Rückschlag im Lavanttal für Austria-Projekt Jugend forscht
Just im letzten Spiel vor der Länderspielpause ist die stattliche Serie der Wiener Austria gerissen. Statt Durchschnaufen als eine sieben Runden ungeschlagene Mannschaft gab es am Samstag den Dämpfer in Form eines 0:1 in Wolfsberg. Die Gäste verloren nicht unbedingt als schlechteres Team, ließen im Lavanttal aber jegliche Durchschlagskraft vermissen. Im violetten Projekt Jugend forscht sind solche Rückschläge eingeplant.
Manfred Schmid war nicht übel gelaunt oder gar zornig. Vielmehr wollte der Austria-Trainer den Punkteverlust nüchtern einordnen in die momentane Faktenlage, die auf den ersten Blick verheerend aussah (kein Schuss auf des Gegners Tor), aber auch folgendes preisgab: Die jüngste Austria-Startelf der Saison (23,1 Jahre) ging mit 16 Schussversuchen (fünf mehr als der WAC), mehr Ballbesitz und mehr gewonnenen Zweikämpfen vom Platz.
Der unter Schmid gesetzte Manfred Fischer meinte gar: „Wir haben den WAC in der zweiten Halbzeit komplett gegen die Wand gespielt. Die sind nur noch hinten drin gestanden und nicht mehr rausgekommen.“ Das mag unter die Kategorie „violette Brille“ fallen, Verteidiger Johannes Handl gestand auf seiner Ursachenforschung auch: „Wir waren zu wenig auf Torzwang.“
Schmid sah das genauso und beantwortete den anwesenden Journalisten, deren Blick sonst vornehmlich dem WAC gilt, erst einmal die Frage, wer eigentlich dieser Matthias Braunöder sei. „Ein guter Junge aus der eigenen Akademie.“ Neben Mittelfeldspieler Braunöder (19 Jahre) liefen mit Aleksandar Jukic (21), Muharem Huskovic (18) und Leonardo Ivkic (18) weitere Eigengewächse auf, deren Erfahrungsschatz auf Bundesliga-Ebene in Summe 65 Einsätze beträgt. Zum Vergleich: Michael Liendl machte am Samstag sein 604. Spiel als Profi.
Schmid sah es dementsprechend „teils der Jugend geschuldet, dass wir nicht diese Konstanz im Abschluss und der Zielstrebigkeit haben“. „Dass die eine oder andere Torchance nicht klar herausgespielt wird, ist Teil der Entwicklung. Aber diesen Weg werden wir weitergehen“, sagte Schmid und erbat sich nicht zum ersten Mal in dieser Saison Geduld. „Wenn man sieht, wie sie Fußball spielen, dann ist das schon in Ordnung. Die Zeit muss man ihnen geben.“
Der WAC habe zudem mit einer gestandenen Mannschaft „leidenschaftlich verteidigt“, betonte Schmid und kündigte an, während der zweiwöchigen Ligapause die Intensität im Training hochzuhalten. „Damit sie dann im körperlichen Bereich wieder einen Schub machen. Die Jungs müssen mehr trainieren als ältere Spieler.“
WAC-Coach Robin Dutt führte die defensive Kompaktheit vom Samstag - nach 19 Gegentoren in neun Runden davor - neben dem Goldtor durch den ansonsten unsichtbaren Tai Baribo (43.) ebenso gewinnbringend an. „Wir haben diesmal deutlich besser verteidigt und letztlich auch durch harte Arbeit einmal 1:0 gesiegt. Wir haben damit auch eine neue Ebene. Das haben sie eigentlich ganz ordentlich gemacht“, sagte Dutt nach dem zweiten Zu-Null-Erfolg seiner noch kurzen Amtszeit.
Die Wolfsberger liegen nur noch jeweils einen Punkt hinter dem Dritten Austria Klagenfurt und dem Vierten SV Ried, die sich im direkten Duell im Innviertel 1:1 trennten. Die erste Hälfte stand klar im Zeichen der Gastgeber, die 1:0 führten und einen nicht gegebenen Elfmeter beklagten. „Da frage ich mich schon, warum wir den VAR haben“, meinte der gefoulte Seifedin Chabbi. Für Interimstrainer Christian Heinle war es in dieser Situation „nicht nachvollziehbar, keinen Elfer zu bekommen. Wenn wir 2:0 führen, kippt die Partie nicht mehr.“
So aber übernahmen die Klagenfurter das Kommando und ließen nach dem Seitenwechsel eine Fülle von hochkarätigen Chancen aus. „Ich glaube nicht, dass wir noch einmal gegen einen Gegner so viele Chancen bekommen“, ächzte Coach Peter Pacult. Heinle gab zu: „Am Ende können wir uns 20 Mal bei unserem Tormann Sahin-Radlinger bedanken.“
Der 36-Jährige vertritt wohl noch für längere Zeit Cheftrainer Andreas Heraf, der sich wegen Stimmbandproblemen praktisch komplett aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat. „Der Kontakt mit ihm ist auf ein absolutes Minimum beschränkt. Wenn, dann werde ich mich über Whatsapp melden“, erzählte Heinle.
Für die Admira bedeutete das Heim-2:0 über Altach jene „Belohnung“, die sich Coach Andreas Herzog angesichts guter, aber punktemäßig kaum honorierter Leistungen gegen Hartberg (1:1) und den LASK (1:3) gewünscht hatte. „Es tut gut, mit einem wichtigen Dreier in die Länderspielpause zu gehen“, sagte denn auch der ÖFB-Ex-Internationale. Sein Team konnte nach dem frühen 1:0 durch Thomas Ebner (8.) bis zur Pause zwar nicht überzeugen („In der Kabine haben wir einiges geklärt“), dominierte nach dem neuerlich schnellen 2:0 durch Marlon Mustapha (52.) aber klar und hätte auch höher gewinnen können.
In der Tabelle kletterte die Admira dank des dritten Saisonsiegs vorerst auf Platz sechs. Altach hingegen, das nach Seitenwechsel in der Südstadt offensiv quasi nicht mehr stattfand, hängt drei Punkte hinter der Admira auf Platz neun fest. Sechs Spiele lang ist man ohne Sieg, Trainer Damir Canadi gab sich relativ entspannt. „Leidenschaft und Mentalität waren gut, nur das Ergebnis tut weh“, sagte der Wiener. Sein sportlicher Leiter, Werner Grabherr, war ebenfalls um Ruhe bemüht: „Die Geduld müssen wir jetzt aufbringen. Wir sind uns sicher, dass wir aus dieser kleinen Welle auch wieder rauskommen“, meinte er gegenüber „Sky“.