Netanyahu spricht von „neuen Spielregeln“ gegenüber Hamas

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gaza-Konflikt hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu von „neuen Spielregeln“ gegenüber der islamistischen Hamas gesprochen. Israel werde auf neue Raketenangriffe aus dem Gazastreifen in aller Härte reagieren, warnte Netanyahu am Freitag bei einem Besuch im Militärhauptquartier in Tel Aviv. Auf dem Tempelberg in Jerusalem kam es unterdessen am Freitag wieder zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei.

Palästinenser hätten Steine auf israelische Sicherheitskräfte geworfen, die daraufhin mit Gegenmaßnahmen begonnen hätten, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld der Nachrichtenagentur AFP. Die heftigen Zusammenstöße nach dem Freitagsgebet dauerten nach Berichten von AFP-Korrespondenten an.

Unter Vermittlung Ägyptens hatten sich Israel und die im Gazastreifen herrschende Hamas nach elf Tagen auf eine Waffenruhe verständigt. Sie gilt seit dem frühen Freitagmorgen. In den ersten Stunden hielt sie auch.

Netanyahu sprach von großen Erfolgen im Kampf gegen die Hamas. „Wir haben die Gleichung nicht nur für die Zeit der Operation, sondern auch für die Zukunft verändert“, sagte der israelische Premier. Eine unterirdische Mauer entlang des Gazastreifens, die schon vor dem Einsatz fertiggestellt worden sei, habe die Möglichkeit von Angriffstunneln der Hamas komplett unterbunden. Man habe aber auch Verteidigungstunnel zerstört, das sogenannte Metro-System unter Wohngebieten in dem Küstenstreifen selbst. „Die Hamas kann sich nicht mehr verstecken.“

Außerdem habe Israels Armee viele führende Mitglieder der militanten Organisationen Hamas und Islamischer Jihad getötet, sagte Netanyahu. „Wer nicht getötet wurde, weiß, dass unser langer Arm ihn überall erreichen kann - über und unter der Erde.“ Das weitverzweigte Tunnelsystem unter dem Gazastreifen sei während der Luftangriffe zur „Todesfalle für Terroristen“ geworden. Außerdem habe man Drohnen der Hamas sowie ein Marinekommando zur See abgefangen.

Netanyahu dankte US-Präsident Joe Biden sowie anderen ausländischen Politikern für deren Unterstützung. Eskaliert war der Konflikt mit dem Raketenbeschuss Jerusalems durch militante Palästinenser. Dem vorausgegangen waren Zusammenstöße und Konflikte zwischen Juden und Arabern in der beiden Gemeinschaften heiligen Stadt.

Die Folgen der in den letzten elf Tagen entfesselten Gewalt sind verheerend. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden bis zum Donnerstag 243 Palästinenser getötet, unter ihnen 66 Kinder. 1.910 Menschen erlitten Verletzungen. Bei den israelischen Luftangriffen wurden 1.800 Wohnungen und Häuser zerstört, darunter fünf Hochhäuser. Krankenhäuser wurden schwer beschädigt, Straßen ruiniert.

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In Israel starben zwölf Menschen, darunter ein sechsjähriges Kind und ein Soldat. Verletzt wurden in Israel nach Angaben der Polizei 355 Menschen. Die militanten Palästinenser schossen nach israelischen Angaben insgesamt 4.340 Raketen auf das Land ab. Rund 90 Prozent der Geschosse fing nach diesen Angaben das israelische Abwehrsystem Eisenkuppel ab. Erstmals erreichten Raketen in beträchtlicher Zahl auch die Küstenmetropole Tel Aviv, das Wirtschaftszentrum Israels. Der Konflikt war am 10. Mai mit dem Raketenbeschuss der Hamas auf Jerusalem eskaliert. Israel reagierte darauf mit massiven Angriffen im Gazastreifen.

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