Rapid will als „klarer Außenseiter“ bei West Ham überraschen

Rapid steht in der Fußball-Europa-League vor einer Herkulesaufgabe. Die Hütteldorfer kämpfen nach dem Auftakt-0:1 gegen Genk am Donnerstag (21.00 Uhr/live Servus TV, Sky) in London gegen West Ham United um die ersten Punkte in der Gruppe H. Nicht nur die Qualität des Premier-League-Siebenten spricht gegen eine Sensation der Wiener, sondern auch deren aktuelle Form. Vier der jüngsten Pflichtspiele wurden verloren, darunter auch die Generalprobe gegen Sturm (0:3) am Sonntag.

„West Ham verfügt über eine sehr große Qualität, wir wissen, dass wir klarer Außenseiter sind“, sagte Rapid-Coach Dietmar Kühbauer vor dem Abflug am Mittwochvormittag. Das macht auch der Blick auf den Marktwert nur allzu deutlich. Mit dem englischen Teamspieler Declan Rice (70 Mio.) und dem Tschechen Tomas Soucek (40 Mio.) gibt es zwei Akteure der „Hammers“, die jeweils alleine mehr wert sind, als der gesamte Rapid-Kader (34,55 Mio.). Jener der Londoner ist mit 353,25 Mio. mehr als zehnmal wertvoller. Dementsprechend sind auch die Gehälter in anderen Sphären. „In England scheint das Geld im Fußball ja nach wie vor abgeschafft zu sein“, merkte Kühbauer bezüglich des großen Unterschieds die finanziellen Möglichkeiten betreffend an.

Geld schießt einem Sprichwort zufolge aber bekanntlich keine Tore. Darauf hofft auch Kühbauer, dessen Team die Ligatristesse - die jüngsten drei Partien wurden verloren samt Rückfall auf den vorletzten Tabellenplatz - vergessen machen will. „Die Vorzeichen sind klar, aber trotzdem fliegen wir nach London, um etwas mitzunehmen. Um das zu realisieren, müssen wir aber auf einem sehr hohen Niveau spielen und von Anfang an schauen, dass der Gegner nicht in den Spielfluss reinkommt“, gab der 50-Jährige die Marschroute vor. Zu erwarten sei auf alle Fälle ein „sehr intensives“ Spiel.

Ausgetragen wird es im 60.000 Zuschauer fassenden London Stadium. Immerhin können die Hütteldorfer auf die Unterstützung von mehr als 1.000 Anhängern zählen, nachdem seit September Auswärtsfans wieder erlaubt sind. „Trotz unserer derzeit schwierigen Situation in der Liga unterstützen uns die Fans super. Wir werden alles daran setzen, um ihnen ein gutes Spiel zu bieten“, versprach Rapids Coach. Seine Spieler bauen auf die Unterstützung von den Rängen. „Ich glaube, dass die Rapid-Fans mehr Stimmung machen als die von West Ham, darauf können wir uns alle freuen“, sagte Kevin Wimmer.

Der Abwehrspieler kennt die Atmosphäre vor Ort und den Gegner aus eigener Erfahrung. Bei Wimmers beiden Liga-Einsätzen gegen den Gewinner des Cup der Cupsieger von 1965 - 2016 ein Auswärts-0:1 mit Tottenham, 2017 ein Heim-0:3 mit Stoke City - gab es kein Erfolgserlebnis. Diesmal soll sich das in einem „sehr besonderen Spiel“ ändern. „Für einen Fußballer machen solche Spiele den meisten Spaß. Wir sind nicht der große Favorit, wollen aber für eine Überraschung sorgen und zeigen, was in uns steckt“, betonte der 28-Jährige.

Die Reise traten auch die zuletzt nicht fitten Stammkräfte Ercan Kara und Kapitän Maximilian Hofmann an. Ihr Einsatz ist aber weiter fraglich, da sie zuletzt nicht trainieren konnten. „Das werden wir uns noch genau anschauen, gerade gegen einen Gegner wie West Ham brauchen wir voll fitte Spieler am Platz“, ließ sich Kühbauer alles offen. Das Tor wird neuerlich Paul Gartler hüten, Richard Strebingers Comeback werde es „mit größter Wahrscheinlichkeit“ erst nach der Länderspielpause geben.

West Ham hat diese Saison von acht Pflichtspielen nur jenes in der Liga gegen Manchester United (1:2) unglücklich verloren. Gegen die „Red Devils“ revanchierte sich der dreifache FA-Cup-Sieger zuletzt mit einem Triumph im Ligacup. Auch die Generalprobe glückte am Samstag mit einem 2:1 bei Leeds United. Im Vergleich dazu wird sich das Team von Trainer David Moyes im ersten Europa-League-Heimspiel personell wieder an einigen Positionen verändert präsentieren, da Rotation zuletzt das Gebot der Stunde war. Der Start in die Gruppe war mit einem 2:0 bei Dinamo Zagreb unabhängig davon geglückt.

Die beiden Teams treffen im Europacup das erste Mal aufeinander. Rapid hat gegen englische Teams bisher elfmal gespielt, und dabei immerhin auch zwei Siege geholt - jeweils gegen Aston Villa, 2010 im Europa-League-Play-off (3:2) auch auf englischem Boden.

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