Salzburger Festspiele bleiben trotz Corona international
Die Salzburger Festspiele starten ins - Corona bedingte - Jahr 2 des 100-Jahr-Jubiläums. Und sie bleiben trotz aller Fragezeichen zu Reisebestimmungen international: 60 Prozent der Besucher, die bisher Karten bestellt haben, kommen aus dem europäischen Ausland, berichtete Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler am Freitag bei einem Mediengespräch. Ohne Zahlen zu nennen, sprach sie heute von einem „wunderbaren Verkauf“.
Jubiliert wird heuer vor allem auf „intellektuell reflektiver Ebene“, wie es Intendant Markus Hinterhäuser umschrieb. Dafür wird die im ersten Jubiläumsjahr begonnene Serie „Reden über das Jahrhundert“ fortgesetzt, eingeladen sind der Komponist Wolfgang Rihm, die britische Oscar- und Golden-Globe-Preisträgerin Vanessa Redgrave und der deutsche Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma.
„Kunst & Ethos“ lautet der Titel einer Diskussion, die sich mit der moralischen Bewertung von Kunst auseinandersetzen soll. Den Anstoß dazu hätten die Diskussion und das Gutachten des Historikers Oliver Rathkolb zum Festspiel-Logo von Poldi Wojtek gegeben, die in der Zeit des Nationalsozialismus tätig war, so der Intendant. Wiederauferstehen lassen - wenn auch einmalig zum Jubiläum - wird Hinterhäuser auch die Festspiel-Dialoge, die sich mit dem Phänomen Fest-Spiel auseinandersetzen.
So groß wie noch nie war der Andrang beim Dirigenten-Wettbewerb, der heuer erstmals Herbert von Karajan Young Conductors Award heißt: Rund 250 Anwärter haben sich mit DVDs beworben, die entweder mit „lausiger Tonqualität“ oder durch Orchester „mit überschaubarem Niveau“ - so Hinterhäuser - auffielen. Daraus sortierte die Jury acht Bewerber aus, die in Salzburg zehn Stunden mit einem professionellen Orchester proben durften. Drei haben es ins Finale geschafft und dürfen von 7. bis 9. August je ein Konzert im Rahmen der Festspiele dirigieren: Jonas Ehrler aus der Schweiz, der Brite Joel Sandelson und der Chilene Luis Toro Araya.
Im Zuge des Festspiel-Jubiläums wird heuer auch der Gerard Mortier Award für Musiktheater und der Förderpreis Mortier Next Generation von Graz nach Salzburg übersiedeln: 2021 wird der Award an Alexander Kluge vergeben, der mit 30.000 Euro dotierte Förderpreis geht an die deutsche Musiktheater-Regisseurin Ulrike Schwab.
Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben wurde auch das Kinder- und Jugendprogramm zum 100. Geburtstag: Seit dem „Öffnungstag“ 19. Mai laufen nun an zwölf Standorten in Summe 20 Vorstellungen unter dem Motto „jung & jede*r“. Im Rahmen des Festspielsommers wird es weitere 31 Aufführungen geben.
Sehr zufrieden zeigte sich Rabl-Stadler auch mit dem Impfprogramm im eigenen Haus. Über 80 Prozent der Festspiel-Mitarbeiter dürften inzwischen eine Corona-Impfung erhalten haben. Auch die für alle Kulturschaffenden angebotene Impfstraße im Karl-Böhm-Saal des Kleinen Festspielhauses sei sehr gut angenommen worden: 862 Personen hätten sich immunisieren lassen, sagte die Präsidentin.