spannung. Besonders unterhaltsam war das siebente Game, in dem beide Akteure mehrere Möglichkeiten ausließen, ehe Thiem auf 3:4 verkürzte. Die Wende, wie sie ihm im Endspiel von Flushing Meadows 2020 nach einem Zweisatzrückstand gelungen war, blieb dieses Mal aber aus. Auch da Zverev im entscheidenden Moment bei seinen Aufschlägen seine gewohnte Stärke zeigte und seinen zweiten Matchball nach fast 1:38 Stunden verwertete.
„Vor allem gegen einen Spieler wie Sascha, der gestern schon richtig gut gegen Nadal gespielt hat, reicht es dann irgendwann nimmer, weil in allen Belangen von meinem Spiel ein bisschen was gefehlt hat“, resümierte Thiem. In der tiefergehenden Analyse ortete der nach vier Siegen in Folge gegen Zverev wieder einmal unterlegene ÖTV-Spieler viel Steigerungspotenzial: „Ich habe nicht gut genug serviert, die Grundschläge waren ein bisschen zu fehleranfällig, ich war nicht aggressiv genug und habe auch ein bisschen Probleme mit dem Timing gehabt.“ Das sei aber alles nach der langen Turnierpause „komplett normal“. Körperliche Probleme habe er keine gehabt. „Generell hat es nicht ganz gereicht, und er war ganz einfach der bessere Spieler“, betonte Thiem.
Thiems bestes Abschneiden in Madrid bleiben damit die Finalteilnahmen 2017 und 2018. 2018 hatte er da gegen Zverev beim 4:6,4:6 ebenfalls keinen Satz gewonnen. Während der Lichtenwörther weiter auf seinen Premierentitel 2021 warten muss, ist für Zverev der zweite Saisonturniersieg nach jenem in Acapulco zum Greifen nahe. „Ich habe mich wohlgefühlt, auch wenn es ein etwas anderes Match als gestern war, extrem windig, nicht einfach zu spielen. Ich bin froh, dass ich meine Chancen genutzt habe“, verlautete Deutschlands Topspieler.
Die negative Bilanz gegen Thiem konnte er etwas aufbessern. „Wir haben schon einige fantastische Matches gegeneinander gespielt und hoffentlich werden noch mehr dazukommen“, sagte Zverev. Auf dem Weg zum Turniersieg ist der 24-Jährige weiter ohne Satzverlust. Dieses Kunststück war ihm auch beim Triumph 2018 gelungen. „Ich freue mich auf das nächste große Finale und hoffe, dass die Partie diesmal zu meinen Gunsten ausgeht.“ Gegner dort ist Berrettini, der mit einem 6:4,6:4-Erfolg über den Norweger Casper Ruud in sein erstes Masters-1000-Finale einzog.