Heiterer Quarantäne-Roman: „Das Vierzehn Tage-Date“

Zwei sehr unterschiedliche Personen, die sich unerwartet und unfreiwillig in Klausur begeben müssen: Dieses in der Kunst bewährte Rezept hat René Freund auf die Corona-Zeit umgemünzt. Die Premiere der fertig produzierten Komödie „Corinna und David“ konnte aufgrund der Pandemie-Schließung im Wiener Metropoldi bisher nicht live stattfinden (und soll vermutlich im Juni nachgeholt werden), dafür ist nun der vergnügliche Roman dazu erschienen: „Das Vierzehn-Tage Date“.

Corinna und David treffen sich eher aus Langeweile für ein Tinder-Date in seiner Wohnung. Corinna ist eine chaotische, wegen der Lokalschließungen arbeitslose Kellnerin und verhinderte Künstlerin, unordentlich und gefühlsbetont, die fürchtet, im Leben eine Zuspätkommende zu werden. David dagegen ist ein feinsinniger, schüchterner Musiklehrer, der Wert auf sein Äußeres, auf Ordnung und vegane Ernährung legt. Beiden ist rasch klar: Das wird nichts. Dennoch entschließen sie sich zu einem gemeinsamen Abendessen und bestellen Pizza. Schon da kracht es: „Bestell mir eine Massenmordo speciale und für dich eine Sonoilbestemenschvonwelt grande“, faucht Fleischliebhaberin Corinna.

Nach der dann doch gemeinsam verbrachten Nacht mit zu viel Wein und Wodka wollen sie endgültig getrennte Wege gehen - doch der Pizzabote stellt sich als mit Corona infiziert heraus und beide müssen zusammen für 14 Tage in Quarantäne. Das unfreiwillige Wohn-Paar schwankt die folgenden Tage zum Vergnügen des Lesenden zwischen vorsichtiger, zarter Annäherung und lautstark zum Ausdruck gebrachter gegenseitiger Abneigung. Während Corinna über „das längste Date meines Lebens“ stöhnt, sieht David sich mit einem „übel gelaunten Gespenst in einem viel zu großen Pyjama eingesperrt“, dagegen hilft nicht einmal sein Auraspray.

Die Geschichte des 1967 geborenen, ehemaligen Josefstadt-Dramaturgen Freund verkommt trotz aller Komik nicht zum Klamauk, denn zwischen Corona-Nachrichten, reichlich Alkohol, Video-Unterricht und Straßenbeobachtungen werden durchaus ernsthaft Einsamkeit, soziale Ungerechtigkeiten, Lebensentwürfe und wiederkehrende Beziehungsmuster diskutiert. Dass Freund (u.a. „Ans Meer“, 2018) etwas so gar nicht Komischem wie einer Pandemie eine lustige Seite abgewinnen kann, erläutert der Autor übrigens wie folgt: „Das ist bei mir so etwas wie ein Defekt - ich kann fast überall eine komische Seite sehen.“ Das Ende ist erwartbar - es ist ja eine Komödie. Aber ein bisschen Lektüre zum Wohlfühlen und Mitlachen hat man sich nach den Lockdowns doch verdient.

(S E R V I C E - René Freund: „Das Vierzehn-Tage Date“. Paul Zsolnay Verlag, 156 Seiten, 18,50 Euro)

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