Salzburg erwartet gegen Lille „Fifty-Fifty-Spiel“

Fußball-Meister Salzburg ist am Mittwoch (21.00 Uhr/live ServusTV, Sky) auf seinen ersten Saisonsieg in der Champions League aus. Die Ausgangslage vor dem Heimspiel gegen den französischen Überraschungsmeister OSC Lille kennt keinen klaren Favoriten. „Es ist ein Fifty-Fifty-Spiel“, sagte der verletzte Spielgestalter Zlatko Junuzovic vor dem zweiten Gruppenspiel.

Nach neun Siegen in den ersten neun Partien der heimischen Liga gehen die Salzburger mit Selbstvertrauen geschwellter Brust ins Spiel. Trainer Matthias Jaissle sah seine Mannschaft gegen ein französisches Topteam aber keineswegs in der Favoritenrolle. „Lille hat unfassbare Qualität, vor allem in der Offensive. Da müssen wir auf der Hut sein. In Summe ist Lille eine spielstarke Mannschaft, die mit Ball viele interessante Muster spielt. Wir wollen das unterbinden und natürlich auch wieder unsere Art auf den Platz bringen.“

Seit dem Elferwahnsinn von Sevilla (1:1) gingen Salzburg fast die Innenverteidiger aus. Jaissle reagierte darauf auch am Dienstag öffentlich gelassen. „Der Kader bringt in der Breite Qualität mit.“ Die Lage in der Defensive hat sich auch leicht entspannt. Zwar fehlen in Oumar Solet, Kamil Piatkowski und Albert Vallci drei Innenverteidiger verletzt. Bei einem vierten, Maximilian Wöber, schaute es am Dienstag bezüglich eines Comebacks aber „ganz gut aus“, wie Jaissle vor dem Abschlusstraining verriet. Die Eindrücke der letzten Einheit wollte der Trainer „noch wirken lassen“, der zuletzt am Oberschenkel angeschlagene Wöber werde aber zumindest im Kader stehen.

Spielt Wöber nicht, dürften Jerome Onguene und Bernardo wie beim jüngsten 2:0-Erfolg beim WAC die Zentrale bilden. Davor fehlt weiterhin Junuzovic wegen seiner hartnäckigen Fersenprellung als Strukturengeber im Mittelfeld. Offensiv hat Jaissle die Qual der Wahl - und deckte seine Karten im Vorfeld nicht auf. Gut möglich, dass neben dem gesetzten Karim Adeyemi erneut Noah Okafor seine aufsteigende Tendenz beweisen darf, Benjamin Sesko und Junior Adamu zunächst auf der Bank sitzen.

Um als erstes ÖFB-Team seit Sturm Graz im Jahr 2000 in der Königsklasse zu überwintern, sind für die „Bullen“ in der ausgeglichenen Gruppe G mit Wolfsburg und Sevilla wohl Heimsiege wie gegen Lille notwendig. „Wir sehen uns nicht als Favorit, aber auch nicht als Außenseiter. Es ist ein Fifty-Fifty-Spiel. Ich glaube, es ist alles möglich“, sagte Junuzovic am Montagabend bei „Servus TV“. Für ihn selbst ist die Situation in der Zuschauerrolle momentan „ziemlich mühsam“. „Die Knochenprellung hat ein paar Strukturen zur Seite geschoben und es sind Entzündungen entstanden.“

Lille verfolge eine ähnliche Spielweise wie Salzburg, sagte Junuzovic. „Sie sind sehr aggressiv, gehen auf den zweiten Ball, haben schnelle Spitzen vorne. Da sind sie auch verwundbar. Wir werden unsere Räume haben und zu Torchancen kommen. Da musst du entschlossen sein und die Tore machen.“

Lille ist nicht Liverpool oder Atletico. Aber auch der fünffache französische Meister hat in Altmeister Burak Yilmaz, dessen Sturmpartner Jonathan David, Timothy Weah (Sohn von George Weah), Portugal-Routinier Jose Fonte oder Renato Sanches bekannte Namen im Kader. Letzterer fehlt wegen einer Knieverletzung. Das Team kam nach Abgängen von Leistungsträgern und Erfolgstrainer Christophe Galtier (zu Nizza) schleppend aus den Startblöcken. Elf Punkte aus den ersten acht Partien bedeuten keinen Beutezug, wie ihn Salzburg hinlegt - und einen Rückstand von bereits 13 Zählern auf Leader PSG. Zuletzt zeigte die Formkurve dank zweier Siege hintereinander (gegen Reims und Straßburg) nach oben.

Die Defensive - im Meisterjahr das Prunkstück - ließ bisher 14 Gegentore zu; in der Vorsaison waren es zu diesem Zeitpunkt lediglich drei gewesen. Ausgerechnet zum Auftakt in der Königsklasse gegen Wolfsburg stand zum heuer einzigen Mal auch hinten die Null. Zufrieden konnten die „Doggen“ damit allerdings nicht sein, trotz halbstündiger Überzahl und einiger Chancen kam man nicht über ein 0:0 hinaus. Gegen ein österreichischen Team hat Lille noch nie gespielt. Salzburgs Bilanz gegen französische Clubs ist bei vier Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen leicht positiv.

Gegen eine Mannschaft aus den fünf größten Ligen Europas warten die Salzburger in der Champions League noch auf den Sieg. „Für uns ist das nicht wichtig“, sagte Andreas Ulmer. „Wir haben in der Champions League schon gewonnen, wir wissen, wie es geht. Das wollen wir morgen umsetzen.“ Salzburgs Kapitän ist auch in der Königsklasse Dauerläufer. In den bisherigen 13 Spielen seit dem besiegten CL-Fluch hat er jede Minute absolviert. Vor dem Mittwoch-Duell meinte der bald 36-Jährige Routinier: „Ich denke, dass drei Punkte schon möglich sind, aber dafür brauchen wir eine richtig gute Leistung.“ Damit würde Salzburg auch nach dem 15. Pflichtspiel unter Jaissle seine weiße Weste anbehalten. Dienstagmittag waren für die Partie 22.000 Karten abgesetzt.

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