Blackout-Vorsorge wird in Österreich verstärkt

Die Vorkehrungen gegen ein „Blackout“ in der Stromversorgung in Österreich werden verstärkt. Dazu haben am Montag Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und der Vorstand des Hochspannungsnetzbetreibers APG einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Die Polizei kann damit ein, zwei Stunden früher gewarnt werden. Die APG kann binnen längstens 20 bis 30 Stunden die Versorgung wiederherstellen, zeigen Simulationen. Jedoch wird das Stromsystem durch die Erneuerbaren immer anfälliger.

„Wir diskutieren den Erzeugungsausbau, vernachlässigen aber das Gesamtsystem. Der Netzausbau muss schneller gehen“, forderte der technische Vorstandsdirektor der Austrian Power Grid (APG), Gerhard Christiner, vor Journalisten mit Blick auf Windkraft und Photovoltaik. Der Netzausbauplan der APG sieht bis 2032 ein Volumen von 3,5 Mrd. Euro vor. Zudem hat die APG zur Netzstabilisierung erneut Verträge mit Gaskraftwerken abgeschlossen, um bei Bedarf Leistung abrufen zu können. Ab 1. Oktober habe man 3.200 Megawatt (MW) Leistung unter Vertrag, leider wegen Bedenken der EU-Kommission nur für eine Anlage für länger als ein Jahr. Heuer habe man schon 160 mal zur Netzstabilisierung eingreifen müssen.

Die Strommarktliberalisierung vor 20 Jahren habe auch eine Verknappung der Erzeugungskapazitäten gebracht, sagte Christiner. Österreich weise einen Spitzenverbrauch von 9.000 MW auf, müsse aber 4.000 MW importieren. „Auch die Klimawende mit ihren Extremwetterereignissen macht uns zu schaffen und trägt dazu bei, dass das System labiler wird und am Limit fährt.“ Zudem seien für die APG kaum qualifizierte Mitarbeiter am Markt zu finden. Die Dekarbonisierung werde nur mit mehr volatilem grünem Strom erfolgen können, der Wirtschaftsstandort hänge aber von einer sicheren Stromversorgung ab.

Die Erfahrungen zeigen laut Christiner, dass ein Blackout im besten Fall nach etwa zehn Stunden beherrscht werden kann, laut den ständig durchgespielten Simulationen laufe die Versorgung nach längstens 20 bis 30 Stunden wieder. Die eigenen Leute schicke man regelmäßig zum Training nach Duisburg, „dort trainiert halb Europa“. Dort übe man, was sich bei einem Ausfall noch verbessern lasse.

Die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts sei sehr schwer zu benennen - der für technische Ausrüstung verantwortliche Generalmajor Peter Skorsch aus dem Innenressort sprach von einem „Blick in die Glaskugel“. Wichtig sei, dass man falls nötig schnellstmöglich reagieren könne, wie dies am 8. Jänner geschehen sei, so Christiner. Damals war wegen Problemen in Kroatien nahe Ungarn das europäische Stromnetz kurzzeitig in zwei Regionen zerfallen. Gleich danach seien Schritte initiiert worden, um bei einem Blackout die „Chaos-Phase“ möglichst kurz zu halten, sagte Skorsch. Auch der 24. Juli mit Ausfällen in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs, zeige, dass Sicherheit nicht selbstverständlich sei, so Christiner.

Laut Nehammer kann die Polizei bei einem Blackout 72 Stunden lang, also für drei Tage, die volle Einsatzbereitschaft aufrechterhalten und für weitere vier Tage, also insgesamt sieben Tage, die Sicherheit in Österreich gewährleisten. 100 Standorte sollen nun resilient, also durchhaltefähig werden, darunter das Innenministerium selbst sowie wichtige Zentralen wie das Bundeskriminalamt (BKA), die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), die Cobra, die Landespolizeidirektionen und die Bezirkspolizeikommanden.

Der Innenminister appellierte an die Menschen, Vorkehrungen für längere Stromausfälle zu treffen. Dabei gehe es um ausreichend Lebensmittelvorräte sowie um Kochgelegenheiten, die auch ohne Strom funktionieren - etwa Campingkocher -, aber auch um batteriebetriebene Radios, um weiter Informationen zu bekommen. Der ORF und die Privatsender könnten als kritische Infrastruktur eine gewisse Zeit durchhalten, um die Bevölkerung weiter zu informieren. Auch die Telekom-Anbieter würden sich mit ihrer Durchhaltefähigkeit befassen, so wie auch die Spitäler.

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