USA und EU fordern Abzug ausländischer Kräfte aus Libyen

US-Außenminister Antony Blinken hat den Rückzug ausländischer Kräfte aus Libyen gefordert. Das Waffenstillstandsabkommen „muss vollständig umgesetzt werden“, sagte Blinken am Mittwoch kurz vor der Eröffnung einer internationalen Libyen-Konferenz in Berlin. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell pochte auf eine volle Umsetzung des Waffenstillstand-Abkommens.

Kurz vor Beginn der Konferenz sagte Borrell, dass die Anwesenheit von Milizen und ausländischen Kämpfern auch im Süden Libyens die Stabilität des nordafrikanischen Landes weiter gefährde. Hintergrund sind die Anwesenheit etwa türkischer Soldaten sowie Berichte über russische Söldner in dem Land. Die Türkei und Russland hatten im libyschen Bürgerkrieg unterschiedliche Seiten militärisch unterstützt. Beiden Ländern wird auch die anhaltende Lieferung von Waffen vorgeworfen.

„Die EU unterstützt den Wahlprozess in Libyen“, betonte Borrell. Die geplante Parlamentswahl am 24. Dezember werden Legitimität für die politische Führung des Landes bringen. Die verschiedenen Milizen hatten sich auf eine Übergangsregierung bis zu den Wahlen geeinigt. Borrell forderte eine verstärkte Ausbildung libyscher Sicherheitskräfte.

Im deutschen Außenministerium in Berlin beraten etliche Außenminister und libysche Vertreter auf Einladung Deutschlands und der UNO über den weiteren Weg zur Stabilisierung des Landes, das nach dem von NATO-Staaten gestützten Sturz des damaligen Langzeit-Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 in einen Bürgerkrieg abglitt. Zu den Teilnehmern gehören die USA, Russland, die Türkei, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate sowie die libysche Übergangsregierung. Im Jänner 2020 hatte eine erste Berliner Libyen-Konferenz Bewegung in die politischen Gespräche über die Zukunft des Landes gebracht. Die Kämpfe zwischen den verfeindeten Gruppen sind mittlerweile abgeflaut, der Waffenstillstand gilt seit Oktober 2020. Hauptziel ist weiterhin die Einmischung in den Konflikt von außen zu beenden. Nach UNO-Schätzungen hielten sich im Dezember noch 20.000 ausländische Söldner in Libyen auf. Seither soll sich die Zahl nicht wesentlich verringert haben. Die Waffenlieferungen wurden ebenfalls nicht eingestellt.

Blinkens Teilnahme an der Libyen-Konferenz und ein Treffen mit dem deutschen Außenminister Heiko Maas bilden den Auftakt zu einer einwöchigen Europareise des US-Außenministers.