Hamilton holt Ungarn-Pole, Verstappen hinter Bottas Dritter
Lewis Hamilton geht als Favorit in den Grand Prix von Ungarn und könnte noch vor der Sommerpause der Formel 1 die WM-Führung übernehmen. Der Serienweltmeister sicherte sich am Samstag im Qualifying auf dem Hungaroring die 101. Pole Position seiner Karriere und greift am Sonntag (15.00 Uhr/live ServusTV und Sky) nach seinem 100. Sieg. WM-Rivale Max Verstappen im Red Bull kam hinter Hamiltons Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas nicht über Startplatz drei hinaus.
Das Duo verlor bereits mehr als drei bzw. vier Zehntelsekunden auf Hamilton, der auf einem seiner Lieblingskurse eine Klasse für sich war. Der Brite hat in Mogyorod bei Budapest bereits achtmal gewonnen. In der WM-Wertung fehlen dem Titelverteidiger nach seinem Heimsieg in Silverstone nur noch acht Punkte auf Leader Verstappen. Der Niederländer war in Großbritannien nach einer Kollision mit Hamilton, die einigen Staub aufgewirbelt hatte, ausgeschieden.
Den ersten Showdown nach zwei Wochen voller Diskussionen und gegenseitiger Schuldzuweisungen entschied Hamilton für sich. Wenn ihm neben einem vierten Ungarn-Sieg in Serie am Sonntag auch noch die schnellste Rennrunde gelingt, würde der 36-Jährige nach Punkten zumindest mit Verstappen gleichziehen. Danach hatte es nach davor drei Verstappen-Siegen in Serie vor zwei Wochen noch nicht ausgesehen.
„Es war tolle Teamarbeit - inklusive Valtteri“, sagte Hamilton nach seiner ersten Pole Position seit Barcelona Anfang Mai. „Wir haben ständig versucht, das Auto weiterzuentwickeln. Die Jungs im Werk haben jeden Stein umgedreht.“ Mercedes scheint im elften Saisonrennen gegenüber Red Bull die besseren Karten zu haben.
Hamilton und Bottas können bei prognostizierten 34 Grad Hitze mit den haltbareren Medium-Reifen starten. Verstappen und sein viertplatzierter Teamkollege Sergio Perez griffen bereits im zweiten Quali-Abschnitt auf Soft-Pneus zurück und gehen damit auch auf diesen ins Rennen. „Wir sind bewusst bei Max auf die Soft-Reifen gegangen, weil wir doch auf einen Gripvorteil beim Start hoffen“, erklärte Red Bulls Motorsport-Berater Helmut Marko auf ServusTV.
Weniger schmeckte dem Steirer, dass Hamilton im finalen Quali-Segment kurz vor Schluss bummelte - und damit schnelle Runden der hinter ihm fahrenden Verstappen und Perez verhinderte. Letzterer kam überhaupt nicht mehr rechtzeitig durch Start und Ziel. Auch Teile des Publikums quittierten die „Spielchen“, wie sie Marko bezeichnete, mit einem Pfeifkonzert. „Ich habe mich bei Buhrufen noch nie so gut gefühlt“, sagte Hamilton. „Das spornt mich an.“
Abgeklatscht wurde zwischen den Kontrahenten allerdings. Marko äußerte sich zuversichtlich, dass die hitzige Stimmung nach der Silverstone-Kollision auch keine Auswirkungen auf das Rennen hat. „Da sind keine Rachegelüste oder sowas. Wir wollen die WM gewinnen“, betonte der 78-Jährige. Dass aufgrund der Vorfälle bei den Fahrern „eine gewisse Explosivität“ herrsche, sei aber verständlich.
Überholen ist auf dem engen Kurs in der ungarischen Steppe traditionell schwer bis unmöglich. Entscheidend dürften bei noch einmal deutlich höheren Temperaturen als am Samstag daher Reifenmanagement und Strategie werden. Red Bull benötigt Ideen. „Wir waren das ganze Wochenende ein bisschen hinten dran. Das hat sich im Qualifying auch wieder gezeigt“, erklärte Verstappen. „Bisher war das nicht das, was ich wollte.“
Perez lag als Vierter bereits mehr als eine Sekunde hinter Hamilton. Dahinter landeten Pierre Gasly im AlphaTauri und der aktuelle WM-Dritte Lando Norris im McLaren. Ferrari-Pilot Charles Leclerc fuhr auf Rang sieben, sein Teamkollege Carlos Sainz jr. verursachte mit einem Unfall im zweiten Quali-Abschnitt eine Unterbrechung. Nebeneinander aus Reihe fünf starten die Altmeister Fernando Alonso (Alpine) und Sebastian Vettel (Aston Martin).
Nicht am Qualifying teilnehmen konnte Mick Schumacher. Der Sohn von Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher war im Abschlusstraining heftig in die Streckenbegrenzung gekracht. Der 22-Jährige blieb zwar unverletzt, an seinem Haas-Boliden waren aber so umfangreiche Reparaturen notwendig, dass ihn sein Team nicht mehr rechtzeitig bis zum Zeittraining flottbekam. Auch das Getriebe musste getauscht werden, Schumacher geht daher vom Ende des Feldes ins Rennen.