Friedrich Cerha erhielt neu geschaffenen Alban-Berg-Ring
Friedrich Cerha ist der erste Träger des neu geschaffenen Alban-Berg-Ringes. Die Ehrung wurde dem Komponisten am Montagabend im Wiener Musikverein verliehen - gefolgt von einem Konzert zu seinem 95. Geburtstag, den er bereits im Februar begangen hatte. Der Ring wird „in Würdigung des Musikschaffens“ auf Lebenszeit vergeben, Cerha selbst bestimmt über seine Nachfolge.
„Jede Auszeichnung ist auch eine wechselseitige Verantwortung“, so Cerha in seinen Dankesworten. Er sei „stolz, der erste zu sein“. Im Gremium der Alban-Berg-Stiftung, die den Ring ins Leben gerufen und den erstmaligen Träger bestimmt hat, ortete Cerha schmunzelnd einen „Gesinnungswandel“ in den vergangenen 50 Jahren. Damals, rund um seine Fertigstellung der unvollendeten Berg-Oper „Lulu“, sei er noch „Feindbild und Angriffsfläche“ der selbsternannten Berg-Verteidiger gewesen. „Nun verleiht mir dasselbe Gremium eine Auszeichnung.“
Der Ring, der seinen Namensgeber durch die Form einer in Gold gegossenen Tonspur von Musik Bergs eingeschrieben trägt, „umschließt das Oeuvre seines Besitzers und stellt es in die Grenzenlosigkeit“, beschrieb Maximilian Eiselsberg, Präsident der Alban-Berg-Stiftung, die Symbolik der Auszeichnung. Die Verleihung erfolgte im kleinen Kreis von „Freunden und Verehrern“ - darunter der ehemalige Bundespräsident und Cerha-Musikschüler Heinz Fischer, die Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler oder der Präsident der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Anton Zeilinger.
Mehr Gratulanten versammelten sich im Anschluss zum Geburtstagskonzert im Gläsernen Saal. Das Programm hatte sich der Jubilar selbst zusammengestellt, mit Werken für Streicher, Klavier und Klarinette spannte es einen kammermusikalischen Bogen durch sein mehr als 200 Werke umfassendes und zahlreiche Stilrichtungen stets mit Eigensinn berührenden Schaffens. Es musizierten dem Komponisten verbundene Musikerinnen und Musiker, darunter Wegbegleiter wie Geiger Ernst Kovacic oder das Klangforum Wien.
Cerha, der im APA-Interview im Vorfeld bekannt hatte, dass ihm der Genuss beim Hören seiner eigenen Musik stets „von meinem wachen und kritischen Geist bedroht“ wird, schien jedenfalls hochzufrieden. Wohl auch, weil man der Musik an diesem Abend der Würdigungen den Vortritt ließ. Der Ring-Verleihung hatte Cerha, wie Eiselsberg wissen ließ, nur unter der Bedingung zugestimmt, dass „alles Verbale auf ein Minimum reduziert“ würde. Ob sich die lange Schlange an Gratulanten, die nach dem Konzert zum Jubilar drängten, ebenfalls an diesen Grundsatz halten wollten, darf bezweifelt werden.