Wiener Sängerknaben sagen alle Auslandstourneen ab

Die Wiener Sängerknaben haben „mit Blick auf die steigenden Corona-Zahlen und die fehlenden Impfmöglichkeiten für Kinder unter 12 Jahren“ sämtliche Auslandstourneen bis 2022 abgesagt. Das gab der Chor am Montag bekannt. Stattdessen plane man bis Weihnachten 20 Konzerte in allen Bundesländern sowie weitere hochkarätige Projekte in Österreich.

Gerade die Weihnachtstourneen in die USA und nach Deutschland seien für das wirtschaftliche Überleben des Chores wichtig, hieß es. „Tatsächlich bringt uns das wieder sehr in Bedrängnis. Wir hoffen, dass wir die finanziellen Einbußen mit kreativen Ideen und Hilfen der öffentlichen Hand zumindest teilweise abfangen können. Die Stadt Wien hat uns im Vorjahr Unterstützung signalisiert“, wird der Präsident des Knabenchors, Gerald Wirth, in einer Aussendung zitiert.

Im APA-Gespräch konnte Wirth die Höhe der durch die Absagen zu erwartenden Verluste nicht genau beziffern. Nur soviel: In einem „normalen“ Jahr nehmen die Sängerknaben zwischen 2,4 und 2,7 Mio. Euro durch Konzertgagen und Tourneen ein. Das wiederum entspreche rund zwei Dritteln des Budgets, erklärte der Präsident. „So einfach verkraften wir das nicht“, resümierte der Chef des weltbekannten Chors.

Ernsthaft existenzbedrohend dürften die Ausfälle vorerst nicht sein. Aber es werde „Anstrengungen in verschiedene Richtungen“ brauchen, um die Sache „finanziell durchzutauchen“. Durch die Österreich-Auftritte könne nur ein Bruchteil der Entgänge kompensiert werden, betonte Wirth. Die Gespräche mit der Stadt über monetäre Hilfen seien seit längerer Zeit am Laufen: „Ich bin immer noch optimistisch.“

„Auf alle Fälle geht die Gesundheit der Kinder, der Mitarbeiter und unseres Publikums vor. Solange es noch keine Impfung für Kinder unter 12 Jahren gibt, können wir keine größeren oder gar internationalen Reisen riskieren. Wir müssen weiter bangen - und hoffen“, wird der Präsident in der Aussendung zitiert.

Laut Wirth sind die Planungen für die Auslandstourneen nach Weihnachten - es geht u.a. nach Südkorea, Japan und in die USA - weiter aufrecht - „wissend, dass die Chance besteht, dass sie dann doch nicht stattfinden können“. Was die Impfungen der Knaben selbst betrifft, wisse er, dass manche Eltern dies für ihre Kinder nicht wollten, meinte der Präsident. Das werde dann dazu führen, dass die betreffenden Chormitglieder - nicht zuletzt aufgrund von Bestimmungen in den Auftrittsländern - auf einige Konzertreisen nicht mitkommen könnten.

Bis jetzt habe man über 300 Konzerte im In- und Ausland abgesagt, heißt es auf der Homepage des Chores. Stattdessen konzentriert man sich auf Ton- und Videoaufnahmen, die Messen in der Hofburgkapelle mit den Wiener Philharmonikern, die Mitwirkung bei großen Konzerten der Wiener Symphoniker unter der Leitung von Andrés Orozco Estrada und Joana Mallwitz, sowie die neuen Zyklen und Produktionen im MuTh-Konzertsaal am Augartenspitz. „Die Kinder und die Jugendlichen lieben die Auftritte, und sie brauchen sie auch. Wir erleben immer wieder, wie Kinder mit dem Applaus aufblühen - man spürt die Energie bei allen, Künstlern und Publikum. Das hat im vergangenen Jahr sehr gefehlt“, so der Schuldirektor der Wiener Sängerknaben, Hans Christian Granaas.

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