Hermann Nitschs Bayreuther „Walküre“-Farbspektakel ausgebuht

Am Ende standen viele Buhs und einige Standing Ovations für Hermann Nitschs performative „Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen. Nachdem die vor der Pandemie vorgesehene Neuinszenierung des gesamten „Rings“ durch den österreichischen Jungregisseur Valentin Schwarz auf 2022 verschoben werden musste, soll der semiszenische Teil 2 der Tetralogie in Deutung des legendären Aktionskünstlers die Wartezeit verkürzen. Der Farbrausch kam am Donnerstag allerdings nicht bei allen an.

Dabei hält sich Nitsch über weite Strecken des Abends ganz geziemt an das Konzept einer reinen Mal-Schütt-Aktion mit symbolistischen Farben hinter dem an der Rampe stehenden Ensemble. Nur in wenigen Momenten macht er mit Gekreuzigten den Sängerinnen und Sängern Konkurrenz.

Der zweite Akteur des Abends, der sich an dessen Ende mit einer virulenten Anzahl an Unmutsäußerungen aus dem Publikum konfrontiert sah, war Pietari Inkinen als Herr des Grabens. Mit einem über weite Strecken schleppenden, bei der Farbmischung immer wieder unausgewogenen Dirigat machte der Finne wenig Lust auf seinen Einsatz beim szenischen „Ring“ kommendes Jahr. Wesentlich überzeugender agierte da die Riege der Sängerinnen und Sänger.

Allen voran untermauerte die Norwegerin Lise Davidsen als Sieglinde abermals ihren Status als absoluter Shootingstar im Wagner-Universum. So holte sich die 34-Jährige die verdienten Ovationen ab, was auch für Christa Mayers Leistung als gänzlich unkeifende, tiefgründige Fricka galt. Bei den Herren waren es indes Hügel-Liebling Klaus Florian Vogt und Tomasz Konieczny als Wotan-Einspringer für Günther Groissböck, der sein Debüt vor wenigen Tagen abgesagt hatte, die die Ehre auf Testosteronseite retteten.

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