Künstlerhaus-Flügel als neue Spielstätte der Staatsoper

Den Kindern nicht die Flügel heben, sondern ihnen einen geben: Der einstige brut-Flügel des Künstlerhauses wird wie erwartet die neue Spielstätte der Staatsoper für ihre Kinder- und Jugendprojekte. Dies gaben die Beteiligten am Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt. Renoviert wird der noch unsanierte „Französische Saal“ nicht zuletzt mit Unterstützung von Mäzen Hans Peter Haselsteiner. Der Bund steuert zum rund 21 Mio. Euro teuren Projekt 5 Mio. Euro bei.

„Dieses Haus kann seinen - gewachsenen - Aufgaben nicht mehr gerecht werden ohne zusätzliche Räumlichkeiten“, betonte Staatsoperndirektor Bogdan Roščić die Notwendigkeit für die neue Spielstätte. In der Staatsoper selbst sei das nicht realisierbar gewesen. Zugleich wisse man, dass man beim Altersschnitt des Publikums zehn bis 20 Jahre über anderen Opernhäusern liege. Aus diesem Grund sei der Ausbau des Französischen Saales für die Kinder- und Jugendprojekte oder auch experimentelle Ballettinszenierungen, öffentliche Meisterklassen oder Uraufführungen das wichtigste Vorhaben seiner laufenden Amtsperiode. Die neue Spielstätte solle also über Kinderopernprojekte weit hinaus reichen, stellte Roščić klar. Auch bedeute die aktuelle Entscheidung nicht, vollkommen auf Kinderopernprojekte im Haupthaus zu verzichten: „Was wir hier machen, ist etwas Zusätzliches.“

Dabei plane man langfristig, hätten beide Seiten doch einen Kündigungsverzicht von 30 Jahren vereinbart. Im zweiten Untergeschoß des fertigen Baus sollen dann die Künstlergarderoben positioniert sein, im ersten Untergeschoß primär die Technik. Der Saal selbst wird von einem steilen Auditorium für 279 Menschen dominiert. Die Bühne hat einen Orchestergraben sowie einen kleinen Schnürboden. Und im darüberliegenden Geschoß wird das Opernstudio seine neue Heimat finden. „Es ist so etwas wie die perfekte kleine Theaterwelt“, so Roščić. In dieser schönen neuen Welt soll der Spielbetrieb im Spätherbst 2024 starten, wobei dieser dann aus dem laufenden Budget finanziert werden soll. Schließlich spare man etwa die jährlich 300.000 Euro Miete für den zuletzt verwendeten Kinderopernstandort Walfischgasse und hebe Synergien. Auch werde die Erhaltung von Haselsteiner garantiert, während die Staatsoper nur mehr die Betriebskosten tragen müsse.

10 Mio. Euro der Umbaukosten soll der von Haselsteiner beherrschte Baukonzern Strabag übernehmen, 5 Mio. Euro der Bund. „Den restlichen Betrag wird die Haselsteiner Familien-Privatstiftung übernehmen“, unterstrich Haselsteiner am Dienstag. Der Bauherr des Projekts ist eine Gesellschaft der Privatstiftung, die deshalb nicht an das öffentliche Vergaberecht gebunden ist. Haselsteiner freute sich, dass es sich nicht um eine reine Finanzierung von seiner Seite handle wie bei der Albertina modern, sondern um ein PPP-Modell, das er als Zukunftsmodell für Österreich pries. Er hoffe, dass es eine Selbstverständlichkeit werde, dass künftig beide Seiten ihren Beitrag zur Kultur leisten.

Die 5 Millionen Euro Bundeszuschuss seien Sondermittel, die zusätzlich zum Kulturbudget flössen, betonte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne): „Wir müssen dafür sorgen tragen, kommenden Generationen auch die unglaubliche Weite und Schönheit der Kultur näherzubringen.“ Dabei habe man sich eng abgestimmt mit der Albertina modern und dem Musikverein als unmittelbare Nachbarn. Dessen Probebetrieb solle möglichst ungestört ablaufen, auch wenn sich der Gläserne Saal nur einen Meter getrennt vom neuen Fundament befinde, so Haselsteiner.

Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder, der einst selbst gehofft hatte, mit der Albertina modern den Flügel übernehmen zu können, freute sich nun „uneingeschränkt“ über einen weiteren renommierten Nutzer im Haus: „Ich sehe nur mehr den Vorteil, dass der Saal einer wichtigen, einer kulturellen Nutzung zugeführt wird.“ Er selbst habe eine profunde musikalische Erziehung genossen und unterstütze es umso mehr, dass dies auch anderen Kindern und Jugendlichen ermöglicht werde. Sein weinendes zu diesem lachenden Auge sei, dass er dafür ab 1. Februar 2023 den Betrieb der Albertina modern „so kurz wie möglich“, also einige Monate, schließen werde müssen.

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