Berlusconi feierte 85. Geburtstag im Kreise der Familie
Begleitet von Glückwünschen aus aller Welt hat der italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi am heutigen Mittwoch seinen 85. Geburtstag gefeiert. Politiker, Sportler und Medienleute gratulierten Berlusconi zu seinem Geburtstag, den er in seiner Luxusresidenz in Arcore bei Mailand im Kreis der Familie beging. Die fünf Kinder und 13 Enkelkinder waren seit Mittwochfrüh in Arcore eingetrudelt.
Auch Berlusconis Freundin Marta Fascina (30), die den TV-Patriarchen fürsorglich betreut, kam in die Luxusresidenz. Die Forza-Italia-Parlamentarierin steht derzeit an der Seite des betagten Industriekapitäns und Europaabgeordneten, der bereits zwei gescheiterte Ehen hinter sich hat und sich im Vorjahr auch von seiner langjährigen Lebensgefährtin Francesca Pascale getrennt hatte.
Langjährige Mitarbeiter und Freunde des Großunternehmers, wie seine „rechte Hand“ Fedele Confalonieri, Fußballstars und die komplette Mannschaft seines Klubs AC Milan gratulierten Berlusconi. Glückwünsche erhielt Berlusconi auch von der Spitze seiner Partei Forza Italia, die er 1994 gegründet hatte. „Wenn es einen Menschen gibt, der in seinem Leben bewiesen hat, dass nichts unmöglich ist, dann ist es Silvio Berlusconi“, kommentierte Roberto Occhiuto, Fraktionschef der Forza Italia in der Abgeordnetenkammer, auf Facebook.
Berlusconi will trotz seines Alters von Pensionierung nichts wissen. Obwohl er mit Herzbeschwerden und Nachwirkungen seiner Covid-Erkankung im vergangenen Jahr zu kämpfen hat, will er sich nicht aus der Politik verabschieden und träumt sogar davon, im kommenden Februar anstelle von Präsident Sergio Mattarella italienischer Staatspräsident zu werden. „Das wäre die Krönung seiner politischen Laufbahn“, meinen seine Vertrauten. Auch der Verbündete Lega-Chef Matteo Salvini unterstützt Berlusconis Kandidatur für das Amt des Präsidenten.
Justizverfahren überschatten die Freude des Geburtstagskindes. Wegen des Verdachts der Zeugenbestechung laufen noch zwei Verfahren gegen ihn in Mailand und Siena. Ihm wird vorgeworfen, mehrere Zeugen mit Geld, Schmuck und Gütern im Millionenwert dazu gebracht zu haben, vor Gericht über die Partys mit der marokkanischen Tänzerin Karima al-Mahrough alias Ruby Rubacuori im Jahr 2010 zu schweigen, die damals noch nicht volljährig war.
Berlusconi war im Zuge des Zerfalls des italienischen Parteiensystems wegen des Korruptionsskandals „Tangentopoli“ Anfang der 1990er Jahre in die Politik eingestiegen. Mit seiner innerhalb weniger Monate aus dem Boden gestampften Partei „Forza Italia“ gewann er die Parlamentswahl 1994 und wurde erstmals Regierungschef, doch zerfiel die Mitte-Rechts-Regierung schon im darauffolgenden Jahr. Im Jahr 2001 schaffte er ein Comeback als Regierungschef und amtierte dann - mit Unterbrechungen bis zum Jahr 2011. Mittlerweile ist seine Forza Italia nicht mehr die bestimmende Kraft im rechten Lager. Die rechtspopulistische Lega hat sie bereits bei der Wahl 2018 überholt, bei der nächsten Wahl dürfte sie Umfragen zufolge auch von der noch extremeren Partei „Fratelli d‘Italia“ (Brüder Italiens) überflügelt werden.
Berlusconi, der schon von 1999 bis 2001 EU-Abgeordneter war, zog bei der Europawahl 2019 neuerlich in die europäische Volksvertretung ein. Möglich wurde dies durch ein Gerichtsurteil, das ein 2013 ergangenes sechsjähriges Mandatsverbot wegen „guter Führung“ um ein Jahr verkürzte. Grund für das Mandatsverbot war eine Veruteilung wegen Steuerbetrugs gewesen.