Südkoreas Präsident Moon ab Montag auf Staatsbesuch

Der Präsident der Republik Korea, Moon Jae-in, ist am Montag und Dienstag in Begleitung seiner Frau Kim Jung-sook in Österreich zu Gast. Südkoreas Staatsoberhaupt wird am Montag in Wien mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sowie Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) zusammentreffen. Am Dienstag ist ein Ausflug zum Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich geplant.

Moon wird am Montagvormittag mit militärischen Ehren empfangen und von Außenminister Eui-Yong Chung begleitet. Im Rahmen des Staatsbesuchs sollen ein bilaterales Kultur- und ein Doppelbesteuerungsabkommen unterzeichnet werden. Zudem stehen für Moon nach den Gesprächen mit Van der Bellen und Kurz jeweils ein Pressegespräch auf dem Programm.

Am Abend findet zu Ehren des Gastes und seiner Frau ein Staatsbankett im Schloss Belvedere statt. Am Dienstag folgt ein Besuch im Stift Heiligenkreuz, wo Moon von Abt Maximilian Heim empfangen wird. Das Stift im Wienerwald besteht ohne Unterbrechung seit seiner Gründung im Jahr 1133 und ist damit - nach dem Stift Rein in der Steiermark - das weltweit zweitälteste, seit der Gründung durchgehend bestehende Zisterzienserkloster.

Der südkoreanische Botschafter in Österreich, Shin Chae-hyun, wies in einem am Samstag veröffentlichten Gastkommentar für die Tageszeitung „Die Presse“ darauf hin, dass die bilaterale Zusammenarbeit in der Coronakrise „vertieft“ worden sei. Moon und Kurz hätten im April 2020 gemeinsame Maßnahmen gegen das Virus besprochen und Informationen ausgetauscht. Österreich und Südkorea seien zudem „Partner in Klimafragen“, schrieb Shin und verwies darauf, dass in Korea produzierte E-Autos 2020 auf dem österreichischen Markt Platz zwei einnahmen. Das Handelsvolumen, das sich im Jahr 2018 auf 2,9 Mrd. Dollar belief, sei trotz Pandemie stabil geblieben.

Darüber würden die beiden Länder eine gemeinsame Grundlagenforschung u.a. in den Bereichen Energie und Bio-Sciences anstreben. Shin: „Vor diesem Hintergrund hoffe ich, dass die beiden Nationen durch ihre Kooperation als Vorreiter gemeinsam die Ära der vierten industriellen Revolution voranbringen werden - mit einem Mix aus koreanischer Kompetenz in der Industrialisierung und Kommerzialisierung sowie der österreichischen Wettbewerbsfähigkeit in der Grundlagenforschung.“

Rund 2.700 Koreanerinnen und Koreaner leben in Österreich, das Korea-Kulturhaus im Donaupark nahe der UNO-City in Wien-Donaustadt gilt als Symbol für die bilaterale Freundschaft und Kooperation. Österreich unterstütze zudem den von Präsident Moon initiierten Friedensprozess, dessen Ziel die Schaffung von dauerhaftem Frieden auf der koreanischen Halbinsel ist, hielt der Botschafter in der „Presse“ fest. Korea wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. nach dem Korea-Krieg 1950-53 geteilt. Das stalinistische Nordkorea (Demokratische Volksrepublik Nordkorea) hält mit seinem Atomwaffenprogramm nicht nur die USA, den Verbündeten Südkoreas, sondern die ganze Welt in Atem.

Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, nimmt Moon Jae-in an diesem Wochenende am G7-Gipfel in Großbritannien. Nach der Visite in Österreich wird Moon auch Spanien einen Staatsbesuch abstatten, die Rückkehr nach Seoul ist für den 18. Juni geplant. Im Februar 2019 hatte Bundeskanzler Kurz Südkorea einen offiziellen Besuch abgestattet. 2007 absolvierte der damalige Bundespräsident Heinz Fischer einen Staatsbesuch in dem ostasiatischen Land. „Im Jahr 2021 blicken die Republik Korea und die Republik Österreich auf 129 Jahre erfolgreiche diplomatische Beziehungen zurück, die im Juni 1892 offiziell aufgenommen worden waren“, hieß es im Vorfeld in einem von der südkoreanischen Botschaft der APA übermittelten Schreiben.

Österreich-Ungarn und Korea schlossen vor knapp 130 Jahren Beziehungen einen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag. Das Königreich (ab 1895 Kaiserreich) Korea, das unter der seit 1.392 herrschenden Yi-Dynastie eine strenge Abschließungspolitik betrieb, stand damals noch in einem nominellen Vasallitätsverhältnis zu China, mit dem die Habsburger-Monarchie seit September 1869 diplomatische Beziehungen unterhielt. 1876 hatte Japan die Öffnung der koreanischen Häfen erzwungen, worauf König Kojong auch Verträge mit Russland und den Westmächten unterzeichnete. Der erste koreanische Gesandte Min Yong-Ik traf 1900 in Wien ein.

Die Konfrontation der Interessen auf der koreanischen Halbinsel führte zum japanisch-chinesischen Krieg (1894/95) und zum russisch-japanischen Krieg (1904/05). Dem koreanische Hof zwangen die Japaner 1905 einen Protektoratsvertrag auf. 1910 wurde die Yi-Dynastie entthront und das Land dem japanischen Reich einverleibt. Die Kolonialherrschaft endete erst mit der militärischen Niederlage Japans 1945. Die Halbinsel wurde im Norden von sowjetischen, im Süden von US-Truppen besetzt. Es kam zur Teilung. Österreich unterhält sowohl mit der Republik Korea (Südkorea) als auch mit der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik (Nordkorea) diplomatische Beziehungen.

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