ÖVP blieb Gemeindemacht in Oberösterreich
Die Gemeinderatswahlen in Oberösterreich haben der ÖVP mit 40,18 Prozent ein leichtes Plus (0,58 Prozentpunkte) beschert und die Mehrheit in über 360 der 438 Kommunen. In 76 Orten geht die Bürgermeisterwahl in die zweite Runde. Die im Land abgestürzten Freiheitlichen erlangten einen Prestigeerfolg in Wels. Sie verloren in den Gemeindestuben 5,30 Prozentpunkte auf 16,96 Prozent, Andreas Rabl verteidigte aber den 2015 in Wels eroberten Bürgermeister-Sessel im ersten Wahlgang.
Die Grünen legten bei der Gemeinderatswahl um zwei Prozentpunkte auf 8,75 Prozent zu, die Neos um 0,18 Prozentpunkte auf 1,22 Prozent, womit sie aber hinter der MFG mit 1,27 Prozent blieben. Die SPÖ verlor leicht um 0,52 Prozentpunkte auf 27,11 Prozent. Auch auf den Bürgermeistersesseln sind die Schwarzen eine Macht: Sie gewannen 296 von 438 Gemeinden im ersten Wahlgang, den Roten gelang das in 54 Orten, den Blauen in acht. In vier Gemeinden reüssierten Bürgerlisten, in 76 rittern zwei Kandidaten in einer Stichwahl am 10. Oktober um das Amt. Dabei könnten zwei Kommunen erstmals in Grüne Hände fallen. Rudolf Hemetsberger geht mit 34,90 Prozent als Stimmenstärkerer in Attersee ins Stechen, Roland Vuketich kam in Arbing (Bezirk Perg) in die zweite Runde.
Mit Spannung war nach Wels geblickt worden, ob Andreas Rabl dem Landestrend widerstehen wird können - und es gelang, er holte bei der Direktwahl 60 Prozent. Auch bei der Gemeinderatswahl bleiben die Freiheitlichen mit Gewinnen vorne. Die einstmals dominante SPÖ stürzte mit ihrer neuen Spitzenkandidatin, der Nationalratsabgeordneten Petra Wimmer, weiter ab und hat gerade einmal noch 23 Prozent. Das ist etwa die Hälfte des blauen Ergebnisses.
Erleichterung herrschte bei der SPÖ dagegen in Steyr, das wegen der Aufregung um den Verkauf des örtlichen MAN-Werks wochenlang die Schlagzeilen mit geprägt hatte. Vogl, bis vor wenigen Monaten in Wien im Nationalrat vertreten, kann problemlos in die Fußstapfen von Langzeitbürgermeister Gerald Hackl (SPÖ) treten. Mit knapp 52 Prozent setzte sich der ehemalige MAN-Betriebsrat schon in Runde eins der Direktwahl durch. Die rund 44 Prozent für die SPÖ bei der Gemeinderatswahl bedeuten ein Plus und ebenfalls Platz eins.
Nachsitzen muss der Linzer Bürgermeister. Klaus Luger verpasste die „Absolute“ am Sonntag trotz Gewinnen der SPÖ im Gemeinderat bei gleichzeitigem Absturz der FPÖ recht deutlich. Allerdings ist ein Sieg Lugers bei der Stichwahl wohl nur Formsache, erhielt er doch knapp 44 Prozent, während sein Herausforderer, VP-Vizebürgermeister Bernhard Baier nur eine Basis von rund 16,5 Prozent vom Sonntag mitnimmt.
Im traditionell roten Bad Ischl geht die SPÖ-Kandidatin Ines Schiller gegen einen ehemaligen Parteifreund, Johannes Mathes, der unterstützt von der ÖVP mit einer Liste kandidiert, praktisch gleichauf in Runde zwei. Schiller übernahm das Bürgermeisteramt vorigen Jänner von ihrem Lebensgefährten Hannes Heide, der ins EU-Parlament gewählt wurde. Auch in Ottensheim zeichnet sich ein spannendes Rennen ab: Amtsinhaber Franz Füreder erreichte 47,54 Prozent im ersten Wahlgang, sein Herausforderer Klaus Josef Hagenauer von der Liste pro O(ttensheim) 41,93 Prozent.
Weniger gut ging es auch dem freiheitlichen Landesrat Wolfgang Klinger, dessen Regierungssitz im Land zu allem Überdruss wackelt. Er war zwar klar stärkster in Gaspoltshofen, muss aber als Amtsinhaber gegen einen ÖVP-Kandidaten in die Stichwahl.
Ein wegen Vergewaltigung angeklagter ÖVP-Bürgermeister hat indes in seiner Gemeinde ebenfalls auf Anhieb die Wiederwahl geschafft. Er bekam mehr als 50 Prozent und muss nicht in die Stichwahl. Allerdings musste er Verluste hinnehmen, 2015 hatte er mehr als zwei Drittel der Stimmen erhalten.
In Steyregg, wo sich die Identitäre Bewegung angesiedelt hat, ist die „Steyregger Bürgerinitiative für Umwelt und Stadtleben“ stärkste Kraft im Gemeinderat geblieben. Mit 40,43 Prozent toppte sie das Ergebnis von 2015 um 8,3 Prozentpunkte. Die Impfskeptiker-Liste MFG war in Maria Neustift (Bezirk Steyr-Land) mit 26,73 Prozent am stärksten und holte auch in der Landeshauptstadt zwei Mandate. In der als oberösterreichisches Impf-Schlusslicht geltenden Gemeinde Auerbach im Bezirk Braunau landete MFG mit 13,13 Prozent auf Anhieb auf Platz drei.